Seit Montag zeigt die österreichische Bevölkerung, dass sie Flüchtlinge nicht einfach ihrem Schicksal überlassen will. Auf den Bahnhöfen in Wien, Salzburg, Linz und St. Pölten haben sich hunderte Freiwillige mit Hilfsorganisationen wie der Caritas oder dem Österreichischen Roten Kreuz versammelt, um die Flüchtlinge vorwiegend mit stillem Wasser, Obst, Hygieneartikeln, Brot und Windeln zu versorgen.

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben zudem Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, in denen Flüchtlinge über Nacht bleiben konnten. Viele von ihnen sind nämlich in Österreich nur auf Zwischenstation und wollen nach Deutschland weiterfahren

Am Wiener Westbahnhof hat die Caritas am Dienstag die Koordination von Sachspenden übernommen. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung wurde als überwältigend beschrieben, Spenden wurden am Nachmittag keine mehr benötigt. Bis 17.00 Uhr kamen acht Züge aus Budapest in Wien an. Vier wurden noch erwartet. Laut Polizeisprecher Roman Hahslinger erreichten am Dienstag 150 Flüchtlinge den Westbahnhof.

Zurückhaltung der Polizei

Die Polizei hielt sich am Westbahnhof weiterhin völlig zurück. „Wir haben die Frage der Sicherheit der Flüchtlinge auf den Bahnhöfen selbst in die Hand genommen“, sagte Michael Braun, Sprecher der ÖBB. Rund 30 Mitarbeiter wurden dafür extra abgestellt. „Wir wollen dieser humanitären Krise mit Menschlichkeit begegnen„, erklärte der Sprecher. Allerdings seien die Bundesbahnen durch diese Situation „sehr belastet“.

„In erster Linie geht es darum, die Schlepper zu bekämpfen“, begründete Polizeisprecher Roman Hahslinger die geringe Anzahl an Beamten. Zudem werde auch darauf geachtet, dass es in Zügen zu keinerlei Gefährdung komme. „Es wurden am Bahnsteig keine Kontrollen durchgeführt“, sagte Hahslinger. Gerade eine Handvoll Polizisten war am Westbahnhof abgestellt, um etwaige Asylanträge entgegenzunehmen. Bis 17.00 Uhr suchte jedoch niemand um Asyl an, sagte Hahslinger.

Am Dienstagnachmittag fand eine Koordinierungssitzung der Einsatzorganisationen statt. Dabei wurde vereinbart, dass die Caritas sowohl das Sachspendenmanagement als auch die Koordination der Dolmetscher übernimmt. Ab 19.00 Uhr sollen in einem leer stehenden Bürogebäude neben dem Westbahnhof auch Feldbetten aufgestellt werden, sagte Alexander Bodmann, Caritas-Generalsekretär der Erzdiözese Wien.

Versorgung mit Getränken und Snacks

Im Management der ÖBB wurde eine Task-Force gegründet. „Wir rechnen weiterhin mit einem großen Zustrom auf unsere Züge“, sagte Braun. Allerdings werden teilweise auf ungarischer Seite Maßnahmen getroffen, „die für uns nicht vorhersehbar sind“. „So gut wie alle haben Tickets von Budapest nach Deutschland“, sagte der Sprecher. In den Zügen werden die „Fahrgäste kostenlos mit Getränken und Snacks versorgt“. Die ÖBB schickten Mitarbeiter mit Fremdsprachenkenntnissen zum Grenzbahnhof Hegyeshalom.

Unterdessen bedankte sich ÖBB-Chef Christian Kern in einem offenen Brief auf Facebook bei seinen Mitarbeitern. „Was Sie in den vergangenen 36 Stunden geleistet haben, macht mich richtig stolz. In einer außergewöhnlichen Situation haben Sie gezeigt, was wir gemeinsam zu leisten im Stande sind.“