Schon seit Jahren häufen sich die negativen Aussagen ehemaliger Teilnehmerinnen über die Castingshow „Germany’s Next Topmodel“. Auch Anuthida Ploypetch, die in der 10. Staffel der Show den zweiten Platz hinter Vanessa Fuchs erreichte, kann einiges aus ihrer Zeit bei GNTM berichten.

Ist das Drama echt?

Es gibt eine Frage, die sich ganz sicher jeder stellt, der sich die Model-Castingshow im Fernsehen ansieht – und die lautet: „Gibt es ein Drehbuch oder passiert das alles wirklich?“ Denn es ist teilweise wirklich unfassbar, über welche Dinge sich die Frauen in dem Format streiten und welche Statements sie vor der Kamera abgeben. „Um das klarzustellen: Nein, es gibt kein Drehbuch“, verrät uns Anu im Interview. Hier sind sich tatsächlich alle ehemaligen Kandidatinnen einig, auch die Ex-Teilnehmerin Yusra hat bereits in einem Youtube-Video bestätigt, dass es kein Drehbuch gibt, aber manche Situationen gestellt oder beliebig aufeinander geschnitten werden. „Augenverdreher von mir wurden reingeschnitten, wo ich in Wahrheit gefragt wurde, wie viele Jungs ich schon hatte.“

Die Streitereien und Zickereien zwischen den „Meeedchen“ sollen teilweise inszeniert worden sein, aber zum Großteil tatsächlich echt. Das ist allerdings auch kein Wunder, angesichts der unfassbaren Drucksituation, in der sich die GNTM-Kandidatinnen befinden. Sie haben weder Familie noch Freunde um sich und müssen auch ihr Handy abgeben. Der Kontakt zur Außenwelt scheint also abgebrochen und sie sind, teilweise gerade 16 Jahre alt, komplett auf sich alleine gestellt.

Das Leben nach GNTM

Es ist allgemein bekannt, dass die Kandidatinnen bei „Germany’s Next Topmodel“ insgeheim Rollen zugeteilt bekommen. Ihre Charaktere scheinen vorgegeben, egal ob sie ihrer realen Persönlichkeit entsprechen oder nicht. Szenen, die eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben, werden aufeinander geschnitten oder es werden nur bestimmte Szenen gezeigt, die dann wiederum die Person, die das Produktionsteam „erschaffen“ hat, darstellen. Bei Anuthida war es beispielsweise so, dass sie (zum Zeitpunkt ihrer Teilnahme war sie 16 Jahre alt) als das Küken verkauft wurde. Das fand sie als sie die finale Sendung dann selbst im Fernsehen sah, eh ganz okay – was es für ihre Karriere bedeutete, war ihr zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst…

„Damals war ich froh, dass ich so gut aus der Sendung gekommen bin. Während der Dreharbeiten war ich ein bisschen misstrauisch, wie ich dargestellt werde. Mir war es wichtig, auf keinen Fall als Zicke abgestempelt zu werden. Am Ende war ich das unscheinbare schüchterne Küken… und fand es okay. Heute hat es allerdings schlechte Auswirkungen auf meinen Ruf. Viele Kunden denken, ich wäre extrem schüchtern. Dabei bin ich ein sehr offener Mensch. Dann wurde mir klar, dass alle Szenen wo ich Faxen mache und ein bisschen mehr rede, ja gar nicht gezeigt wurden.“

Die heute 20-jährige Anu ist aber nicht die Einzige, die im Nachhinein mit ihrem Ruf zu kämpfen hat. Tessa Bergmeier etwa nahm 2009 an der Castingshow teil und kämpft angeblich bis heute mit den Folgen. Die 28-Jährige hat erst vor kurzem ein Foto auf ihrem Instagram-Profil geteilt, unter dem sie schreibt: „Ich habe mich nie inszeniert, wie häufig so vermutet – sondern diese Figur wurde von den Medien erschaffen. Diese Figur ist Opfer der Medienlandschaft gewesen und eines stelle ich klar: Ihr habt eure „Tessa Bergmeier“-Version erschaffen.“ Laut eigener Aussage wollte sie aufgrund ihres Rufes niemand vertreten und auch die Jobs wären nach ihrer Darstellung in „Germany’s Next Topmodel“ ausgeblieben. 

Würdest du die Teilnahme weiterempfehlen?

Eine Frage, deren Antwort vor allem für junge Mädchen besonders wichtig ist, ist jene, ob sich die Strapazen nun auszahlen. Wer sich überlegt, sich beim GNTM zu bewerben, sollte sich das bestenfalls zweimal überlegen, vor allem dann, wenn man vorhat, tatsächlich in der Modewelt durchzustarten. „Wenn ihr internationale Topmodels werden wollt, überlegt es euch vielleicht noch ein- oder zweimal ob ‚Germany’s Next Topmodel‘ der richtige Weg für euch ist“, rät Anuthida. Denn immerhin kann euch der Ruf, den ihr durch die Sendung bekommt, ein Leben lang verfolgen.