Die Vorwürfe wiegen schwer: Im Missbrauchsskandal um den inzwischen verurteilten ehemaligen US-Turnarzt Larry Nassar kritisiert die Star-Turnerin Simone Biles nun das FBI. Man habe sie einfach „im Stich gelassen“.

Obwohl sie die Verbrechen des inzwischen verurteilten Teamarztes schilderten, habe die Behörde nichts unternommen.

US-Turnerinnen erheben schwere Vorwürfe gegen FBI und Verbände

Vier US-Kunstturnerinnen um die Olympiasiegerin Simone Biles haben in einer Stellungnahme vor dem Senat den nationalen Verband USA Gymnastics, das Olympische Komitee der USA und auch die Bundespolizei FBI im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal scharf kritisiert. Ihr Hauptpunkt: Warum hat man im Zusammenhang mit den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs gegen den Mannschaftsarzt Larry Nassar nicht sofort gehandelt? Bei einer Anhörung im Justizausschuss der Kongresskammer schilderten die Turnerinnen am Mittwoch auf eindringliche Weise ihre Erlebnisse. So hätten FBI und die anderen Beteiligten mitverschuldet, dass Nassar viele weitere Mädchen habe missbrauchen können.

„Im Stich gelassen“

Die vierfache Olympiasiegerin Simone Biles, die bei den Spielen in Tokio durch ihren psychischen Zusammenbruch weltweit für Aufsehen sorgte, hatte im Januar 2018 berichtet, dass sie vom früheren US-Teamarzt Larry Nassar missbraucht worden war. Bereits von September 2016 bis November 2017 hatten unter anderem die Turnstars McKayle Maroney, Gabrielle Douglas und Alexandra Raisman identische Vorwürfe erhoben. „Es war, als würde man einem Pädophilen auf dem Silbertablett unschuldige Kinder servieren.„, so Alexandra Raisman am Mittwoch.

Mit zitternder Stimme und den Tränen nahe betont Rekordweltmeisterin Simone Biles bei der Anhörung: „Wir haben gelitten und leiden immer noch, weil niemand beim FBI, der USAG oder dem USOPC das getan hat, was nötig war, um uns zu schützen.“ Die berühmte Sportlerin ist sich sicher: „Man hat uns im Stich gelassen, und wir verdienen Antworten„.

Simone Biles: System habe Missbrauch möglich gemacht

Simone Biles fordert außerdem, dass das FBI, die Funktionäre des US-Turnverbandes und des Olympischen Komitees der USA zur Rechenschaft gezogen werden. „Um es klar zu machen: Ich beschuldige nicht nur Larry Nasser, ich beschuldige ein ganzes System, das seinen Missbrauch möglich gemacht und begünstigt hat„, sagte sie. Sie wolle verhindern, dass nochmal jemand „den Horror“ durchmachen müsse, den sie und andere erlebt hätten.

Jahrzehntelang hatte sich Nassar an jungen Sportlerinnen vergangen und wurde wegen Kinderpornografie und sexuellen Missbrauchs von mindestens 250 Betroffenen in drei Prozessen zu einer Haftstrafe von 60 bis 175 Jahren verurteilt. Aufgeflogen war er, weil viele Betroffene ihre Torturen öffentlich gemacht hatten. Insgesamt hatten Hunderte Turnerinnen und ihre Eltern gegen ihn geklagt.