Um den Coitus Interruptus ranken sich viele Mythen. Soll heißen: Im Netz tummeln sich allerhand fälschliche Informationen, die sich in unseren Köpfen festgesetzt haben. Wir raten euch: Vergesst alles, was ihr bisher über diese Form der Empfängnisverhütung gehört habt. Wir haben uns bei einem Experten schlau gemacht. Der Coitus interruptus bezeichnet eine – gemeinhin als unsicher geltende – Methode zu Empfängnisverhütung, bei der der Geschlechtsverkehr so unterbrochen wird, dass die Ejakulation des Mannes außerhalb der Vagina stattfindet.

Wie sicher ist “unsicher”?

“Der Coitus interruptus gilt als sehr unsichere Form der Verhütung. Der Pearl Index dieser natürlichen Empfängnisverhütung wird – je nach Studie – etwa um die 18 angesetzt”, erklärt Dr. Andreas Nather, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe des Wiener Gesundheitszentrums “Woman & Health”.

Zum Vergleich: Der Pearl Index der Antibabypille liegt zwischen 0,1 – 0,9, jener der Hormonspirale bei 0,16 und jener des Kondoms bei 2 – 12.

Der Pearl Index ist ein Maß für die Wirksamkeit beziehungsweise Zuverlässigkeit von Methoden zur Empfängnisverhütung. Der Indexwert gibt demnach an, wie hoch der Anteil sexuell aktiver Frauen ist, die trotz Verwendung einer bestimmten Verhütungsmethode innerhalb eines Jahres schwanger werden. Je niedriger der Pearl-Index ist, desto sicherer ist die Methode.

Das Risiko schwanger zu werden, ist demzufolge bei der als “Pull Out Method” bekannten Verhütungsstrategie im Kontrast du anderen Kontrazeptionen also um ein Vielfaches höher.

Die Wahrheit über den Lusttropfen

Über den Gehalt von Spermien im Präejakulat (auch Lusttropfen genannt) des Mannes gibt es ebenfalls widersprüchliche Informationen. “Es ist schlichtweg nicht wahr, dass im Präejakulat des Mannes keine Spermien enthalten sind”, betont Nather. Möglichkeiten den Spermien-Gehalt im Lusttropfen zu reduzieren – beispielsweise durch das Urinieren vor dem Geschlechtsverkehr – gibt es dem Mediziner zufolge nicht.

Viele Fehlerquellen

Ein weiterer Risikofaktor im Zuge der Anwendung des Coitus interruptus als Verhütungsmethode ist der externe Kontakt von Sperma mit der Vagina. So banal es auch klingen mag: Wer im “Eifer des Gefechts” nach dem frühzeiteigen Entfernen des Glieds aus der Scheide unachtsam ist, der läuft ebenfalls Gefahr eine ungewollte Schwangerschaft zu forcieren.

Kein Schutz vor Geschlechtskrankheiten

Wer mittels Coitus interruptus verhütet, der muss sich in jedem Fall darüber im Klaren sein, dass diese Verhütungsmethode, ebenso wie beispielsweise die Pille, die Kupferspirale oder das Diaphragma, nicht vor Geschlechtskrankheiten schützt. “Auf gar keinem Fall schützt der Coitus interruptus vor sexuell übertragbaren Krankheiten”, betont Nather. Der Gebrauch eines Kondoms ist bei ungetesteten Sexualpartnern daher unabdingbar.

Prim. Dr. Andreas Nather ist Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe bei Woman & Health.