1. Die Grundlage kennen

Streiten gehört zu jeder Beziehung. Denn im Idealfall hilft ein Zwist dabei, Unstimmigkeiten zu klären – und das stärkt eine Beziehung, egal ob zum Partner, zur besten Freundin, zur Schwester oder zum Arbeitskollegen. Doch man muss sich vor jedem Streit klarmachen: Man streitet miteinander – nicht gegeneinander.

miss-Tipp: Ein konstruktiver Streit ist nur der, aus dem ihr beide als Gewinner hervorgeht, weil ihr euch verstanden fühlt und vor allem: gemeinsam eine Lösung gefunden habt!

2. Den anderen sehen

In einem Streit kann man sich so hochschaukeln, dass man den Blick für den anderen verliert. Dann kämpft man so verbissen für sein Recht, dass man kein Gespür für sein Gegenüber hat. Doch so kann man nicht streiten!
miss-Tipp: Du musst dir klarmachen, dass ihr zu zweit eine Lösung sucht und nicht alleine kämpft. Hab deshalb immer ein Gehör für andere Argumente. Außerdem musst du aufpassen, dass deine Erwartungen nicht höher sind als deine Streitbereitschaft. „Signale, Mimik, Gestik und Sprache reichen nicht aus, um Bedeutungen von Gedanken und Gefühlen auszudrücken. In der Regel sind ausgesendete Nachrichten mit Erwartungen und Interpretationen verknüpft. Da kann es jederzeit zu Fehlern und Widersprüchen kommen“, so die österreichische Psychologin und Trainerin Natalia Ölsböck.

3. Sich selbst hinterfragen

Auch wenn man es sich ungern eingesteht, aber manchmal liegt die Ursache eines Streites nicht am anderen. Deshalb sollte man in sich hineinhören, um herauszufinden, woher der Wunsch kommt, dass es kracht. Vielleicht nur, um Ärger abzulassen, der aber nichts mit dem anderen zu tun hat?
miss-Tipp: Selbstreflexion ist hier besonders wichtig. Finde heraus, warum du streiten möchtest! Erst wenn du dir sicher bist, dass es auch einen anderen betrifft, kannst du es ansprechen. „Wenn man bei sich die Ursache dafür sucht, dass man gerade unausgeglichen ist, anstatt dem Partner oder Kollegen die Schuld daran zu geben, lassen sich Konflikte besser lösen“, erklärt Maud Winkler, Coach für Führungskräfte.



 4. Fight for your right

Oft neigt man dazu, einer Streitsituation entfliehen zu wollen. Vielleicht weil man konfliktscheu ist, vielleicht weil man keine Lust auf Zoff hat, vielleicht auch weil man denkt, sich nicht durchsetzen zu können. Doch defensives Verhalten ist kontraproduktiv!

miss-Tipp: Gibt es ein Problem zwischen euch, dann müsst ihr die Ursache finden. Fliehst du hingegen vor dem Streit, erreichst du lediglich Stillstand. Dazu kommt: Auf dein Gegenüber wirkt die Flucht so, als würdest du dich gar nicht für den Streit – und seine Lösung – interessieren.

5. (Nach-)geben ist nicht gleich nehmen

Auch diese Situation kennt man nur zu gut: Um den Streit zu lösen, gibt man nach – auch wenn man eigentlich nicht der Meinung ist, dass das richtig ist. Hier sollte man auf sein Bauchgefühl hören: Spürt man, dass man nur nachgibt, um seinen Frieden zu haben, liegt man falsch – denn dieser Frieden ist nur von kurzer Dauer.
miss-Tipp: Wenn du deine eigenen Bedürfnisse leugnest, um es dem anderen recht zu machen, erreichst du keine Lösung des Konflikts, im Gegenteil: „Wenn jemand immer Zugeständnisse macht, staut sich Groll an, und der Partner erscheint nach einer Weile übermächtig“, sagt Psychologe Philipp Yorck Herzberg von der Universität Hamburg.

6. Verletzungen vermeiden

Streit hat zwei Gesichter: Er kann Bedürfnisse klären – er kann aber auch tief verletzen. Je länger man einen Menschen kennt, umso besser kennt man auch seine Schwachstellen und weiß, wo man richtig treffen kann. In einem Streit läuft man Gefahr, genau das zu tun – und damit viel zu zerstören.
miss-Tipp: Mache dir bewusst, mit wem du streitest – und wie tief du austeilen willst. Manche Verletzungen sind so schwer, dass man sie nicht mehr kitten kann, das sollte dir immer bewusst sein. Denn niemand kann uns schwerer treffen als der Mensch, der uns am nächsten steht.

