„Der, die, das. Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt bleibt dumm!“ Die Sesamstraße ist ja mittlerweile schon eine Institution, wenn es um Kinderunterhaltung geht. Kaum eine Jugend-Fernsehshow hat sich so lange und so erfolgreich im Mittelpunkt des Geschehens gehalten wie die der humorvollen zotteligen Puppen.

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Erster Charakter mit Autismus

Unter dem Motto „See amazing in all children“ hat die amerikanische Version der Sesamstraße nun die Initiative „Sesame Street with Autism“ ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses wunderbaren Projekts wurde Julia vorgestellt – ein süßes kleines Mädchen mit orangem Haar, grünen Augen und einem besonders hellen Köpfchen. Der Charakter des autistischen Mädchens existiert bereits seit einem Jahr in den Sesamstraße-Serienbüchern, sowie auf Youtube. Ihren ersten offiziellen Fernseh-Auftritt hat Julia am 10. April.

Auf der Website der Sesamstraße ist seit kurzem zu lesen: Julia hat Autismus (…) sie ist auch eine sehr gute Sängerin und kann sich immer alle Liedertexte merken … wie zum Beispiel das Lieblingslied der Sesamstraße Sunny Days.„.

Kindgerechte Aufklärung

Auch heute gibt es noch viele Vorurteile gegenüber Menschen mit Autismus. Der Großteil der Bevölkerung weiß nicht viel über das Krankheitsbild, weshalb Betroffene nach wie vor mit Missinterpretationen und Vorurteilen zu kämpfen haben. In der Sesamstraße wird Julia jedoch mit offenen Armen empfangen und für ihre ungewöhnlichen Talente gelobt – so wie es auch im echten Leben sein sollte. Mit dieser herzlichen Auseinandersetzung mit dem Thema soll Kindern auf eine spielerische Art und Weise beigebracht werden, was Autismus bedeutet – und, dass jeder Mensch besonders ist.


„Es ist knifflig, weil Autismus nicht eine bestimmte Sache ist, es ist bei jedem Menschen anders.“ meint Autorin Christine Ferraro in der CBS-Sendung „60 Minutes“. Autistische Menschen haben Schwierigkeiten mit sozialen Kontakten und fallen durch stereotype Verhaltensweisen auf. In der Episode, in der Julia in die Sendung eingeführt wird, spricht der gelbe Vogel Bibo sie an, doch sie reagiert nicht auf ihn. Als eine Gruppe Kinder beschließt, zusammen Fangen zu spielen, ist Julia euphorisch und hüpft auf und ab. „Das kann für einige Kinder mit Autismus typisch sein“, meinte Ferraro. 

Für die Entwicklung der Figur holten die Autoren den Rat von Erziehern und Kinderpsychologen ein. Julias Puppenspielerin Stacey Gordon ist zudem selbst Mutter eines autistischen Sohnes. „Für Kinder ohne Autismus ist es wichtig zu sehen, wie Autismus aussehen kann“, sagte sie in der Sendung „60 Minutes“. „Wenn die Freunde meines Sohnes im Fernsehen schon einmal so ein Verhalten gesehen hätten, bevor sie es im Klassenraum erlebten, hätten sie keine Angst gehabt.“