Viele Frauen fühlen sich verpflichtet, Gewalt während dem Sex aushalten zu müssen. Gewalt, wie geschlagen, angespuckt oder gewürgt zu werden. Sie sind unter Druck und glauben, dass es zum Sex dazu gehört, wenn der Partner das möchte.

Aber ich finde, das ist absolut nicht so! Denn beim Sex soll immer nur das passieren, was für einen selbst OK ist.

20 Prozent der UK-Frauen erfahren unfreiwillig Gewalt während Sex

Nur die alleinige Zustimmung für Sex bedeutet nicht, dass gewaltvolle Fantasien ausgelebt werden dürfen – ohne, dass zuvor gefragt wird, ob das auch für den Partner OK ist. Konsens bedeutet nicht, dass ein Ja auf die Frage, ob man miteinander schlafen möchte, automatisch für alle sexuellen Neigungen steht, die man hat. Es ist wichtig zu fragen, ob der Partner mit den folgenden Handlungen einverstanden ist. Die Zahlen, die dazu im Rahmen einer Studie erhoben wurden, zeigen, wie wichtig ein weiterer Diskurs zu dieses Thema wirklich ist.

Bei einer Umfrage in Großbritannien stellte sich nämlich heraus, dass über 20 Prozent der UK-Frauen, die über 40 sind, bereits während einvernehmlichem Sex ungewollt Gewalt erfahren mussten. Gewalt, wie geschlagen zu werden, angespuckt oder gewürgt. Ein Fünftel dieser Frauen fühlte sich danach unwohl, war wütend oder voller Angst. Auch durch die starke Präsenz von Pornografie, die solche Sex-Techniken vermehrt zeigt, wird ein falsches Bild vermittelt. Eines, das Frauen, aber auch Männer glauben lässt, dass Gewalt und Sex Hand in Hand gehen müssen.

Durch die Pornografie wurde gewaltvoller Geschlechtsverkehr normalisiert

Gewalt während dem Sex ist OK – solange es beide wollen. Nur gehen viele Menschen davon aus, dass unser Gegenüber die gleichen sexuellen Vorstellung hat, wie man selbst. Und, dass Gewalt während dem Sex etwas ist, das normal ist. Aber dem ist nicht so.

Durch die Pornografie hat unsere Gesellschaft einen Zugang zu Sexualität, den es zuvor in dieser Form nicht gab. Hier werden alle Fetische angeboten, die sich in den Köpfen von Menschen ausbreiten. Die meisten Pornoinhalte sind jedoch so ausgerichtet, dass der Mann befriedigt wird. Die Frau bleibt meistens außen vor. Ich finde, dass gewaltvoller Sex durch den Überschuss solcher Pornofilme normalisiert wurde. Männer gehen davon aus, dass Frauen auch erniedrigt und bespuckt werden wollen. Doch hier sollte man nicht verallgemeinern. Denn nicht alle Frauen haben dieselben Neigungen und Vorlieben.

Wenn man mit Pornografie aufgewachsen ist und jeden Tag Videos sieht, in denen Frauen geschlagen werden, normalisiert sich dieses Verhalten mit der Zeit. Viele Männer gehen zum Beispiel davon aus, dass sie vor dem Sex oral befriedigt werden, weil sie es nur so aus Pornos kennen. Sie glauben, das Machtverhältnis während dem Sex funktioniert so, dass Frauen sich dem Mann unterwerfen. Und, wenn er sie schlagen möchte, dann darf er das auch – ohne nachzufragen, ob es OK ist.

Gleichberechtigter Sex funktioniert nicht, wenn einer sich unwohl fühlt

Es ist nicht OK, mit jemanden gewaltvoll zu schlafen, ohne zu wissen, ob der Partner damit einverstanden ist. Konsens bedeutet nicht, von etwas auszugehen, nur weil die Person nicht aktiv Nein gesagt hat. Für Gewalt während dem Sex ist ein klares Ja wichtig.

Gleichberechtigter Geschlechtsverkehr kann nicht funktionieren, wenn einer der beiden Partner sich unwohl fühlt. Man sollte sich vor dem Sex immer versichern, dass es der andere tatsächlich möchte. Man sollte sich noch einmal mehr darüber im Klaren sein, wenn spezielle Vorlieben ins Spiel kommen.

Frauen stehen unter Druck, Vorlieben im Akt aushalten zu müssen

Hinzu kommt, dass sich viele Frauen dazu verpflichtet fühlen, Gewalt während dem Sex aushalten müssen. Sie sind unter Druck und glauben, dass es zum Akt selbst dazu gehört, wenn der Partner das möchte. In diesem Zusammenhang wird oft thematisiert, dass an den Frauen liegt, zu sagen, wenn sie etwas nicht wollen. Wenn ihnen etwas nicht passt, dann sollen sie quasi einfach den Mund aufmachen. Nur wird dabei oft vergessen, welcher Druck in Wahrheit auf Frauen lastet. Denn meiner Meinung nach, müssen sich Frauen immer noch viel zu sehr dafür rechtfertigen, wenn sie auf etwas Lust haben, oder eben nicht. Und sich oft auch nicht trauen, etwas zu sagen. Bei Männern ist das hingegen anders.

Hier muss also noch viel getan werden. Und das beginnt für mich in erster Linien mit der Kommunikation. Man sollte Frauen den Druck nehmen, damit sie ihre Wünsche und Bedürfnisse frei äußern können. Sie sollten sich keine Gedanken darüber machen müssen sagen zu können, wenn sie nicht einverstanden sind, Gewalt im Geschlechtsverkehr zu erleben.

Zwar sind wir schon auf dem richtigen Weg, das Ziel ist jedoch noch nicht greifbar. Es gibt bereits pornografische Seiten, die extra für Frauen produziert wurden. Es existiert also ein Interesse daran, wie gleichberechtigter Sex funktioniert und, wie man es schaffen kann, toxische Männlichkeit abzulegen. Jetzt fehlt nur noch, das tatsächlich in die Tat umzusetzen. Denn Sex, der gleichberechtigt passiert, ist schön und für beide besser als jener, bei dem sich einer von beiden Partnern unwohl fühlt.