Schöne Haut, bessere Leistungsfähigkeit, super Laune: Wer täglich genügend Wasser trinkt, verwandelt sich angeblich in eine verbesserte Version von sich selbst. Aber klappt das wirklich? Die Water Challenge wird’s zeigen. Prost!

Faktencheck: Ich bin weiblich, 1,65 m klein, wiege 65 kg und bin Raucherin (ja, ich weiß!). Ich trinke am Tag, wenn’s hoch kommt, zwei Tassen Kaffee, ein Glas Wasser (zumindest steht es auf dem Tisch) und am späten Nachmittag, um wieder in die Gänge zu kommen, meist ein kaltes Getränk mit ganz viel Zucker. Diagnose? Ungesund. Kein Wunder, dass ich regelmäßig Kopfschmerzen habe und mir nicht nur ein Arzt gesagt hat, ich müsse mehr Wasser trinken. „Ab jetzt trinke ich JEDEN TAG zwei Liter Wasser!“, nehme ich mir immer wieder vor und ergänze oft trotzig: „NEIN, ich gehe noch weiter, ich trinke NUR noch Wasser.“ Doch was bisher nur ein Vorsatz war, soll nun Realität werden. Es kann doch nicht so schwer sein, seinen Wasserhaushalt in Ordnung zu halten. Daher gilt ab sofort: zwei Liter täglich, und das mindestens für zwei Wochen.

Auf dem Boden der Tatsachen

Schon am ersten Tag bereue ich es. Literweise Wasser, aber kein Kaffee (der ja entwässert?) und kein Zuckerwasser (das ja furchtbar ungesund ist)? Wie soll ich bitte überleben? Bevor ich starte, gilt es aber, die Basis zu checken und einen Experten zu Rate zu ziehen. Eines der Versprechen, wenn man mehr Wasser trinkt, ist nämlich ein besseres Hautbild. Also lasse ich den Feuchtigkeitshaushalt in meinem Gesicht checken und mache eine Gesichtshautanalyse. In nur wenigen Minuten erfährt man, wie hoch der Wasseranteil im Gesicht ist, und auch, welche Schäden die Sonne bzw. das Nichtbenutzen einer Sonnencreme verursacht haben. Mein Ergebnis? 60 Prozent. In der Schule würde ich jubeln: „Juhu, über der Hälfte!“, doch ich lande schnell auf dem Boden der Fakten: 50 Prozent ist der schlechteste Wert, daher gibt es bei 60 Prozent nicht allzu viel zu jubeln. Die Lage wird aber noch deprimierender, denn als ich frage, ob ich wirklich keinen Kaffee trinken darf, lautet die Antwort: „Sicher – dann müssen Sie aber drei Liter täglich trinken.“ Verdammt! Immerhin sind zwei Liter am Tag schon eine sehr große Herausforderung für mich.

Tryout: Jeden Tag 2 Liter Wasser trinken
Linda Dziacek

Trinken mit Tricks

Nun bin ich also bereit für mein feuchtes Tryout – und muss direkt die ersten Hürden nehmen. In der Früh gehe ich wie gewohnt in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Erst bei meinem letzten Schluck komme ich drauf: „Das darf ich gar nicht!“ Daher muss ich an meinem ersten Tag DREI LITER Wasser trinken. Aber ich beiße – also trinke – mich durch und halte mich an die Tipps der Experten: So viel Wasser verteilt man am besten gut, deshalb soll ich am Vormittag die ersten 1,5 Liter trinken, am Nachmittag den restlichen halben Liter und am Abend eher darauf achten, nicht allzu viel zu trinken. Ein guter Tipp für Leute wie mich: Ich funktioniere am besten, wenn ich einen Zeitplan habe. Um nicht gleich wieder auf mein Wasserglas zu vergessen, stelle ich es direkt vor meiner Nase hin. Und siehe da, es ist kurz vor der Mittagspause und ich habe schon fast einen Liter geschafft. Motiviert geht es in den ersten Tagen weiter und ich schaffe täglich mein Ziel – doch Ende der Woche habe ich im wahrsten Sinne des Wortes eine Durststrecke: Ich finde Wasser einfach nur noch nervig! Es ist langweilig,  da sprudelt nichts, man schmeckt nichts – und ich bilde mir schon ein, dass es stinkt. Ich kann und will einfach nicht mehr NUR Wasser trinken. Dazu kommt: Ich rebelliere gegen mein Kaffeeverbot, und wenn ich sehe, dass jemand Cola, Eistee oder sonst was mit Geschmack oder Kohlensäure trinkt, könnte ich heulen und schreien: „ICH WILL AUCH!“

