Was wären wir Menschen ohne die Liebe? Egal in welcher Form, sie beeinflusst unser Tun und Handeln. Und selbst ihr Fehlen ist meist ein großes Thema, vor allem, wenn es um unsere Beziehung geht.

Wir haben eine ganz konkrete Vorstellung, wie unsere Partnerschaft auszusehen hat. Viele Dinge können auf dieses Bild der perfekten Beziehung Einfluss haben. Die Ehe unserer Eltern beispielsweise. Oder die Scheidung der besten Freundin. Oder die Medien, die uns erklären, welche Stars die perfekte Beziehung führen und wer sich vielleicht schon bald trennen wird. Und dieses Bild, an dem wir zwanghaft festhalten, kann zu Verhaltensmuster führen, die im schlimmsten Fall die Liebe komplett zerstört.

Die Angst vor Verletzung und der Aufbau von Distanz

Jeder von uns wurde auf die ein oder andere Art und Weise schon einmal verletzt. Ein gebrochenes Herz, eine nicht erwiderte Liebe oder ein großer Vertrauensbruch: Wir alle tragen Narben, die wir emotional verarbeiten müssen. Und manchmal hat man so große Angst davor, noch mehr Verletzungen davonzutragen, dass man sich gar nicht mehr in den Kampf wagt. In einer Beziehung kann das oft so aussehen: Man distanziert sich von seinem Partner, kapselt sich emotional ab und baut eine Art Schutzwand zwischen sich und seinem Liebsten auf. Doch genau das belastet die Beziehung nur noch mehr und kann im schlimmsten Fall sogar zur Trennung führen. Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigt, das vor allem die Kombination von Empfindlichkeit gegenüber Ablehnung und der Tendenz, den Partner emotional abzukapseln, zu Unzufriedenheit in einer Partnerschaft führen.

Dabei sollte man sich bewusst machen, dass verletzt zu werden, nicht das Ende der Welt ist. Wir Menschen sind unglaublich zähe Wesen, die das Potenzial haben, auch aus den schlimmsten Situationen gestärkt herauszukommen. Betrogen oder verlassen zu werden ist zudem in unserer Gesellschaft noch immer stigmatisiert. Wir müssen meist nicht nur mit unseren eigenen Gefühlen klarkommen, sondern auch mit den Reaktionen unserer Umwelt. Äußere Einflüsse diktieren meist, wie wir uns zu fühlen haben, wenn sich unser Partner einen Fehltritt erlaubt. Dabei sind wir die einzigen, die wissen, wie wir mit dieser Situation am besten umgehen.

Das Bild einer perfekten Beziehung

Eine Beziehung muss so sein und nicht anders: Wir alle haben eben ein ganz klares Bild im Kopf, wie wir zu lieben haben. Nicht immer ist das Bild von uns selbst gezeichnet, sondern viel mehr von der Gesellschaft. Egal ob monogam, polygam, polyamor, bisexuell, homosexuell, heterosexuell, pansexuell: Dank der Medien haben wir oftmals ganz klare Vorstellungen, wie wir im Rahmen dieser Definitionen zu sein haben. Das kann sich auch unterbewusst auf unsere Beziehungen auswirken. Durch diese konkreten Vorstellungen, an denen wir festhalten, lassen wir unserer eigenen Partnerschaft nicht viel Luft, um sich zu entwickeln. Wir drängen uns selbst in eine Schublade, die aber eigentlich gar nicht existiert. Denn jede Beziehung, egal mit wem, ist etwas ganz besonderes und muss auch so behandelt werden.

Statt also am Status Quo festzuhalten, könnten wir einfach versuchen, die Liebe mit all ihren Launen von einem Tag auf den nächsten auf uns zukommen zu lassen. Wir alle verändern und entwickeln uns weiter. Die Herausforderung an einer Beziehung ist, dass hier die Bedürfnisse und Gefühle von mehreren Menschen bedient werden müssen. Manchmal muss man also seine ursprüngliche Vorstellung einer perfekten Beziehung gemeinsam überdenken. Das soll aber natürlich nicht bedeuten, dass man seine Prinzipien komplett über Bord werfen muss.

Die Erinnerung an längst Vergangenes

Wir gehen eine Beziehung ein und hoffen darauf, den Rest unseres Lebens mit einer Person zu verbringen, sind aber oftmals nicht in der Lage, Fehler zu verzeihen. Natürlich gibt es Grenzen und jeder sollte für sich genau wissen, wo diese liegen. Doch Menschen machen Fehler, immer und immer wieder. Das Schöne an einer Beziehung ist, wenn man sich wirklich liebt und beide Partner es wollen, kann man jedes Hindernis überwinden. Manchmal braucht es länger, manchmal ist es mit einem kurzen Gespräch getan. Verzeihen zu können, ist extrem wichtig in einer Beziehung. Doch das ist nicht immer so einfach. Denn Vergebung ist ein langer Prozess und bedeutet auch, dass man besprochene und geklärte Dinge in der Vergangenheit lassen muss. „Kitchen thinking“ nennt man es, wenn man längst vergangene Konflikte zu einem späteren Zeitpunkt wieder auskramt. Nachtragendes Verhalten kann eure Beziehung sehr stark belasten. Vergangenes gehört nun einmal in die Vergangenheit.