Eine neue Studie, die im Obesity Journal veröffentlicht wurde, legt nahe, dass durch die zunehmende Entstigmatisierung von krankhaftem Übergewicht betroffene Menschen immer weniger Motivation haben, abzunehmen. Die Forscher haben Daten der Gesundheits-Umfragen von Personen mit einem BMI (Body Mass Index) über 25 in England von 1997 bis 2015 analysiert und schlossen daraus, dass es nicht nur immer mehr Übergewichtige gibt, sondern diese das Problem selbst zunehmend unterschätzen.

Studie: Klinisch übergewichtige Menschen unterschätzen ihr eigenes Gewicht

Die Prozentzahlen von Menschen, die eine falsche Wahrnehmung von ihrem eigenen Körpergewicht haben, stiegen von 1997 bis 2015 an. Genau genommen waren es 1997 37 Prozent der Männer und 17 Prozent der Frauen, die ihr Übergewicht unterschätzten, 2015 hingegen schon 40 Prozent der Männer und 19 Prozent der Frauen. Dabei ist den Forschern auch aufgefallen, dass Menschen aus Minderheiten oder mit geringem Bildungsstatus mit besonders großer Wahrscheinlichkeit eine verklärte Wahrnehmung ihres Gewichtes haben. Es gibt der Studie nach also (in England) immer mehr Adipöse – und diese versuchen prozentuell gesehen immer weniger häufig, ihr Gewicht zu reduzieren.

„Body Positivity“ und die Normalisierung von Übergewicht

Adipositas bedeutet Fettleibigkeit. Dabei handelt es sich um eine Krankheit und davon sind in Österreich mittlerweile 23 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen betroffen. Adipös ist man ab einem BMI von 30, damit einher gehen unzählige gesundheitliche Risiken. Die zunehmende Normalisierung von Übergewicht in der Gesellschaft könnte mit ein Grund für die sinkende Bereitschaft von stark übergewichtigen Menschen sein, ihr Gewicht zu reduzieren. Große Modehäuser launchen eigene „Plus size“-Linien und Models wie Tess Holliday haben wichtige Punkte zum Thema Selbstliebe zur Sprache gebracht und vermitteln ein positives Lebensgefühl. Jeder soll sich selbst lieben (dürfen), wie er ist. Doch hat diese schöne Bewegung durch die neuen Erkenntnisse der Forscher nun einen bitteren Nachgeschmack? Jain. Einerseits gehen wir genau in die richtige Richtung und #everyBODYisbeautiful, andererseits muss auch Aufklärungsarbeit betrieben werden, wo die gesundheitlichen roten Linien verlaufen.