„Die heurige Preisträgerin Marina Hoermanseder reüssiert derzeit am internationalen Modeparkett und ist wie keine andere das modische Testimonial für ihre Geburtsstadt Wien“, meint Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Er lobte bei der Überreichung der mit 10.000 Euro dotierten Auszeichnung im Semper Depot, die Designerin sei „schon am Absprung. Sie ist eine, die schon wahnsinnig viel erreicht hat, aber noch viel mehr erreichen kann.“ Der Preis solle „die nächsten entscheidenden Schritte beim Aufbau ihrer internationalen Marktpräsenz“ erleichtern.

Die 29-jährige Wahlberlinerin absolvierte auf Wunsch der Eltern zunächst ihren Master in Betriebswirtschaft, studierte dann an der ESMOD Berlin (Internationale Kunsthochschule für Mode), besuchte Kurse am Central St. Martins College in London und durchlief ein Praktikum bei Alexander McQueen. 2014 zeigte sie ihre erste eigene Kollektion auf der Berliner Fashion Week, heuer wurde sie in der deutschen Hauptstadt endgültig bejubelt. Seit sie die neuen AUA-Uniformen entworfen hat, die 2016 zum Einsatz kommen, ist sie auch in ihrer Heimat ein geläufigerer Name: Ihre Laufstegshow zur Eröffnung der siebenten MQ Vienna Fashion Week am Montagabend ist vom modeinteressierten Publikum regelrecht gestürmt worden.

Auch die Jury der Austrian Fashion Awards (AFA) streute Rosen: Bei ihr „treffen künstlerisches Talent und eine reflektierte Marktstrategie in selten kohärenter und stimmiger Form aufeinander. Sie verfügt über das Potenzial, ihr Label als global agierenden Brand im Luxussegment zu positionieren“. Inspiration für die exaltierten Designs von Hoermanseder sind medizinische Apparate und orthopädische Korsetts aus dem 19. Jahrhundert. Für die aktuelle, viel tragbarere und romantische Frühling/Sommer-Kollektion 2016 standen zudem Uniformen der österreichisch-ungarischen Monarchie Pate. „Ich zittere und kann’s gar nicht glauben“, gab sich die Geehrte bescheiden.

Der Modepreis des Bundeskanzleramts für Jungdesigner ging an die aus Südkorea stammende Absolventin der Angewandten, Jackie Lee. Sie arbeitet seit 2014 als freie Schnittentwicklerin in Wien und erhält nunmehr ein einjähriges Arbeitsstipendium bei einem internationalen Modeschöpfer finanziert.

Mit einer Gesamtdotation von 28.000 Euro zählen die AFA zu den wichtigsten Auszeichnungen im österreichischen Designbereich. In Szene gesetzt wurden die Kreationen aller Nominierten vom Modeduo Helga Ruthner und Hermann Fankhauser vom Wiener Label Wendy & Jim. Ihre „Modeintervention“ in Form eines Parcours mit in skulpturalen Installationen teils schwebenden, teils absurde Haltungen einnehmenden Models bot dem Publikum eine ungewohnte Sicht auf „Fashion“ und war halb Zirkus, halb Kunstausstellung, und ein bisschen Freakshow.