Italien ist weltweit das am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffene Land. Täglich meldet das Land hunderte von Coronavirus-Toten. Doch warum sterben dort eigentlich so viele Infizierte?

Denn im Vergleich zu anderen Ländern, sterben in Italien weithaus mehr Menschen an dem Virus.

Italien: Deshalb sterben so viel am Coronavirus

Alleine gestern (Dienstag, 24. März) meldete Italien 700 Coronavirus-Tote an einem Tag. Mittlerweile sind es laut italienischem Zivilschutz insgesamt 6.820 Tote. Und obwohl auch in vielen anderen europäischen Ländern die Zahl der Infizierten immer weiter steigt, ist die sogenannte Fallsterblichkeit in Deutschland und Österreich beispielsweise im Vergleich eher gering.

Laut der Johns Hopkins Universität gibt es derzeit mehr als doppelt so viele Coronavirus-Fälle in Italien als in Deutschland, doch die Zahl der Todesfälle sei insgesamt 20 Mal höher. Woran liegt das also?

Fallsterblichkeit in Italien ist „rätselhaft“

„Diese Fallsterblichkeit ist rätselhaft“, meint etwa Richard Pebody, ein Experte der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Zwar warnt er auch davor, Länder miteinander zu vergleichen, da die Rahmenbedingungen überall anders sind. Dennoch gibt es auch Gründe, warum die Todeszahlen in Italien deutlich höher sind, als in anderen Ländern.

Diese Faktoren beeinflussen die Zahl der Toten

  • Der Zeitpunkt der Epidemie: In Italien blieben die ersten Coronavirus-Fälle womöglich viel länger unentdeckt, als beispielsweise in Deutschland oder Österreich. Dadurch konnte sich das Virus schneller ausbreiten und vor allem die Risikogruppe stärker infizieren, vermuten Experten. Zudem dauere es oft länger, bis es im Zusammenhang mit einer Infektion wirklich Komplikationen gibt und viele der Verstorbenen seien zuvor lange auf Intensivstationen betreut worden.
  • Die Tests: Ein weiterer Faktor, der die Fallzahlen massiv beeinflusst, sind die Tests, die durchgeführt werden, um Coronavirus-Infizierte zu erkennen. Denn wie die Zahlen aus Italien zeigen, testet man dort vorwiegend ältere Menschen auf das Virus. Zudem gibt es weniger Testungen, als in anderen Ländern. Die Dunkelziffer der Jungen, die Coronavirus-positiv sind und bei denen der Verlauf der Krankheit deutlich milder ist, ist vermutlich um einiges höher als gedacht. Und das würde die Fallsterblichkeit wiederum relativieren. Die Teststrategie in Deutschland und Österreich sei hingegen „viel aggressiver“, so Michael Ryan von der WHO.
  • Das Alter der Infizierten: Gerade, weil eben überwiegend alte Menschen auf das Virus getestet werden, fallen die Zahlen in Italien vergleichsweise anders aus. Denn, wenn die Zahl der Infizierten überwiegend die ältere Bevölkerung, also die Risikogruppe widerspiegelt, fällt die Zahl der Coronavirus-Toten dementsprechend höher aus. Und diese Statistik ist wiederum auf die Anzahl und Art der durchgeführten Testungen zurückzuführen.
  • Das Gesundheitswesen: Eine entscheidende Rolle spielen natürlich auch das Gesundheitswesen, die Qualität der Krankenhäuser und die Kapazitäten des medizinischen Personals. Dabei seien laut Pebody vor allem drei Dinge besonders entscheidend: genügend Schutzkleidung, die Zahl der Intensivbetten und das Personal auf den Intensivstationen. Und Italien hängt anderen europäischen Ländern hinsichtlich des Gesundheitswesens um einiges hinterher.

Strenge Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus

Mit noch strengeren Maßnahmen kämpft das Land deshalb nun gegen eine weitere Ausbreitung der Pandemie. Seit Wochen gibt es strenge Ausgangsbeschränkungen. Und nun drohen sogar Haftstrafen bis zu fünf Jahren bei Missachtung der Quarantäne-Bestimmungen. Experten sind sich deshalb sicher, dass sich die Situation in Italien entspannen werde.