Experten der Harvard University halten es für möglich, dass Social Distancing noch über mehrere Jahre hinweg notwendig sein könnte. Sie haben den Verlauf der Pandemie nachgestellt und Vermutungen veröffentlicht.

Die Wissenschafter veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin Science.

Social Distancing bis 2022 nötig?

Die meisten von uns vermissen während der Ausgangsbeschränkungen der Corona-Krise wohl ihre Freunde und Familie. Denn um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, soll man weitgehend auf soziale Kontakte verzichten. Social Distancing wird das genannt. Und während wir zu Hause sitzen, im Homeoffice arbeiten und unsere Bar-Runden jetzt virtuell abhalten, hoffen wir, dass wir bald wieder zur Normalität zurückkehren können. Geht es nach Forschern der Harvard University kann das aber unter bestimmten Voraussetzungen noch etwas länger dauern. Bis 2022 um genau zu sein.

Laut ihren Vermutungen wird der Verlauf der Pandemie von noch nicht beantworteten Fragen abhängen: Wird sich die Ausbreitung des Virus mit den Jahreszeiten ändern? Welche Immunität werden die Menschen entwickeln, nachdem sie infiziert sind? Und bietet der Kontakt mit Coronaviren, die leichte Krankheiten verursachen, einen Schutz gegen den Erreger, der COVID-19 verursacht?

Simulation: Wie entwickelt sich die Pandemie?

Die Forscher verwendeten Computermodelle, um zu simulieren, wie sich die Pandemie entwickeln könnte. Demnach gebe es die Möglichkeit, dass eine strikte soziale Distanzierung, gefolgt von intensiver Detektivarbeit im Bereich der öffentlichen Gesundheit, das Virus aufspüren und ausrotten könnte. So war es etwa bei Sars-CoV-1, das 2003 einen weltweiten Ausbruch verursachte. Doch angesichts der großen Zahl der bereits bestätigten Fälle des neuen Erregers, wird dieser Ausgang als immer unwahrscheinlicher angesehen, erklären die Wissenschaftler.

Für wesentlich wahrscheinlicher halten sie die Möglichkeit, dass das Virus bestehen bleibt. Es könnte sich dann wie etwa die echte Grippe saisonal um den Globus verteilen. In einem weiteren Modell der Forscher kam es zudem nach dem Ende von 20 Wochen lang geltenden Maßnahmen zur Begrenzung der Ausbreitung dennoch zu einem Höhepunkt, der so groß war wie im Fall einer unkontrollierten Ausbreitung. Grund für diesen Ausgang wäre etwa, dass die soziale Distanzierung so wirksam war, dass man praktisch keine Bevölkerungsimmunität aufbauen konnte. Um solche Folgen zu vermeiden, könnten bis 2022 immer wieder „Social Distancing“-Maßnahmen erforderlich sein. Vorausgesetzt die Krankenhauskapazität werde nicht erhöht oder es werden keine wirksame Impfstoffe oder Behandlungen gegen das neuartige Coronavirus entwickelt.