Früher war das Leben klar vorgeplant: Kindheit – Ausbildung – Beruf – Ruhestand. Den Beruf, den man in jungen Jahren erlernte, führte man bis zur Pension auch aus. Heute können Berufsbiographien allerdings ganz anders aussehen. Denn nicht der erste Weg, den man einschlägt, muss auch der richtige sein. Egal ob kurz nach dem Studium oder erst mit Mitte 50 – auf einmal merkt man, dass der bisherige Job oder das Studium einfach nicht zu einem passen. Und was jetzt? Nochmal von vorne beginnen und sich beruflich umorientieren? Ist das überhaupt möglich? – Ja ist es! Wir haben mit Menschen gesprochen, die nochmal von vorne begonnen haben.

Es ist nie zu spät, sich beruflich umzuorientieren

In der heutigen Arbeitswelt gibt es viel Bewegung, viel mehr als das noch vor 50 Jahren der Fall war. Es stehen einem unzählige Möglichkeiten offen, warum also nicht auch mal einen neuen Weg einschlagen, wenn es Zeit dafür ist? Auch das Studien- und Ausbildungsangebot hat sich geändert. Vielleicht merkt man erst, was man wirklich möchte, wenn man schon eine Ausbildung hinter sich hat. Nochmal von vorne beginnen? Kein Problem. Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, beruflich in eine völlig neue Richtung zu gehen. Das Wichtigste ist Eigeninitiative und der Mut zur Veränderung!

Diese vier Menschen erzählen über ihren mutigen Schritt zu einem neuen Job

Wir haben mit drei Frauen und einem Mann über ihre Entscheidung gesprochen, beruflich oder im Studium einen anderen Weg einzuschlagen. Worauf kommt es an, welche Hürden gilt es zu überwinden und wie hat das Umfeld auf diesen Schritt reagiert? Ihre wichtigsten Botschaften möchten wir euch hier mit auf den auf Weg geben:

Imma Baumgartner, 61, Designerin und Juristin

„Mode war schon immer ein großer Teil von mir. Ich habe mich nicht bewusst zu diesem Schritt entschieden, es musste einfach aus mir heraus. Es ist nie zu spät dafür, einen neuen Weg zu gehen. Ich hatte keine Angst davor, aber ich habe gelernt, dass wenn man etwas erreichen will, man hart dafür arbeiten muss. Und Höhen und Tiefen begleiten einen immer!“ – Viele Jahre arbeitete sie als Juristin und Unternehmensberaterin. Auch im Bereich Public Affairs ist sie tätig. Vor 7 Jahren entwarf sie dann ihr erstes Dirndl aus traditionellen afrikanischen Stoffen, eigentlich nur für sich. Jetzt hat sie ihre eigenes Modelabel: time4africa. Ihre Stoffe kauft sie noch immer selbst auf afrikanischen Märkten. Die Schönheit Afrikas durch die Stoffe zum Ausdruck zu bringen, das ist ihr Ziel. Ihren alten Beruf hat sie noch nicht ganz aufgegeben, im Bereich Public Affairs ist sie noch tätig. Im Moment ist beides genau das Richtige für sie, aber wer weiß, was in ein paar Jahren kommt!

Petra Payer, 46, Managementberatung und Führungskräftetraining

„Nach langen Gesprächen mit meinem beruflichen Coach, zu dem ich davor immer unsere Mitarbeiter geschickte hatte, stand fest: Selbstständigkeit ist der nächste Schritt für mich, obwohl das früher nie ein Gedanke für mich war. Aber im Endeffekt entscheidet der Bauch. Angst, dass es nicht klappen könnte, ist immer noch vorhanden, aber gleichzeitig so viel Leidenschaft und Motivation für meine neue Tätigkeit, dass das bisschen Angst schon Ok ist. Wichtig ist, sich mit anderen auszutauschen und Erfahrungen zu teilen.“ – Nach 12 Jahren in einer Führungsposition bei s.Oliver als Human Resources Managerin, machte sie sich, nach einem Wechsel der Führungsspitze des Unternehmens, selbstständig. Schon während ihres Psychologie-Studiums stand für sie die Arbeit mit Menschen im Vordergrund. Nach einem Jahr Bildungskarenz und ihrer Ausbildung zur psychologischen Beraterin, arbeitet sie jetzt als Psychologin, Trainerin und Beraterin für Unternehmen. Die vorherigen Berufsjahre möchte sie nicht missen. Die Erfahrungen sind Gold wert und haben sie dorthin gebracht, wo sie jetzt ist.

Pantelis Gaidartzis, 36, Friseur

„Nachdem ich meine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel mit 24 beendet hatte, machte ich endlich mein Ding und fing eine Ausbildung zum Friseur an. Es gibt immer einen Weg, dorthin zu kommen, wo man sein möchte. Jetzt mache ich das, was ich liebe. Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte!“ – Ursprünglich wollten seine Eltern, dass er eine kaufmännische Richtung einschlägt. Letztendlich freuten sie sich sehr für ihn, da er heute seine Berufung gefunden hat. Für ihn geht es darum, sich in seinem Beruf ausleben zu können und die Hürden zu überwinden, die einem in den Weg gelegt werden.

Elisabeth Kanettis, 29, Schauspielerin

„Im Nachhinein bin ich froh, einen kleinen Umweg gegangen zu sein. Denn jetzt kann ich auf viele Dinge zurückgreifen, die mich weiterbringen. Anfangs habe ich es ein bisschen bereut, nicht schon früher zum Schauspiel gefunden zu haben, da meine KollegenInnen einfach früher in der Branche Fuß fassen konnten.“ – Erst während ihres Theater-, Film und Medienwissenschaftsstudiums hat sie gemerkt, was sie wirklich will und begann sich gegen Ende für ein Schauspielstudium zu bewerben. Nach ihrer Masterclass bei Susan Batson bekam sie sogar ein Stipendium für ihr Studio in New York. Anfangs stieß sie in ihrer Musikerfamilie auf Schwierigkeiten, denn die nahm ihren Berufswunsch nicht ernst. Sie wollten sie eigentlich vor diesem „Schicksal“ bewahren. Im Endeffekt erfuhr sie aber eine großartige Unterstützung von ihnen. Ein gutes Bespiel dafür, dass man sich nicht nur nach vielen Berufsjahren für einen anderen Weg entscheiden kann.