Frauen fallen gefühlt in jedem Aspekt des Lebens durch einen Spalt. Ob sie aufgrund der Gender Pay Gap weniger Brutto-Stundenlohn erhalten als Männer oder aufgrund der von Caroline Criado-Perez beschriebenen Gender Data Gap im Alltag auf eine für Männer designte Welt stoßen. Und auch beim Sex ist das nicht anders, wie uns die Orgasm Gap zeigt.

Sie beschreibt, wie ungerecht heterosexueller Sex sein kann.

Das bedeutet „Orgasm Gap“

In Filmen läuft es meist so ab: Man(n) hat großartigen, heißen Sex und am Ende kommen beide zum Orgasmus, oft sogar gleichzeitig. In der Realität ist dem aber nicht so, wie wir Frauen wissen. Schon mehrere Studien haben belegt, dass es beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr eine große Lücke zwischen dem männlichen und weiblichen Orgasmus gibt. So kommen laut einer Untersuchung der kalifornischen Chapman University etwa 95 Prozent der heterosexuellen Männer so gut wie immer zum Orgasmus, bei den heterosexuellen Frauen sind es aber nur 65 Prozent.

Grund dafür ist vor allem, dass Frauen und Männer anders zum Orgasmus kommen. Denn die Erregung beim Mann steigert sich in der Regel geradlinig bis zur Ejakulation. Frauen erleben eher ein Auf und Ab der Erregungskurve.

Klitoris wird vernachlässigt

Wichtigster Grund für die Orgasm Gap ist aber wohl die Vernachlässigung der Klitoris. Die Studie der Chapman University zeigt etwa, dass jene Frauen beim Sex am seltensten zum Höhepunkt kommen, die meist nur vaginal befriedigt werden. Hingegen hatten Frauen, die auch mit der Hand oder oral stimuliert wurden, die größte Chance, einen Orgasmus zu erleben. Dass die Klitoris beim Sex oft übersehen wird, kann auch an unserem Verständnis des weiblichen Körpers liegen. Denn in zahlreichen Sexualstudien und Abhandlungen zu dem Thema wird die Vagina als primäre erogene Zone der Frau beschrieben, während die Klitoris oft nur nebenbei erwähnt wird.

Kann man die Lücke schließen?

Guter Sex muss natürlich nicht zwangsläufig mit einem Orgasmus einhergehen. Das bedeutet aber auch nicht, dass Frauen komplett auf ihren Höhepunkt verzichten sollten. Immerhin geht es bei heterosexuellen Sex nicht nur darum, den Mann zum Kommen zu bringen. Es geht auch um ihr Vergnügen. Und das darf aufgrund der Orgasm Gap nicht zu kurz kommen. Das kann man am besten durch Kommunikation und Verständnis erreichen. Denn Frauenkörper funktionieren anders als Männerkörper, aber auch jeder Frauenkörper ist unterschiedlich. Wer sich das bewusst macht, hat den ersten Schritt zu einem erfüllteren Sexleben bereits gemacht. Am besten ist es, beim Sex auf die individuellen Wünsche einzugehen und dem Partner zu kommunizieren, was sich gut anfühlt und was einen eben nicht gerade in den siebten Himmel versetzt.