Um Schwangerschaft und Geburt ranken sich viele Mythen und Unwahrheiten. Von einigen Dingen glaubt man allerdings, sie wären nur im Mittelalter vorgekommen, dabei sind sie heutzutage präsenter denn je.

Dazu gehört auch der sogenannte „Husband Stitch“ (übersetzt bedeutet das so viel wie „Ehemann-Stich“).

Was ist der Husband Stitch?

Er beschreibt den zusätzlichen „Stich“, den Ärzte beim Zusammennähen einer eingerissenen Vagina nach der Geburt machen, um dem Ehemann „einen Gefallen zu tun“.

Ärzte, die das bis heute praktizieren, leben in dem Irrglauben, dass sie den Paaren dadurch ein erfüllteres Sexualleben bescheren würden, dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Die Frauen haben im Anschluss oft schreckliche Schmerzen beim Sex, manche meinen sogar ihr Liebesleben wäre dadurch komplett zerstört worden.

Diese Ärzte-Praktik zerstört das Sexleben von Paaren

Tatsächlich ist es so, dass bei einer natürlichen Geburt in den meisten Fällen der Damm, also der Teil zwischen Vagina und After, einreißt. Früher wurde er oft schon im Vorhinein eingeschnitten, doch mittlerweile ist man zu dem Schluss gekommen, dass ein selbst eingerissener Damm im Anschluss unkomplizierter verheilt. Das eingeschnittene oder eben eingerissene Gewebe muss im Anschluss an die Entbindung natürlich wieder zusammengenäht werden. Den Eingang zur Vagina allerdings weiter als nötig zuzunähen ist keine Notwendigkeit und eigentlich eine unfassbar sexistische Praktik. Denn es soll dem Ehemann Spaß machen – und wie sich die Frau danach fühlt, ist egal, oder wie?

Auf der Website mamabirth werden einige Frauen zu dem Thema zitiert:

  • „Dass ich einen Husband Stitch als Teil einer Reparatur eines Dammrisses dritten Grades bekommen hatte, wusste ich nicht. Ich fand es nur Monate später heraus, als ich unter anderem wegen schmerzhaften Sex untersucht wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich irgendjemand dieser Praxis freiwillig unterziehen würde. Sie hat unser Sexualleben ruiniert.“
  • „Ich hatte bei meinem ersten Baby einen Dammschnitt (dem ich nicht zustimmte … die Ärztin hat mich informiert, während sie den Schnitt durchgeführt hat). Danach hat sie mich zu eng zugenäht. Geschlechtsverkehr hat mir sechs Monate lang Schmerzen bereitet … Zuerst war es so qualvoll, dass wir es nicht einmal probieren konnten. Ich weinte jedes Mal, wenn wir es versuchten.“

Auf der Facebook-Seite von EDITION F schreibt zum Beispiel auch eine Gynäkologin zum Thema:

  • „Ich bin Gynäkologin und wurde im Kreißsaal mehrmals von den Ehemännern/Partnern pseudo-scherzhaft gefragt, ob ich nicht „noch ein, zwei Stiche mehr machen“ könne. Ich habe einfach nicht geantwortet und gehofft, dass die Frauen nicht gehört haben, was der Vater ihres Neugeborenen da gerade gesagt hat. Schwer vorstellbar, dass es Ärzte gibt, die sowas tatsächlich tun. Andererseits, so schwer auch wieder nicht, ältere männliche Gynäkologen mit einem mehr als fragwürdigen Frauenbild gibt es leider so einige.“