„Du solltest da mal mit einem Therapeuten darüber sprechen!“ Wer diesen Satz schon mal gehört hat, weiß, dass es nicht immer leicht ist, diese Worte zu verdauen. „Ich? Ich bin doch nicht verrückt!“ Zu groß ist oft die Hemmschwelle, ernsthaft darüber nachdenken, tatsächlich einen Psychologen aufzusuchen, geschweige denn, es tatsächlich zu tun. Schämen sollte man sich keinesfalls, im Gegenteil. „Ich möchte meine Geschichte nicht noch einmal nacherzählen. Das kostet zu viel. Ich habe keine Zeit.“ – Alles riesige Hürden, die man sich selbst in den Weg legt. Denn Fakt ist, fast allen Menschen täte die richtige (Gesprächs-)Therapie gut. Nicht jeder Psychologe passt zu jedem Klienten, deswegen sollte man auch nicht aufgeben, wenn man in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hat. Trotzdem gibt es einige Dinge, denen sich absolut jeder bewusst sein sollte, dem seine erste Therapiestunde bevor steht:

1. Verlasse dich nicht zwingend auf Empfehlungen

Deiner Mutter hat Therapeutin X geholfen und deine Freundin fühltsich bei Y wohl? Schön für sie, aber dass muss noch lange nicht heißen, dass sie auch dir helfen können. Checke vor deinem ersten Therapeuten-Besuch unbedingt Fähigkeiten und Spezialgebiete ab, genauso wie den Stundensatz. Vergleiche mehrere und entscheide dich für den Therapeuten, bei dem du von Anfang an das beste Gefühl hast.

2. Bevor du einen Termin vereinbarst, frag nach einer kostenlosen Telefonberatung

Die meisten Therapeuten bieten neuen Patienten kostenlose Erstgespräche an, um sich kennen zu lernen und abzuchecken, ob man „zusammenpasst“. Stelle dabei alle vorbereitenden Fragen, die du noch hast – etwa was sein Ansatz in Bezug auf dein Problem sein könnte. Danach entscheide nach deinem Bauchgefühl. Mit wem fühlst du dich am wohlsten und hast das Gefühl, dass du dich öffnen kannst?

3. Frag den Therapeuten, welcher Fortschritt zu erwarten ist…

…und wie viele Sitzungen notwendig sind, um diesen Fortschritt auch zu erkennen. Wenn man zum ersten Mal einen Therapeuten besucht, sollte man mit ihm oder ihr darüber sprechen, woran man überhaupt erkennt, dass man Fortschritte macht (sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer Sitzungen). Nach einigen Sitzungen kann man den  Therapeuten ebenfalls fragen, ob er eine Veränderung bemerkt, da das selbst oft schwer festzustellen ist. Frustriert zu sein, weil die Therapie oft ein sehr langer Weg ist, ist der falsche Weg. Daher hilft es, sich auch kurzfristige Ziele zu setzen.

4. Stell dich darauf ein, dass es manchmal unangenehm werden wird

Es ist wie beim Sporteln: Angenehm und ohne Überwindung klappt’s selten – doch hat man es erstmal geschafft, fühlt man sich befreit und erleichtert. So ist das auch bei Therapien. Es werden Momente kommen, die unangenehm sind, doch sie sind Teil des Prozesses und wichtig. Aber: Unerträglich und überfordernd sollten die Sitzungen nie sein!

5. Sei dir bewusst, dass du nicht in jede Sitzung mit einem „großen Ding“, das es zu besprechen gibt, gehen musst

Manchmal führen Sitzungen, bei denen man denkt, dass es eigentlich nichts zu besprechen gibt, zum Durchbruch. Es gehört zum Job eines guten Therapeuten, dass jede Sitzung produktiv ist und auf Kurs bleibt. Deshalb sollte er immer etwas parat haben, was er den Kunden fragen kann. Das ist sogar besonders wichtig, weil wir Menschen dazu neigen, Dinge zu vermeiden und umgehen, mit denen wir uns schwer tun, sie hochkommen zu lassen und darüber zu reden. Wenn man offen ins Gespräch geht, hat man mit dem Therapeuten eher die Gelegenheit, über eine Vielzahl von Dingen zu sprechen, die im Leben vor sich gehen. Und wer weiß, vielleicht entdeckt man so ganz ungeplant „Baustellen“, über die es sich zu reden lohnt.

6. Du darfst (und musst) es ansprechen, wenn du mit deinem Therapeuten nicht zufrieden bist

Die Therapie sollte sich wie ein sicherer, komfortabler Raum anfühlen, in dem man geschützt alles sagen kann. Einschließlich, wenn du etwas nicht verstehst, wenn dein Therapeut dich verärgert, wenn etwas nicht stimmt, was er sagt, oder wenn du Angst davor hast, was er oder sie sagen wird. Das erlaubt dem Therapeuten auch, die Behandlung so zu gestalten, wie es für dich am besten funktioniert. Außerdem ist es außerordentlich wichtig, zu kommunizieren, was gerade gut tut, was man sich wünscht – und was einen eben gerade ärgert.

7. Wenn etwas nicht funktioniert, wie du es dir vorstellst, solltest du  deinen Therapeuten nicht ghosten

Vor allem, wenn ihr länger zusammengearbeitet habt, lohnt es sich, über die Beendigung „der Beziehung“ zu sprechen. Es ist wichtig, Dinge zu erforschen, anstatt nur die Behandlung zu verlassen. Besprich, was dir fehlt und womit du nicht zufrieden bist, sonst wird dir das gleiche beim nächsten Therapeuten wieder passieren.