Über dem Ostseekai in Kiel färbt sich der Himmel zartrosa. Möwen ziehen kreischend ihre Kreise über dem Ocean Terminal und scheinen sich über die Menschentraube, die sich auf dem obersten Deck eines riesigen Kreuzfahrtschiffes versammelt hat, lustig zu machen. Dann geht ein Ruck durch den Schiffsrumpf, es knistert in den Lautsprechern – und die markante Stimme von Unheilig-Sänger Der Graf erklingt: „Du bist ein Kind der See / Und die Welt liegt dir zu Füßen“. Die Worte scheinen vom Bug zum Heck, von Backbord nach Steuerbord zu wehen, und der Stahlkoloss nimmt Fahrt auf in Richtung Kieler Förde, die zum Nord-Ostsee-Kanal und zur Ostsee führen. Der Song heißt Große Freiheit – und die erhoffen
sich die 2.534 Passagiere an Bord der Mein Schiff 5 für ihre achttägige Reise zu den norwegischen Fjorden auch. Nur die Möwen, die krächzen, kreischen und kreisen weiter und fliegen neben dem Schiff her, bis sie in Zeitlupe zurück zum Kieler Hafen zu gleiten scheinen.

Love Boat meets Traumschiff

Es war im Jahr 1981, als ein deutscher Fernsehmacher eine Idee aus dem amerikanischen Fernsehen übernahm und eine TV-Serie auf einem Kreuzfahrtschiff spielen ließ. Aus Love Boat machte er Das Traumschiff und zur besten Zeit schalten rund 25 Millionen Zuschauer ein. Der Effekt ist gigantisch: Die Kreuzfahrtbranche erlebt einen Wandel, und was lange nur Superreichen vorbehalten war, entwickelte sich zum Massentrend. Heute, 36 Jahre später, schaukeln exakt 474 Schiffe über die Weltmeere, 26 davon gehen 2017 auf Jungfernfahrt. Die Bandbreite ist riesig: Von noblen Luxusyachten bis hin zum günstigen Mainstream-Schiff ist für jedes Geldtascherl was dabei. Im gerade veröffentlichten Berlitz Cruise Guide 2017, quasi der Bibel der Kreuzfahrtbranche, sind die Europa 2 und die Europa des deutschen Unternehmens Hapag-Lloyd Cruises die Gewinner im Luxussegment; bei den großen Kreuzfahrtschiffen liegt heuer die Queen Mary 2 der britischen Reederei Cunard Line auf Platz eins, dicht gefolgt von Mein Schiff 5, Mein Schiff 4 und Mein Schiff 3 von TUI Cruises – ebenfalls aus Deutschland –, die 2016 noch die ersten Plätze belegten.

Ein langer Weg

Von der Idee bis zum fertigen Kreuzfahrtschiff dauert es übrigens rund zwei Jahre. Stehen die Pläne fest und sind die Verträge mit der Werft unterschrieben, ist der erste Meilenstein der sogenannte Stahlschnitt: Im Rahmen einer kleinen Zeremonie wird das erste Stahlstück feierlich geschnitten.TUI Cruises arbeitet mit der Meyer-Werft in Turku in Finnland, einem Unternehmen mit 300-jähriger Geschichte, zusammen.
Was hier passiert, nennt man modularen Schiffbau: Einzelne Stahlplatten werden zu Blöcken verschweißt, die dann später zusammengesetzt werden wie ein großes Puzzle. Es dauert aber noch 14 Monate, bis das Schiff so weit fertiggestellt ist, dass es „aufschwimmen“ kann. In der zweiten Bauphase werden dann im Laufe von zehn weiteren Monaten alle Aufbauten und Innenausbauten fertiggestellt. Der Wert des komplett fertigen Kreuzfahrtschiffs? 400 Millionen Euro. Und weil sich die Branche so rasant entwickelt, steht schon die Mein Schiff 6 in der Werft in den Startlöchern: Etwa 85 % der Bauphase sind abgeschlossen, die Taufe findet bereits am 1. Juni 2017 statt.

