„Gewalt ist keine Lösung – und schon gar nicht bei der Kindererziehung“, meinen Experten. Diese Einstellung ist in der Bevölkerung aber gar nicht so weit verbreitet, wie man annehmen würde. Zumindest nicht in Österreich.

Umfrage zu Gewalt gegen Kinder

Diese Woche präsentierte das „Gallup-Institut“ eine vom „Möwe-Kinderschutzzentrum“ in Auftrag gegebene Befragung über psychische und physische Gewalt gegen Kinder. Die Ergebnisse zeigen, dass nur 34 Prozent der Befragten eine Ohrfeige als Gewalthandlung einstufen, während die „Tracht Prügel von dem Vater“ für 95 Prozent als gewalttätig aufgefasst wird. Laut Experten wird die „gesunde Watschen“ also trotz des mittlerweile 25 Jahre alten Gewaltverbots gegen Kinder immer noch verharmlost und als „halb so wild“ abgestempelt.

Experten-Meinung:

„Die ‚gesunde Watschen‘ ist ganz klar eine Form der körperlichen und seelischen Gewalt. Sie führt zur Entwürdigung des Kindes, schmerzt am Körper und in der Seele gleichermaßen. Die Folgen sind unter anderem Angst vor der Macht der Erwachsenen, Minderwertigkeitsgefühle, innere Rebellion oder auch Weitergeben dieses Konfliktlösungs-Verhaltens unter Gleichaltrigen, sowie später in der eigenen Elternrolle“, meint die Psychologin und Eltern-Beraterin Dr. Karin Kaiser-Rottensteiner.

Auch die Geschäftsführerin und fachliche Leiterin der „Möwe“, Hedwig Wölfl, meint dass Gewalt zwischen Gleichaltrigen (oft mit Cybermobbing verbunden, wie in dem Beispiel des 15-jährigen Mädchens, das in Wien verprügelt wurde) durch solche Erziehungs-Modelle verstärkt werde. „Gewalt zwischen Kindern und Jugendlichen nimmt generell zu“, erklärt sie im Interview mit dem Standard.

Psychische Gewalt gleichermaßen gefährlich

Als Form der psychischen Gewalt, die von vielen Eltern unterschätzt wird, führt die Studie das „Anschweigen als Bestrafung“ an. Hierbei gebe es von Seiten der Eltern immer noch relativ wenig Bewusstsein für die Folgen. Nur 26 Prozent sehen es als Gewaltakt an, Kinder als Bestrafung für längere Zeit anzuschweigen. Experten meinen jedoch, dass diese Form der Erziehung Kinder besonders in ihrem späteren Umgang mit Konflikt-Situationen präge. Kinder, die Opfer psychischer Gewalt wurden, haben es später im Leben viel schwerer, Auseinandersetzungen „gesund“ zu lösen.