Von Jahr zu Jahr gibt es mehr Meldungen zu Hass im Netz. Vor allem Rassismus ist online sehr präsent. Aber auch das Problembewusstsein der User sei gestiegen.

Das geht aus dem dritten #GegenHassimNetz-Bericht der Organisation für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit.

Vorfälle von Hass im Netz stiegen um ein Drittel

In ihrem dritten Beratungsjahr stiegen die Meldungen von Vorfällen um knapp ein Drittel. Waren es von September 2018 bis August 2019 noch 1.874 Meldungen, stieg dieser Wert im gleichen Zeitraum dieses Jahr auf 2.521. 80,7 Prozent der aufgezeigten Fälle betrafen demnach Rassismus. Strafrechtlich relevant waren insgesamt 35 Prozent. ZARA begrüßt daher die Ausweitung des Verhetzungsparagrafen.

Den größten Teil von Hass im Netz machen also rassistische Hassbotschaften aus. Dem folgen nicht ideologisch motivierte Hassbotschaften mit 11,6 Prozent. Dann erst kommen Sexismus mit 5,2 Prozent und Heteronormativismus (Anfeindungen gegen nicht heterosexuelle Menschen) mit 1,2 Prozent. Auch Ageism, also Hass aufgrund des Alters und Hass gegen Menschen mit Behinderung sind mit einem und 0,3 Prozent vertreten.

Problembewusstsein gestärkt

In den letzten Jahren rückte Hass im Netz immer mehr ins öffentliche Bewusstsein. Die starke Thematisierung führt auch dazu, dass das Problembewusstsein der User erhöht wurde. Das wiederum ließ die Meldungen zu Hasspostings, die bei ZARA eingingen, ansteigen. Rund um COVID-19 und die #BlackLivesMatter-Bewegung haben sich die monatlich gemeldeten Vorfälle sogar verdoppelt bis verdreifacht. Gemeldet wurde vor allem Rassismus gegen Muslime, People of Color und Flüchtlinge.

35 Prozent der bei ZARA eingegangenen Fälle seien strafrechtlich verfolgbar. Dabei handle es sich vor allem um den Tatbestand der Verhetzung, Beleidigung und Verstöße gegen das Verbotsgesetz. Der Rest der Meldungen konnte nicht strafrechtlich verfolgt werden.

ZARA begrüßt „Hass im Netz“-Gesetz

Im Zusammenhang mit dem vor Kurzem vorgestellten Gesetzespaket „Hass im Netz“ begrüßt ZARA-Berater Lukas Gottschamel, dass die Forderung der Organisation nach einer Ausweitung des Verhetzungspragrafen aufgenommen wurde. Anfang September stellten Karoline Edtstadler (Ministerin für Europa und Verfassung), Alma Zadic (Justizministerin), Susanne Raab (Frauenministerin) und Sigrid Maurer (Klubobfrau der Grünen) das Paket gegen Hass im Netz vor. Neu ist ein Schnellverfahren für, ein Verbot von Hass auch in Nachrichten und dass auch Arbeitgeber aktiv werden können.

Dennoch fordert ZARA eine Verantwortungsübernahme von den Plattformen selbst. „Beim Versuch gegen Hass im Netz vorzugehen, sehen wir oft, dass Plattformen ihre Community-Standards schlicht nicht einheitlich und verlässlich einhalten. Das schafft Verwirrung, Unsicherheit und Frustration bei den Betroffenen“, so Geschäftsführerin Caroline Kerschbaumer. Umso wichtiger sei es, dass auch jeder einzelne aktiv wird.

Neues Tool

Übrigens geben ZARA und TUNNEL23 Usern die Möglichkeit, sich schnell gegen Hass im Netz vorzugehen, und zwar mit dem Web-Tool schnellerkonter.at. Darauf gibt es eine Vielzahl an Texten, Bildern und Videos, mit denen individuell Gegenrede zusammengestellt werden kann.

Bewegende Reden bei den Medientagen

Auch bei den österreichischen Medientagen war Hass und Hetze. ProSiebenSat1Puls4-Chef Markus Breitenecker überließ seine 15 Minuten auf dem Podium vier seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der ProSiebenSat1Puls4-Gruppe. Sie schilderten sehr persönlich Erfahrungen mit Hasspostings, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit. Wettermoderatorin Verena Schneider begann ihre Rede mit Zitaten von Postings und Nachrichten, mit denen sie sich in den letzten Jahren auseinandersetzen musste. Es handelte sich um Beleidigungen über ihr Aussehen und ihr Gewicht und auch Androhungen sexueller Gewalt. „Augen aufhalten und helfen“: So lautete ihr Appell. Die Medien hätten es „in der Hand, alle Facetten von Menschen darzustellen und nicht nur einen Typus“.