Teamwork auf hoher See

Vorher nimmt aber ihre „ältere Schwester“ acht Tage lang Kurs auf Norwegen: Von der deutschen Hafenstadt Kiel geht es über Bergen zum Geirangerfjord, nach Hellesylt und Sunnylvsfjord, nach Stavanger und Kristiansand; und zum Abschluss ins dänische Kopenhagen.

Damit an Bord alles reibungslos läuft, gibt’s eine enorm starke Crew – vom Chefmelonenschnitzer bis hin zum Umweltmanager ist hier jede erdenkliche Position dabei. Dass immer jemand da ist, der den Urlaubern die Wünsche von den Lippen abliest, beweisen diese Zahlen: Auf 2.534 Gäste kommt eine Besatzung von 1.100 Personen – meist aus bis zu 50 verschiedenen Nationen. Auch Österreicher sind dabei: General
Manager Thomas Eder stammt beispielsweise aus Wiener Neustadt, Koch Patric Tellian kommt aus Kärnten und managt alle Speiselokale, Bars und Lounges an Bord. Und das sind viele: 13 Restaurants und ebenso viele Bars verteilen sich auf 14 Decks, pro Tag gehen 15.000 Mahlzeiten raus. Da wundert es nicht, dass bei einer achttägigen Kreuzfahrt die unfassbar große Menge von 350 Tonnen Reiseproviant an Bord geht!

Unterwegs wird übrigens selten etwas gekauft, auch wenn man oft in Städten anlegt, die üppig bestückte Märkte zu bieten hätten – das Risiko, sich durch Lebensmittel Krankheiten an Bord zu holen, wäre zu groß. Die Menge der Vorräte reicht auch immer locker aus, einzig eine Sache ging mal aus: Eierlikör. Was absurd klingt, hat einen guten Grund: Wenn der Cruiseliner mit Udo Lindenberg ablegt, greifen viele Fans zum Lieblingsgetränk der deutschen Rock-Legende, eben Eierlikör.

Alles inklusive

Weil nicht nur das eine oder andere Gläschen, sondern auch gutes Essen im Urlaub wichtig ist, setzt die Mein Schiff-Flotte in Sachen Kulinarik auf das Premium Alles Inklusive-Konzept: Wo bei anderen Kreuzfahrtschiffen Getränke zu bezahlen oder oft Trinkgelder in Höhe von insgesamt bis zu € 200 verpflichtend sind, ist auf der Mein Schiff 5 alles inklusive; es gibt nur drei Spezialitätenrestaurants, die aufpreispflichtig sind (Schmankerl, Surf & Turf Steakhouse und Hanami – By Tim Raue auf Deck 4 und 5). In den anderen Lokalen isst man entweder vom Büffet (im Anckelmannsplatz – Buffet-Restaurant auf Deck 12) oder à la carte (im Atlantik Klassik, Atlantik Mediterran und der Atlantik Brasserie auf Deck 3, 4 und 5) und hat alles inkludiert. Und es sind nicht nur die Restaurants, die ankommen: In der Backstube wird täglich frisch gebacken und man kann sich jederzeit Kleinigkeiten holen, genauso wie in der Snackbar Bosporus, wo es richtig gute Döner gibt (beide auf Deck 12). Besonders cool ist das Tag & Nacht Bistro, das tatsächlich rund um die Uhr offen hat: Wer also um drei Uhr Früh Lust auf Burger oder Currywurst hat, weil er in der Abtanz Bar gefeiert hat, bekommt hier alles frisch zubereitet (beide auf Deck 5).