Es geht aufwärts

Um mich wieder zu motivieren, kaufe ich mir lustige, bunte Strohhalme. Bei solchen Dingen geht mein Herz auf – und tatsächlich, mein Wasserglas macht mir wieder mehr Freude. Doch es steht das Wochenende vor der Tür, und ich bin mir nicht sicher, wie ich in meiner Freizeit mit dem Try-out durchkomme. Immerhin muss ich wegen des vielen Wassers jede halbe Stunde auf die Toilette, und wie ich die Wasserflasche in meiner klitzekleinen Tasche transportieren soll, ist mir auch noch ein Rätsel. Ich treffe mich mit Freundinnen zum Frühstück – und das Erste, was ich noch vor der Begrüßung mache: Ich renne aufs Klo. Zurück am Tisch schaue ich in die Karte und sehe die vielen Variationen von  Kaffee. „NEIN!“, schreie ich gedanklich – „Bitte ein großes Glas Wasser!“, sage ich zur Kellnerin. Ungewohnt? Definitiv. Aber der Kaffeeverzicht war am ersten Tag schwerer als nach einer Woche – und das finde ich toll!

Dazu kommt eine weitere Erkenntnis: Mir war es nie so bewusst, aber ich war schon immer sehr müde, jede ­Stunde, Minute und Sekunde, und ich hätte einfach immer und überall einschlafen können. Nach einer Woche mit viel Wasser im Körper hat sich das verändert. Den Nachmittagsdurchhänger habe ich zwar noch immer, aber dagegen nehme ich statt eines Softdrinks mehrere große Schlucke von meinem Wasser – und kann wieder topfit weiterarbeiten!

Nasses Fazit

Die 14 Tage sind fast vorüber und es geht mir sehr gut, aber ich muss zugeben, dass ich mich noch immer dabei erwische, eine Stunde mal nichts zu trinken. Um das zu ändern, hänge ich mir Klebezettel mit der Aufschrift „TRINK WASSER!“ überall hin, wo ich vorbeikomme, also auf der Toilette, in der Küche, am Schreibtisch und an der Eingangstür. Das hilft nicht nur mir, sondern auch meinen Arbeitskollegen, die nun auch öfter daran denken, mehr zu trinken. Gern geschehen! Und dann sind sie auch schon um, meine Zwei-Liter-Wasser-am-Tag-Wochen – und eine neuerliche Gesichtshautanalyse soll zeigen, ob sich etwas verändert hat.

Ich bin gespannt, ob 14 Tage wirklich etwas bewirken können – und bin sprachlos, als ich das Ergebnis in der Hand halte. Mein Feuchtigkeitsanteil ist um 25 Prozent gestiegen. BÄM! Okay, in den letzten Tagen fiel mir zwar auf, dass meine Haut besser aussieht und ich mich generell sehr gut fühle, aber damit hätte ich nicht gerechnet. Und es ist nicht nur das: Ich bin nicht nur fitter, ich bin auch konzentrierter, und mein Körper hat auch gemerkt, dass die Blase doch ein größeres Volumen hat als zuvor, daher haben sich die Toilettengänge auch sehr reduziert. Was ich daraus lerne? Ich mache auf jeden Fall weiter – und hoffe, dass ich noch mehr positives Feedback von meinem Körper bekomme.