Die echte, einmalige, große Liebe wird uns immer noch als Märchen mit Happy End verkauft. Ist es nicht vielleicht an der Zeit, die ganze Sache etwas realistischer zu betrachten und damit alle Formen der Liebe gleichermaßen zu würdigen?

Wir sind mit der Vorstellung aufgewachsen, dass die echte, große Liebe etwas ist, das für immer hält.

Wenn nicht, dann ist es ganz einfach auch nicht die große Liebe. Gleichzeitig haben wir dabei zugesehen, wie sich immer mehr Eltern unserer Freunde und vielleicht sogar unsere eigenen getrennt haben. Bedeutet das, dass man bei diesen Paaren nicht von wahrer Liebe sprechen kann? Dass wir Kinder nicht aus einer wunderbaren und einzigartigen Beziehung entstanden sind? Nein! Ich finde deshalb, dass es wichtig ist, jede Form (und Dauer) von Liebesbeziehungen zu würdigen. Wer entscheidet schon, was die „echte große Liebe“ ist – und was nicht.

Wenn man sich Hals über Kopf verliebt, glaubt man – vollgepumpt mit Hormonen – schnell, dass man ohne diesen wunderbaren, neuen Menschen an seiner Seite nicht mehr leben könnte. Sehr oft bemerkt man im Nachhinein aber, dass man es sehr wohl kann – und das sogar sehr gut. Macht das die Beziehung, die aus welchen Gründen auch immer nicht funktioniert hat, weniger wertvoll, weniger wahr? Ich finde nicht.

Ich finde auch nicht, dass eine realistische Sicht auf die Liebe diese weniger romantisch macht.

Wir leben nunmal in einer Zeit, in der es keine Katastrophe mehr ist, sich zu trennen, wenn es nicht mehr funktioniert, in der man nicht zusammenbleiben muss, „nur“ weil man sich vorm Altar die Treue geschworen und Kinder gezeugt hat, oder finanziell von seinem Partner abhängig ist. Heute haben wir (vor allem endlich auch wir Frauen) die Freiheit, zu gehen, wenn wir nicht mehr können. Und ich glaube, genau das ist auch der Grund, warum immer mehr Ehen auseinandergehen. Nicht, weil damals alles besser war, bla bla – sondern weil wir es heute KÖNNEN. Und weil die Liebe eben manchmal einfach vergeht. Das ist in diesem Moment meist unfassbar schmerzhaft und schwierig, kann aber im Nachhinein auch als etwas Schönes, oder zumindest als ein bedeutender und wichtiger Lebensabschnitt, betrachtet werden.

Nein, unsere Liebe war nicht dafür bestimmt, für immer zu halten, aber die Zeit, die wir sie geteilt haben, war wertvoll und echt. Es war die wahre Liebe. Aber wer sagt, dass es von dieser Sorte der Liebe pro Leben nur eine geben darf?