Gesund genießen

Wen dann das schlechte Gewissen plagt, der kann ganz rasch Abhilfe schaffen, wie Yoga-Trainerin Berenice Seiss sagt, die immer wieder mit der Mein Schiff-Flotte mitfährt (zum Beispiel auf der Themenfahrt Yoga Detox-Flow durchs Mittelmeer von 15. bis 25. September 2017). Ihrer Meinung nach soll man sich gerade im Urlaub etwas gönnen. „Im Grunde können wir ohne schlechtes Gewissen den ganzen Tag essen, es sollte nur das Richtige sein. Das klappt zum Beispiel mit dem Ganz schön gesund-Konzept, das in fast allen Restaurants an Bord zu finden ist – in Form von gesunden Gerichten.“ Aber klar, im Urlaub will man auch mal zuschlagen, vor allem, wenn es so viel zu kosten gibt.„Der Duft einer frischen Pizza lässt fast niemanden kalt. Gut so, denn die Pizzen sollte man sich hier nicht entgehen lassen (in der Osteria – Pizza e Pasta auf Deck 5).

Aber selbst dafür ist ein passendes Ausgleichsprogramm zu finden: An Bord gibt es ein super Kursprogramm (z. B. Aerobic, Pilates, Fit mit Kick, Indoor-­Cycling) und die neuesten Sportgeräte!“ Der Fitnessbereich auf Deck 12 ist insofern besonders, weil man einen umwerfenden Blick auf den Ozean hat. Aber wann geht man am besten hin, wenn man seine Ruhe haben will? „Frühaufsteher haben gute Chancen, aber auch die Abendstunden bieten sich an!“

Wer Fitnessstudios nicht so gerne mag und lieber draußen sportelt, kann das auch tun: Es gibt Morgengymnastik genauso wie Aqua-Fitness – und in der Arena auf der Heckseite von Deck 14 kann man sogar Volleyball, Basketball oder Fußball spielen. Hier oben ist auch eine rund 280 Meter lange Joggingstrecke (von 7 bis 9 Uhr und von 19 bis 21 Uhr geöffnet):
„Die Laufstrecke bietet eine einzigartige Aussicht mit ­sportlicher Bewegung auf hoher See!“

Dreht man ganz oben auf dem Schiff seine Runden, sollte man einen Stopp an der Heckseite machen; Berenice weiß von einem Ort an Bord, den nicht jeder kennt: „Der blaue Balkon auf Deck 14: Du stehst auf einem gläsernen Balkon weit über der Wasseroberfläche“, verrät sie. „Das ist auch der beste Ort für ein Highlight-Foto!“ Blickt man dann auf die endlosen Weiten des Ozeans und beobachtet vielleicht, wie in der Ferne ein paar Möwen am Horizont verschwinden, kann es durchaus sein, dass man leise zu singen beginnt: „Ich bin ein Kind der See – und die Welt liegt mir zu Füßen …“

Tipps zum Schluss

  • Hin & Weg  Reiseverlauf
    Die 8-tägige Nordland-Kreuzfahrt Südnorwegen mit Kopenhagen führt von der deutschen Hafenstadt Kiel nach Norwegen: Erste Station ist Bergen, danach steht das Dorf Geiranger mit dem berühmten Geirangerfjord auf dem Programm. Die nächsten Stopps sind Hellesylt und Sunnylvsfjord, Stavanger und Kristiansand. Der letzte Halt führt nach Dänemark in die Metropole Kopenhagen, bevor es zurück nach Kiel geht.
  •  Buchen
    Zum Beispiel vom 23. bis 31. Mai 2018 auf der Mein Schiff 4: Acht Nächte Premium Alles Inklusive gibt’s ab € 1.488 in der Innen-kabine und ab € 1.748 in der Außenkabine. Der Flug nach Hamburg kostet € 150, der Transfer nach Kiel ist inklusive.
  • Web
    Auf tuicruises.com findet man alle Routen und detaillierte Reiseinfos zur Mein Schiff-Flotte, die rund um die Welt führt. Hier können die Reisen auch direkt gebucht werden. Tipp: Frühbucher erhalten bis 31. Juli 2017 eine Ermäßigung von bis zu € 150 pro Person.
  • Youtube
    Wer sich vor dem Buchen einen Überblick verschaffen will, schaut sich die Videos von Youtuber Matthias Morr an: Auf dem Kanal youtube.com/user/matthiasmorr gibt der „Schiffstester“ coole Insights in die Welt der Kreuzfahrten.