„Der XY ist doch schwul, oder?“ „Hat der schon jemals eine Freundin gehabt?“ „Der weiß wohl noch nicht, was er will, oder?“ Tuscheleien und Gerüchte wie diese sind oft nicht nur für den Menschen unangenehm, um den es geht (sollte er sie überhaupt mitbekommen), sondern auch für dessen gute Freunde, bei denen Neugierige immer wieder versuchen, sie auszuquetschen. Wie man als Freund mit dieser Situation richtig umgeht, ist ein heikles, weil sehr persönliches Thema.

Bei Neugierigen gilt es zunächst, klar Position zu beziehen, sagt Psychologin Karin Kaiser-Rottensteiner: „Ich habe nicht das Recht, zu werten, ich mache bei Lästereien nicht mit!“, sind Antworten, die jenen, die Gerüchte verbreiten, erst mal den Wind aus den Segeln nehmen werden.

Aber soll man seinen Freund nun auf das Thema ansprechen, wenn man selber vermutet, dass er sich nicht „traut“, seine Sexualität „offen zu leben“? Soll man ihm das Outing abnehmen? Als guter (oder bester ) Freund, der möglicherweise auch vermutet, dass an den Gerüchten was dran ist, kann man diese Person jedenfalls unterstützen, sagt Psychologin Karin Kaiser-Rottensteiner.

Verdacht offen ansprechen

Prinzipiell gibt es natürlich keine allgemein gültige Lösung, es ist und bleibt ein sensibles Thema, das sehr individuell betrachtet werden muss. Wenn die Vertrautheit groß ist, rät Psychologin Karin Kaiser-Rottensteiner, die Vermutung anzusprechen. „Je offener, desto besser. Je unverkrampfter, desto besser. Das Thema soll enttabuisiert werden“, sagt die Expertin. Außerdem könne man ansprechen, dass man selbst mit dem Thema verunsichert ist, dass man gar nicht weiß, wie man darüber ins Gespräch kommt. Bei weniger Vertrautheit sollte man den Verdacht nicht ansprechen, da die sexuelle Orientierung Privatsache ist, und in die Intimsphäre des Einzelnen gehört. Hier gilt es eher, an der eigenen Haltung und Offenheit zu arbeiten und gegebenenfalls, wenn getuschelt wird, klare Position zu beziehen.