Wo liegen deine musikalischen Wurzeln?

Tief in meiner Brust schlägt ein Rockerherz. Led Zeppelin, Johnny Cash und Bob Dylan sind bis heute meine großen Vorbilder. Ich habe schon mit 14 Jahren angefangen, Gitarre zu spielen, und bin relativ schnell draufgekommen, dass meine Lieder eher lustig als melancholisch-ernst sind. 2008 hatte ich meinen ersten Auftritt, 2011 mit dem Nespresso-Song quasi meinen Durchbruch – und seit 2012 geht’s relativ routiniert dahin.

 

Wie ist die Figur „Blonder Engel“ entstanden?

Ich wurde sozusagen „Blonder Engel“ getauft: Ich hatte in einem Lied mal die Textzeile „Und er wird kommen, ein Engel wunderbar, mit grüner Brille und langem, blonden Haar“. Das hat einem Veranstalter vor vielen Jahren so gut gefallen, dass er es direkt auf das Plakat zur Ankündigung meines Auftritts gepackt hat.

 

Du bezeichnest dich selbst als Konzeptkünstler und
Sitzmusiker.Was bedeutet das konkret?

Bei mir passiert alles im Konzept des Engels. Ich sitze quasi oben auf meiner Wolke, lasse meinen Blick schweifen und schreibe dann darüber ein Lied. Sitzmusik ist eigentlich noch viel treffender. Ich sehe mich als humoristischen Liedermacher, der keine Tanzmusik, sondern Sitzmusik bietet.

 

Du singst in Mundart. Was versuchst du, durch den
Dialekt zu transportieren?

Es ist meine Muttersprache. Ich wurde in dieser Sprache sozialisiert, und es fühlt sich für mich einfach natürlich an, in Mundart zu performen. Wenn ich Lieder schreibe, dann passiert das stets in einer humoristischen Klammer. Die Songs passieren einfach und sind sehr persönlich. Genau das will ich auch transportieren. Es liegt also praktisch auf der Hand, dass ich im Dialekt singe.

 

Ist dir Authentizität bei deinen Auftritten wichtig?

Der Begriff der Authentizität ist schwierig. Ich plädiere eher für Ehrlichkeit, weil eine Bühnensituation nie authentisch sein kann. Es ist etwas Konstruiertes. In der Musik ist meist dort, wo „echt“ draufsteht, gerade das nicht drinnen. Ich bin also nicht unbedingt authentisch, aber ich spüre das, was ich tue, und stehe zu meiner
Bühnenidentität.

 

Apropos Bühnenidentität: Du trittst mit Engelsflügeln und goldenen Leggings auf. Warum?

Es gehört halt dazu. Ein Engel braucht Flügerl. Es ist einfach ein Kick, ein optisches Sich-lächerlich-Machen – und es ist ein Eyecatcher. Einen Mann in goldenen Leggings und mit weißen Flügeln sieht man ja auch nicht alle Tage.

 

Du wirkst recht bodenständig. Ist es schwierig,
im Künstler-Business auf dem Boden zu bleiben?

Mir ist wichtig, dass ich immer wieder zu mir selbst zurückfinde. Dass man quasi weiß: „Hey, ich koche auch nur mit Wasser!“ Das vergessen manche Künstler, wenn es lange bergauf geht. Bei mir gibt es immer Höhen und Tiefen – das erdet.

 

Du hast in Wien studiert und lebst jetzt wieder in Linz. Wieso hat es dich zurück in die Heimat verschlagen?

Heimat ist kein Ort, Heimat ist eine Erinnerung – und ich habe sehr schöne Erinnerungen an Linz. Wien war mir immer zu hektisch, zu anonym.

 

Bist du ein sehr naturverbundener Mensch?

Die Natur ist etwas sehr Heilsames. Ich bin zwar keiner, der ständig in den Bergen herumsteigt, aber bei schönem Wetter gehe ich raus. Ich versuche, das Nebeneinander von Großstadttrubel und ländlicher Abgeschiedenheit zu pflegen.

 

In deinem Nespresso-Song singst du über den Groß-
konzern Nespresso. Stichwort Gesellschaftskritik: Hat das Platz in deinen Texten?

Ich will eigentlich nicht der sein, der mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommt. Bei mir passiert viel mit Schmäh und Ironie. Das ähnelt natürlich einer kritischen Liedermacherrichtung. Ich schreibe aber genauso Nonsens-Texte.

 

Wie geht’s denn jetzt weiter mit dem Blonden Engel?

Das Ding soll einfach wachsen. Ich bin keiner, der das ins Unendliche pushen will. Ich will im Grunde genommen stets ein Mittelmaß finden. Das ist das Schöne an der Kleinkunst: Man kann stetig wachsen – und genau das möchte ich auch in Zukunft tun.