Die Corona-Krise hat nun offenbar auch Mode-Discounter H&M getroffen. Die Modekette plant angeblich, Angestellte zu entlassen. Wir haben bei H&M Deutschland und H&M Österreich nachgefragt.

In Deutschland sollen rund 800 Stellen gestrichen werden. Einem Bericht von „Business Insider“ zufolge legte die Unternehmensführung dafür dem Gesamtbetriebsrat ein Freiwilligenprogramm vor. In diesem sollen Angestellte in Elternzeit als prädestinierte Gruppe für Entlassungen aufgelistet sein.

H&M plant vor allem Angestellte in Elternzeit zu entlassen

H&M versuche laut dem Bericht, den Stellenabbau über ein Freiwilligenprogramm zu erreichen. So möchte das Unternehmen betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. „Sollte die Anzahl der Freiwilligen in diesem Programm nicht ausreichen, wird die Entscheidung über eine Sozialauswahl getroffen“, teilte H&M mit. Die Unternehmensführung legte dem Gesamtbetriebsrat zudem ein Freiwilligenprogramm vor. Darin seien laut „Business Insider“ Angestellte in Elternzeit als geeignete Gruppe für Entlassungen aufgelistet. Begründung für dieses Vorgehen, das laut dem Bericht vor allem Mütter treffen könnte: Diese Gruppe könne nicht zu den umsatzstarken Abendzeiten sowie an Samstagen arbeiten. Die betroffenen Mitarbeiterinnen sind zwar durch die Elternzeit vor Kündigung geschützt. Sind sie aber erst einmal zurück am Arbeitsplatz, ist es möglich, sie zu kündigen. „Die Mitarbeiter bei H&M haben Angst um ihren Job und um ihre Gesundheit. Keiner von uns weiß, was auf uns zukommt“, so eine Mitarbeiterin gegenüber „Business Insider“.

„H&M-Deutschlandchef Thorsten Mindermann verhält sich wie ein Unternehmenspatriarch, der Entscheidungen über die Köpfe von Frauen hinweg trifft“, kritisiert Cosimo-Damiano Quinto von der Gewerkschaft Ver.di gegenüber „Business Insider“. „Im Grundgesetz heißt es klipp und klar: Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft. Eigentum verpflichtet daher auch Unternehmen wie H&M, Frauen in Elternzeit und berufstätigen Müttern familienfreundliche Arbeitszeiten zu ermöglichen, anstatt ihre Doppelbelastung als Schwäche auszunutzen und zu versuchen, sie auf die Straße zu setzen.“

H&M Deutschland: „Gehen nach geltenden rechtlichen Bestimmungen vor“

Auf Anfrage von miss.at bezieht H&M Deutschland folgende Stellung: „Das Freiwilligenprogramm bei H&M Deutschland richtet sich nicht vorrangig an Mütter und Väter. Wir freuen uns, auch vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage, die Möglichkeit zu haben ein Freiwilligenprogramm mit attraktiven Konditionen anbieten zu können. Wir haben mit diesem Programm ein milderes Mittel gewählt, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.“ Das Freiwilligenprogramm richte sich an H&M-Mitarbeiter aus unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen, die sich konkret für dieses Programm entscheiden können.

H&M Deutschland erklärt zudem: „Wir gehen in diesem Fall ganz klar nach geltenden rechtlichen Bestimmungen vor. Sollte die Anzahl der Freiwilligen in diesem Programm nicht ausreichen, wird die Entscheidung über eine Sozialauswahl getroffen. Diese schützt nach geltendem Arbeitsrecht Mitarbeiter*innen, die eine Kündigung mit besonderer sozialer Härte treffen würde, wie beispielsweise Mütter und Väter. Hier werden unter anderem Faktoren wie Alter, Betriebszugehörigkeit und unterhaltspflichtige Kinder/Familienmitglieder/Verwandte miteinbezogen. Wichtig zu betonen ist, dass Kolleg*innen in Elternzeit selbstverständlich von betriebsbedingten Kündigungen ausgenommen werden und ausschließlich die Möglichkeit haben, sich für das Freiwilligenprogramm zu entscheiden, sofern sie sich beruflich verändern möchten.“

Keine Store-Schließungen bei H&M Österreich

Von H&M Österreich heißt es zudem in einem Statement gegenüber miss.at: „Die Einzelhandelsbranche befindet sich aufgrund der zunehmenden Digitalisierung und des veränderten Kund*innenverhaltens in einem tiefgreifenden Wandel. Die Covid-19-Pandemie beschleunigt dies noch weiter.“ Die H&M Group verfolge dies sehr genau und habe bereits die notwendigen schrittweisen Maßnahmen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit ergriffen, um das Unternehmen nachhaltig weiterzuentwickeln und möglichst viele Arbeitsplätze langfristig zu sichern. „Bei H&M Österreich sind derzeit keine Storeschließungen geplant„, so das Unternehmen.

Corona-Krise trifft Modekette

2020 war auch für H&M ein hartes Jahr. Denn wie viele andere Unternehmen litt auch der Modekonzern unter der Corona-Krise. So sank der Nettoumsatz der H&M-Gruppe weltweit im Geschäftsjahr von Dezember 2019 bis November 2020 um 18 Prozent auf etwa 18,3 Milliarden Euro.