Angst. Plötzlich ist sie ist da, oft ohne dass man weiß, wo sie her kommt. Menschen, die unter Panikattacken leiden, können meist selbst keinen konkreten Auslöser festmachen. Der körperliche Ausnahmezustand verursacht eine Todesangst, die mit Atemnot, Schwindel und vielen anderen Symptomen einhergehen kann. Wir haben mit Psychotherapeutin Mag. Elke Radhuber darüber gesprochen, was eine Panikattacke eigentlich genau ist und wie man dagegen vorgehen kann:

Was genau ist eine Panikattacke?

Bei einer Panikattacke findet sich der/die Betroffene unerwartet in einem körperlichen und psychischen Zustand der äußersten Alarmiertheit wieder. Also im Grunde, wenn der Körper auf Alarmstufe Rot ist – obwohl es dafür keinen erkennbaren Grund gibt. Daher halten Betroffene eine solche Attacke häufig für eine lebensbedrohliche Erkrankung (z.B. Herzinfarkt). Eine Panikattacke kommt meist scheinbar aus dem Nichts. Der akute Ausnahmezustand dauert meist nur wenige Minuten an, kann aber mitunter auch mehrere Stunden nachwirken.

Was sind die typischen Symptome?

  • Atemnot, Erstickungsgefühl
  • Beklemmungsgefühle/Schmerzen (häufig im Brustbereich)
  • Angst / Panik (zB. Todesangst, Angst vor Kontrollverlust)
  • Benommenheit, Schwindel, Ohnmachtsgefühle
  • Beschleunigte Herzfrequenz, Herzklopfen, Palpitationen (bewusstes unangenehmes und intensives Wahrnehmen des Herzschlags)
  • Schwitzen, Zittern
  • Übelkeit und Magenbeschwerden
  • Gefühlsstörungen wie Taubheit oder Kribbelgefühle
  • Hitzewallungen oder Kälteschauer
  • Gefühl, neben sich zu stehen, oder die Situation als unwirklich zu erleben

Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?

Bei Panikattacken ist für die Betroffenen ohnehin nicht immer klar, dass es sich um eine Panikattacke handelt. Daher gehen Betroffene beim ersten Auftreten häufig sowieso zum Arzt und bekommen erst dort die Diagnose und oft auch eine Behandlungsempfehlung/Überweisung zur Psychotherapie. Eine ärztliche Abklärung ist grundsätzlich immer sehr zu empfehlen, um organische Ursachen ausschließen zu können.

Gibt es verschiedene Formen? Wenn ja, welche?

Panikattacken können für sich alleine auftreten. Wenn die Panikattacken in einer bestimmten Häufigkeit auftreten, spricht man von einer sogenannten Panikstörung. Panikattacken können aber auch in Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auftreten: Zum Beispiel Herzrhythmusstörung, Depression, Zwangsstörung etc. Wenn Panikattacken im Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung auftreten, werden sie meist als Teil der anderen Erkrankung eingeordnet – und es wird dann meist nicht die Diagnose Panikstörung gestellt.

Gibt es immer einen traumatischen Auslöser für Panikattacken oder kommen sie meist aus dem Nichts?

Panikattacken kommen genau genommen nicht aus dem „Nichts“ – es scheint nur so. Es gibt viele Erklärungen und mögliche Ursachen für Panikattacken. Traumatische Erfahrungen können dabei eine Rolle spielen – müssen aber nicht. Häufig stehen mit Panikattacken Ambivalenzen in der Lebensgestaltung in Verbindung, die jedoch nicht wahrgenommen werden können. Damit ist gemeint, dass jemand beispielsweise aufgrund von starkem Pflichtbewusstsein entgegen der eigentlichen Bedürfnisse oder Wünsche lebt und dadurch auf Dauer stark unter Druck und in Bedrängnis kommt. Die Panikattacke kann in dem Fall wie ein Ventil verstanden werden, das plötzlich und unkontrolliert überläuft, da der Druck zu groß wurde.

Wie sieht die Behandlung aus? Gibt es eine Chance auf vollständige Heilung?

Panikattacken können mit Psychotherapie gut behandelt werden: Zu Beginn steht oft der Umgang mit den Attacken im Vordergrund. Das bedeutet meist, die gefühlte Bedrohlichkeit bzw. die Angst vor der Panikattacke in den Griff zu bekommen. Parallel ist ein Reflexionsprozess über die individuellen Zusammenhänge der Panikattacken und dem/der Betroffenen notwendig, um einen Weg zu finden, nachhaltig Besserung bzw. Heilung zu erfahren.

Manchmal werden auch beruhigende Medikamente als Behandlungsoption verschrieben. Diese sollten aus bestimmten Gründen allerdings nur als Notfallsoption verstanden werden: Viele beruhigende Medikamente haben ein hohes Potenzial abhängig zu machen und sind daher nicht als Dauermedikamente geeignet und nur mit ärztlicher Rücksprache einzunehmen.

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Panikattacken: Eine Betroffene erzählt von ihren Erfahrungen

Panikattacken sind etwas, das für viele Menschen schwer zu begreifen ist. Wieso hat man Angst zu sterben, obwohl man körperlich eigentlich kerngesund ist? Wir haben mit einer Betroffenen gesprochen:

Wie äußert sich eine Panikattacke bei dir? Welche Ängste hast du in dem Moment?

„Es begann mit leichtem Schwindel und dann fühlte es sich an, als würde schlagartig all meine Kraft verschwinden. Wie bei einer Marionette, bei der man die Fäden abschneidet. Diese Situationen traten nur auf, wenn ich alleine war. Dann hatte ich Angst, dass ich tot umfalle und niemand würde Bescheid wissen. Danach kam die Angst vor der Angst.“

Hast du für dich eine Erklärung gefunden oder kamen die Attacken gefühlt völlig aus dem Nichts?

„Das erste Mal war ich 18, kurz nach der Matura. Ich wusste  damals nicht, wie es weitergeht und ob ich die notwendigen Aufnahmsprüfungen für mein Studium schaffe. Ich hatte Zukunftsangst. Da bin ich eines Morgens aufgewacht, mit einem Druck auf der Lunge. Daraufhin bekam ich fälschlicherweise die Diagnose „Asthma“ und mir wurden bronchienerweiternde Medikamente verabreicht, die dann den Schwindel ausgelöst haben. Beim zweiten Mal war ich 25. Den Grund für diese Panikattacke weiß ich. Es waren Kreislaufprobleme wegen Überarbeitung, Schlafmangel, zu viel Kaffee, zu wenig Essen, Dehydration, Stress, zu viel Zeit am Computer, körperlicher Erschöpfung. Die Liste ist lang.“

Was hat dir geholfen?

„Zuerst habe ich einen kompletten Gesundheitscheck machen lassen. Dann viel Sport, an körperliche Grenzen gehen (unter Traineranleitung), um zu sehen, wie belastbar der Körper ist und wieder Vertrauen in ihn zu bekommen. Und was mir wirklich geholfen hat: Kinder kriegen! Durch sie wird man im wahrsten Sinne des Wortes geerdet, verliert den totalen Fokus auf sich selbst und sitzt nicht mehr soviel am Computer.“

Panikattacke – hier wird dir geholfen:

Wenn du dich in einer körperlichen und/oder psychischen Ausnahmesituation befindest, gibt es in Österreich, Deutschland und der Schweiz Notfall-Hotlines, die du anrufen kannst. Bei der Telefonseelsorge wird dir geholfen und weitere Schritte werden dir erklärt.

Deutschland: Tel.: 030/8730111

Österreich: Tel.: 142

Schweiz: Tel.: 143