Jillian Daugherty wurde mit Down-Syndrom geboren. Damals erklärten die Ärzte ihren Eltern, dass Jillian nie so sein werde wie andere Kinder – oder später wie andere Frauen. Auch von Freunden und Bekannten hörten sie, dass ihre Tochter wohl nie richtige Freunde finden würde, an der Uni studieren werden könne oder gar heiraten würde. Doch es kam anders – und das beschreibt Paul Daugherty in diesem unglaublich rührenden Brief, den er seiner Tochter an ihrem Hochzeitstag geschrieben hat:

Liebe Jillian,

es ist der Nachmittag deiner Hochzeit, der 27. Juni 2015. In zwei Stunden wirst du den Weg deines Lebens beschreiten, ein Weg, an dich du dich angesichts all dessen, was du erreicht hast, um diesen Tag erleben zu können, noch lieber erinnern wirst. Ich weiß nicht wie die Chancen für eine Frau mit Down-Symdrom stehen, die Liebe ihres Lebens zu heiraten. Ich weiß nur, dass du sie alle übertroffen hast.

Du bist jetzt oben und legst zusammen mit deiner Mutter und deinen Brautjungfern letzte Hand an. Dein Haar ist perfekt über deinem schlanken Nacken frisiert. Dein mit glitzernden Steinen besetztes Kleid – ‚dein Bling‘, wie du es nennst – fängt jeden Strahl der Nachmittagssonne ein, die durch das Fenster scheint. Dein Make-up – dieser rote Lippenstift – unterstreicht deine Schönheit, die sich seit dem Tag deiner Geburt immer weiter gesteigert hat, noch zusätzlich. Dein Lächeln ist wunderschön und unvergänglich.

Ich möchte dir alles und gleichzeitig nichts sagen. Als du geboren wurdest und auch noch Jahre danach, habe ich mir keine Sorgen darum gemacht, wie groß dein akademischer Erfolg sein würde. Deine Mutter und ich würden das für dich möglich machen. Wir hätten das Gesetz wie eine Keule eingesetzt, wenn wir gemusst hätten. Wir konnten Lehrer dazu bringen, dich zu unterrichten und wir wussten, dass du dir den Respekt von Leuten in deinem Alter verdienen würdest.

Doch wir konnten andere Kinder nicht dazu bringen, dich zu mögen. Dich zu akzeptieren, sich mit dir anzufreunden und in der sozialen Arena neben dir zu stehen. Wir dachten: Wie ist das Leben eines Kindes, wenn es nicht bei Freunden übernachtet und nicht an Geburtstagspartys teilnimmt?

Damals habe ich mir Sorgen um dich gemacht. Ich habe innerlich geweint, als du damals eines Nachts, als du 12 warst, zu uns nach unten kamst und erklärt hast: ‚Ich habe keine Freunde.

Erinnerst du dich an all die Sachen, von denen sie sagten, du würdest sie niemals tun können?

Wir wünschen uns alle das Gleiche für unsere Kinder. Gesundheit, Zufriedenheit und die Fähigkeit an der Welt teilzuhaben und sie zu genießen, sind nicht nur etwas für typische Kinder. Nach diesen Dingen streben zu dürfen, ist das Geburtsrecht eines jeden Kindes. Aber um dich habe ich mir Sorgen gemacht, Jillian.

Das hätte ich nicht tun sollen. Du bist ein Naturtalent, wenn es darum geht, neue Menschen kennenzulernen. In deiner Grundschule haben sie dich ‚Die Bürgermeisterin‘ genannt, weil du einfach mit allen gut klar gekommen bist. Du hast im Tanzteam deiner High School getanzt. Du warst vier Jahre an der Uni und hast bei allen, die du getroffen hast, einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Erinnerst du dich an all die Sachen, von denen sie sagten, du würdest sie niemals tun können, Jills? Du solltest nicht Roller oder Sport machen können. Du würdest nicht zur Uni gehen. Du würdest bestimmt nicht heiraten. Nun sieh dich an!

 

Paul hat auch ein Buch über seine Tochter geschrieben: An Uncomplicated Life („Ein unkompliziertes Leben“) erzählt davon, wie Jillian aufgewachsen ist.