Wenn es nach der älteren Generation geht, machen wir – also die berühmt-berüchtigte „Jugend von heute“ – ja nicht allzu viel richtig. Wir sind faul, verwöhnt, wissen nicht was wir wollen und von unseren Fähigkeiten, Beziehungen zu führen fangen wir besser gar nicht erst an. So werden wir also immer wieder gerne mal als „Generation „Bindungsangst“ bezeichnet… aber ist da wirklich was dran?

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Was ist dran an der Liebes-Unfähigkeit der „Jugend von heute“?

Natürlich tendieren wir eher dazu, diese und ähnliche Aussagen prinzipiell empört als „Früher-war-alles-besser“-Sentimentalität zu pauschalisieren, müssen aber trotzdem zugeben, dass schon das ein oder andere Fünckchen Wahrheit in den Beschwerden der älteren Generation steckt. Deshalb haben wir ein bisschen gebrainstormed und versucht, 3 beliebte Oma-Aussagen über die Liebe zu analysieren.

1. Nichts (und niemand) ist uns mehr gut genug.
Dass wir in der Liebe etwas länger brauchen als es früher üblich war, liegt vielleicht unter anderem auch daran, dass wir heute nicht mehr so schnell wie möglich einen stattlichen jungen Herren von den vier verfügbaren Pracht-Exemplaren der Dorf-Community aussuchen, schnell heiraten, Kinder werfen und auf diesem Wege wohl oder übel glücklich werden müssen. Mehr Möglichkeiten, Privilegien und Wissen, was die Welt so alles zu bieten hat (danke, liebes World Wide Web), führen logischerweise auch dazu, dass man diese Angebote wahrnimmt. Und prinzipiell ist es ja besser, man nimmt nicht den Erstbesten, selbst wenn das bedeutet, dass man (Gott behüte!) bis 30 Single bleibt. Andererseits könnte an Omas Aussage aber insofern auch etwas Wahres dran sein, dass wir durch die Möglichkeit, uns (vor allem online) ständig zu vergleichen und vollkommen unrealistischen Idealen nachzujagen, wählerischer geworden sind – oder vielleicht einfach nur ein bisschen oberflächlicher!?

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2. Wir geben sofort auf, wenns mal heikel wird.
Wir nehmen sofort Reißaus, wenn es in der Beziehung ein bisschen schwieriger wird? Das kann man so nicht sagen. Prinzipiell sind wir heute wohl einfach unabhängiger und können es uns deshalb (gesellschaftlich und finanziell) leisten, eine Beziehung, mit der wir nicht 100%ig zufrieden sind, zu beenden. Wo Oma allerdings Recht haben könnte ist, dass unsere Generation eine leicht verschobene Vorstellung davon hat, wie eine gute Beziehung aussieht. Die Idee, dass eine zufriedene Partnerschaft 24-Stunden Harmonie, unverändert guten Sex und genau so viel „Me-Time“ wie während des Single-Daseins beinhalten muss, wird uns von Hollywood zwar erfolgreich verkauft, hat mit der Realität aber reichlich wenig zu tun. Dass eine gute Beziehung Hochs und Tiefs hat und viel Arbeit und Geduld erfordert, lernen wir früher oder später aber ohnehin von selbst…

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3. Wir denken nur noch an uns.
Unsere Generation hat (zumindest in der europäischen Mittelschicht) erstmals die Möglichkeit, sich in Ruhe zu überlegen, was sie will. Viele von uns können reisen, studieren, das Studium wechseln, auch mal nichts tun, verschiedene Dinge ausprobieren, uns austoben – kurz gesagt: Wir haben es (im Vergleich zu Oma damals) ziemlich leicht. Deshalb ist es auch wenig verwunderlich, dass wir unser Leben mit all seinen Möglichkeiten voll auskosten und uns dabei auch nicht einschränken lassen wollen. Wir werden immer später Eltern, viele von uns wollen nichts mehr vom Heiraten wissen oder genießen es eben, jahrzehntelang leidenschaftlicher Single zu bleiben. Früher oder später will aber dann doch (fast) jeder von uns jemanden, der uns liebt und abends zuhause auf uns wartet… und spätestens dann stellen auch wir selbstsüchtigen jungen Fratzen unser Ego hinten an 😉

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