 7. Kein PingPong-Spiel

Angriff ist die beste Verteidigung? In einem Streit nicht unbedingt. Natürlich neigt man dazu, mit Abwehr zu reagieren, wenn man angegriffen und kritisiert wird, doch zum Gegenschlag auszuholen und stattdessen den anderen zu kritisieren, ist kontraproduktiv.

miss-Tipp: Lenk bitte nicht vom eigenen Fehlverhalten ab, indem du dem anderen etwas vorwirfst, was mit der Situation nichts zu tun hat. „Das mündet dann in eine Angriffsspirale, bis einer das Kampfgespräch emotional oder physisch verlässt“, erklärt die Bielefelder Psychologin Nina Heinrichs.

8. Aktionismus

Es ist einfach, jemanden anzugreifen – doch es ist schwer, es so zu tun, dass es die Botschaft der Kritik überhaupt ankommt. Denn Kritik ist nicht dazu da, dem anderen seine Schwächen vorzuführen, sondern um eine Besserung zu erreichen. Deshalb spielen nicht nur die richtige Formulierung, sondern auch Tonfall und Inhalt eine große Rolle.

miss-Tipp: Beschwer dich über eine Aktion, die dich gestört hat („Es hat mich gestört, dass du mich nicht angerufen hast“), kritisiere aber nie die Persönlichkeit des anderen („Du bist so unzuverlässig!“).



9. Zuhören und zusammenfassen

Wenn Emotionen hochkochen, ist man so in einer Spirale gefangen, dass man kein Ohr für den anderen hat. Das führt dazu, dass der Streit immer schlimmer wird, weil keiner dem anderen mehr zuhört.

miss-Tipp: Um die Argumente des anderen besser zu verstehen, ist es hilfreich, sie zu wiederholen. Zum Beispiel:“Du meinst also, ich nehme mir zu wenig Zeit für dich.“ „Das kommt einem anfangs etwas blöd vor, ist aber eine große Hilfe“, sagt Psychologin Nina Heinrichs. So signalisiert man, dass man nicht nur zugehört, sondern auch verstanden hat, worum’s geht und gibt dem anderen die Gelegenheit, Missverständnisse sofort aufzuklären.

10. Die Wutprobe

In vielen Streitratgebern wird man gebeten, nicht laut zu werden. Dabei ist das nicht nur reinigend für die Seele, sondern auch gesund. Eine Studie hat ergeben, dass es der Gesundheit schadet, Wut zu unterdrücken und anderen gegenüber freundlich zu tun. Psychologen der Universität Frankfurt ließen Studenten in einem Rollenspiel Kundencenter-Mitarbeiter darstellen. Die Probanden, die unverschämten Kunden gegenüber auf Wunsch der Psychologen immer freundlich blieben, hatten einen höheren Blutdruck als diejenigen, die zurückpöbeln durften.

miss-Tipp: Im Streit laut werden, ist gesund, allerdings muss die Situation stimmen. Im Büro einen Kollegen anzuschreien, ist tabu – zu Hause beim Freund oder der Mutter mal die Stimme zu heben, geht in Ordnung. „Zu Hause können wir so richtig die Sau rauslassen, unser berufliches Ich hingegen agiert viel vorsichtiger. Berufliche Auseinandersetzungen verlaufen meist kühl, private hingegen können brennheiß werden“, so Psychologin Natalia Ölsböck. Verboten ist lediglich, während dem Brüllen beleidigend zu werden – Beschimpfungen sind nämlich nie eine Lösung.

11. Kein Versöhnungssex

Das Schönste am Streit ist der Versöhnungssex, hört man gerne und oft. Doch das trifft nur bedingt zu. Ist der Streit für beide befriedigend ausgegangen und der Frieden wiederhergestellt, spricht nichts dagegen. Wenn Sex jedoch als Ausweichmanöver oder Waffe benutzt wird, schadet das einer Beziehung.

miss-Tipp: Gestritten wird auf der verbalen Ebene und nicht auf der körperlichen! Die übliche psychische Reaktion auf Zoff ist: Man fühlt sich angegriffen und verletzlich, manchmal ungeliebt. Der normale Reflex auf diese Gefühle ist, dass man sein Herz verschließt. Und man kann es nicht einfach durch Sex öffnen. Erst, wenn ein Streit gelöst ist, kann das funktionieren. Vorher ist Sex lediglich ein Mittel, um auszuweichen oder Dampf abzulassen, löst aber niemals Konflikte.