Erstmals in der Geschichte wurde eine Zyklus-App vom TÜV offiziell als „zuverlässige Verhütungsmethode“ eingestuft. Die App „Natural Cycles“ der schwedischen Nuklearphysikerin Elina Berglund Scherwitzl trägt also ab jetzt dieselbe Zertifizierung wie Kondome. 

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Natürliche Verhütungsmethoden wurden bisher ja als relativ unsicher eingestuft, deshalb ist es umso überraschender, dass der TÜV nun ausgerechnet eine App dieser Art als zuverlässig einschätzt. Zwar suchen mittlerweile immer mehr Frauen nach Techniken, die ihnen die lästigen Nebenwirkungen der Hormon-Bomben ersparen, von der Idee, sich auf den weiblichen Zyklus und die Körpertemperatur zu verlassen, war man aber bisher nicht unbedingt überzeugt.

So funktioniert die Methode:

Benutzerinnen der App müssen jeden Morgen vor dem Aufstehen die Körpertemperatur unter der Zunge messen und diese Daten dann in die App eintragen. Daraus wird ein Algorithmus des weiblichen Zyklus berechnet. „Ich wollte meinem Körper eine Pillenpause gönnen, habe aber keine gute natürliche Verhütungsmethode gefunden. Also habe ich einfach selbst einen Algorithmus geschrieben„, erklärt die Erfinderin der modernen Verhütungsmethode. Bei einem fruchtbaren Tag leuchtet die App dann rot – das heißt, frau muss zusätzlich verhüten. Besteht keine Gefahr schwanger zu werden, bekommen die Ladies grünes Licht.

Zwar gibt es bisher noch keine Langzeitstudien zu dieser Methode, bei einer Untersuchung von 4.000 Teilnehmerinnen (zwischen 20 und 35 Jahren), bei der es innerhalb eines Jahres zu insgesamt 143 ungeplanten Schwangerschaften kam, waren jedoch nur zehn davon an fruchtbaren Tagen entstanden. Der TÜV bewertete die App deshalb mit einer Zuverlässigkeit von ganzen 99,5 Prozent.

Zurzeit ist „Natural Cycles“ als Monats-Abo für 8,99 Euro bzw. 64,99 Euro als Jahres-Abo im App-Store für das Iphone und im Google Play-Store für Android-Geräte erhältlich.

Klingt trotzdem alles ziemlich vage?

Ist es nicht – versprechen zumindest die Hersteller. So seien Faktoren wie Zyklusschwankungen und die Überlebensdauer der Spermien bereits in den Algorithmus miteinberechnet. Alleine Teenagern wird die Verhütungsmethode nicht empfohlen – was wohl daran liegt, dass der Körper in der Pubertät noch zu oft verrückt spielt, um sich auf einen fixen Zyklus verlassen zu können. Außerdem wird betont, dass die App natürlich nicht vor Geschlechtskrankheiten schützt, weshalb die Methode auch eher für Frauen mit fixen Sexual-Partnern entwickelt wurde.

Zur Überprüfung der Wirksamkeit von Verhütungs-Methoden gibt es außerdem den sogenannten „Pearle-Index“, der bei „Natural Cycles“ bei 0,5 liegt – was bedeutet, dass duchschnittlich fünf von 1000 Frauen trotz der App-Nutzung schwanger werden. Bei der Pille liegt der „Pearle-Index“ vergleichsweise bei 0,1–0,9, bei Kondomen bei 2-12.