Der stellvertretende Geschäftsführer der Organisation Foodwatch, Matthias Wolfschmidt, fasst in seinem Buch „Das Schweinesystem – Wie Tiere gequält, Bauern in den Ruin getrieben und Verbraucher getäuscht werden“ 19 Studien zu Tierhaltung- und Gesundheit zusammen. Die Ergebnisse sind schockierend. Die Studien stammen zwar aus Deutschland, der Autor erklärt aber im Interview mit dem Standard, dass die Situation in Österreich nicht anders aussehe.

Schockierende Zahlen

Laut Wolfschmidt soll etwa jeder zehnte Liter Milch von Kühen mit schwer entzündeten Eutern kommen, vier von zehn Eiern werden den Studien zufolge von Hennen mit Knochenbrüchen gelegt. Schweine und Kühe sollen generell mindestens einmal im Jahr Erkrankungen erleiden, die durch eine nicht artgerechte Haltung ausgelöst werden. Am häufigsten seien Hühner betroffen, die mit Brustbeinschäden, Wurmbefall, Eileiterentzündungen und Knochenbrüchen leben müssen. Die Antwort lautet meist „Antibiotika“.

Wir machen Tiere krank – dann essen wir sie.

„Die Nutztiere werden systematisch durch die Haltungsbedingungen krank gemacht. Je nach Studie machen zum Beispiel 50 bis 60 Prozent der Schweine innerhalb ihrer sieben Lebensmonate eine mehr oder weniger schwere Lungenentzündung durch“, meint Wolfschmidt in einem Interview mit der Zeit.

Die Tiere würden zu Höchstleistungen getrieben, die sie schlicht und einfach nicht erfüllen können. So müssen Milchkühe rund 7.500 Liter Milch pro Jahr erzeugen. Um so viel Milch produzieren zu können, müssen die Kühe regelmäßig kalben – viele werden aber durch die zu großen Anstrengungen unfruchtbar und selbst mit Hormonbehandlungen nicht mehr trächtig, was oft mit einem viel zu frühen Gang zum Schlachthof endet.

Auch bei Bio-Produken sei die Gesundheit der Tiere nicht immer automatisch garantiert, meint Wolfschmidt außerdem.

Warum gegen die widrigen Umstände nichts unternommen wird?

Weil die Qualität der Produkte nicht sichtlich darunter leidet, meint der Autor. Das Fleisch, die Eier und die Milch sehen trotzdem gut aus und schmecken in Ordnung. Aber: „Verbraucher sind sich gar nicht bewusst, was sie da kaufen. Es geht mir weniger um die gesundheitlichen Aspekte des Verbraucherschutzes, also nicht um Salmonellen, Campylobacter oder virale Infektionen. Es geht um die andere Seite. Wir wollen gesunde Lebensmittel essen. Und ich denke, wir sollten so weit sein, dass die auch von nachweislich gesunden Tieren stammen.“, erklärt Wolfschmidt Interview.

Der Autor schlägt in seinem Buch folgende Lösungen vor:

1. Jeder Betrieb muss erfassen, wie viele Tiere durch die Haltung krank werden.
2. Tiergerechte Haltung muss gesetzlich vorgeschrieben werden
3. Nur jene Produkte, bei denen die Vorgaben zum Tierschutz eingehalten werden, sollen verkauft werden dürfen.
4. Dieses Konzept muss EU-weit und für importierte Tier-Produkte gelten.

Dadurch würden die Produkte logischweise teuer werden – aber das sollte ein Preis sein, den wir zu zahlen bereit sind.

 Quellen: Zeit, Standard, „Das Schweinesystem“