Langer Tag heute?

Lily Cole: Langes Monat. Langes Jahr. Langes Leben … (grinst)


Mal ehrlich, haben es Models denn wirklich so schwer?

Lily Cole: Ich habe immer gesagt, dass Models eine ganz besonders interessante Gruppe von Menschen sind. Denn es ist einer der wenigen Jobs in dieser Welt, wo du dich nicht unbedingt dafür entscheidest. Es ist eine wirklich kleine, eklektische Gruppe von Leuten, die als Model enden. Und sie sind es geworden, weil sie entdeckt wurden. Deshalb sind es oft sehr, sehr kluge Mädchen. Eine meiner Model-Freundinnen wollte beispielsweise immer Zahnärztin werden!


Nervt es dich, dass du immer wieder in der Schublade „Das Model, das auf die Uni in Cambridge gegangen ist“ landest?

Lily Cole: Ich glaube, das reduziert die ganze Sache irgendwie. Und es spielt lediglich auf ein Stereotyp über Models an. Aber ehrlich gesagt berührt es mich nicht sonderlich. Ich finde es sogar ganz witzig. (grinst)

 

Hast du dich jemals gefragt, was aus dir geworden wäre, wenn man dich nicht entdeckt hätte?

 

Lily Cole: Ich denke sehr viel und oft darüber nach, was ich tue, wirklich. Ich wollte immer schauspielern, was ich ja auch tue, und ich habe mich immer für soziale Belange interessiert. Deshalb glaube ich, dass ich irgendwo in Richtung Wohltätigkeitsarbeit oder in einem Sozialberuf gelandet wäre.


Du hast ja neben dem Modeln und der Schauspielerei ein ganz anderes Projekt am Laufen: impossible.com, wo es darum geht, dass die Leute Wünsche von anderen erfüllen. Stellen wir uns mal ein Wünsch-dir-was-Szenario für dich vor: Was wären deine drei Wünsche?

Lily Cole: Ich würde mir wünschen, dass unsere Kultur aus Geld nicht so ein Hindernis machen würde und dass wir alle kooperativer untereinander wären. Ich glaube, das würde uns alle um vieles glücklicher machen. Ich würde mir für die Umwelt wünschen, dass die Menschen schneller und innovativer Dinge entwickeln hinsichtlich Energie und Verbrauch.Und dann würde ich mir noch ganz viel Gesundheit für meine Mutter und meinen Vater wünschen.


Apropos Wünsche: Wenn du dir ein Kunstwerk aussuchen könntest, welches würdest du wählen?

 

Lily Cole: Mein Gehirn landet sofort bei Picasso. Es tut mir leid, dass ich nichts Außergewöhnlicheres oder Verrückteres nenne, aber ich denke einfach, dass er ein umwerfender Künstler war.

 

Du wirst sicher oft gebeten, Charity-Aktionen zu unterstützen. Wie war das mit dieser Regenwald-Kampagne, die du unterstützt hast?

Lily Cole: Ich mag es wirklich sehr, wie die Leute dieses riesengroße Problem der Abholzung in einer ökonomischen Weise angehen: indem sie einen Markt für wilden Kautschuk finden wollen. Ich glaube, das ist ein wirklich logischer Weg.

Jimmy Wales, der Hauptbegründer von Wikipedia, ist einer deiner Fans. Bist du eigentlich optimistisch, was die Zukunft angeht, die uns das Netz ermöglicht?

Lily Cole: Ich glaube, wie bei vielen anderen Dingen im Leben auch, dass das Internet ein Werkzeug ist, das für großartige Dinge genutzt werden kann. Aber eben auch umgekehrt für Negatives. Aber es ist verhältnismäßig noch so jung, erst 25 Jahre alt! Das ist jünger als ich! Es hat enormes Potenzial, von dem wir bisher erst einiges gesehen haben, und bietet eine offene Struktur, die Kommunikation, Beziehungen und Verbindungen ermöglicht, die wir vorher nicht hatten. Aber es ist nicht selbstverständlich, dass es in dieser Weise verwendet wird. Um Tim Berners-Lee (Anm. d. Red.: britischer Physiker und Informatiker, der HTML erfunden und das World Wide Web begründet hat) zu zitieren: „Wir müssen für das Netz kämpfen, das wir wollen!“

Hast du gewusst, dass …

… Lily eine Top-Schülerin war? Sie erreichte in ihren A-Levels (englische Matura-Entsprechung) Bestnoten in den Fächern Englisch, Politik, Theater, Geschichte und Philosophie und Ethik.

… Lily im Alter von 14 Jahren beim Hamburger-essen in einem Fast-Food-Restaurant entdeckt wurde? Damals unterschrieb sie einen Vertrag bei der Agentur Storm Models, die unter anderem auch Kate Moss entdeckt hat.

… sie mit 17 Jahren ankündigte, auf dem Laufsteg kürzerzutreten, um an der Uni Cambridge zu
studieren? Schon damals hatte Lily bereits
geschätzte fünf Millionen Pfund verdient!

… Lily dann im Jahr 2008 Kunstgeschichte inskribierte? „Ich muss doch was für meinen Kopf tun“, erklärte sie damals. Im Juli 2011 schloss sie das Studium dann mit der höchsten Note, dem Double-First, ab.

… Lily für das französische Label Veja eine ökologische Sneaker-Kollektion entwarf? Bei der Produktion wurde ausschließlich nachhaltiger Kautschuk aus dem Amazonas verwendet.

… Wikipedia-Gründer Jimmy Wales ihr Mentor und Fan ist und zudem Kapitalgeber bei ihrem Internet-Start-up war? Die Website impossible.com beruht auf dem biblischen Konzept von „Geben ist seliger denn Nehmen“ : Ziel ist es, dass User sich bei allem Möglichen helfen – kostenlos.