Alkohol wurde in den letzten Jahren ein immer schwierigeres Thema für mich. Auf der einen Seite habe ich den Spritzer nach der Arbeit genossen, mich am Wochenende mit der BFF betrunken und danach in der Disco abgetanzt – auf der anderen Seite habe ich den Hangover gehasst und mich oft für mein Verhalten am Vortag irgendwie geniert (auch wenn nichts Dramatisches passiert ist). Zusätzlich ist mir der extrem hohe Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft und die Auswirkungen auf den Körper immer bewusster geworden. Nach der Arbeit noch ein, zwei, drei Spritzer, zum Essen Wein, hier ein Bier, dort ein Schnaps – warum machen wir das eigentlich?

„Anfangs war es ungewohnt für mich keinen Alkohol zu trinken“

Es hat immer mehr angefangen mich richtig zu stören, wenn Leute „unnötig“ Alkohol trinken. Als dann viele Influencer angefangen haben, auf Alkohol zu verzichten, habe ich erstmal lange überlegt. Irgendwie ist der Spritzer in Gesellschaft schon nett – aber kann ich nicht einfach was anderes trinken? Vor ca. einen halben Jahr, mitten im Sommer, habe ich dann für mich beschlossen keinen Alkohol mehr zu trinken. Danach war ich erstmal für alle „total langweilig“, mit mir kann man jetzt eigentlich eh nichts mehr machen. Ob ich denn schwanger sei, fragte mich überraschenderweise niemand. Dass ich auch nüchtern daneben sitzen kann, schien für viele kaum vorstellbar.

Auch für mich war es am Anfang total ungewohnt. In der Stammbar gab es statt meinem geliebten Moscow Mule nur noch Himmbersoda oder mal ein Sodazitron – wenn ich ganz freaky war ein Hollundersoda. Das wird auf Dauer wirklich langweilig und passt nicht unbedingt zum Ausgehen dazu. Bis mir gedämmert ist, dass ich Ginger Beer auch pur trinken kann, hat es überraschend lange gedauert (facepalm). Seitdem habe ich das Gefühl in der Bar auch einen Drink in der Hand zu haben und komme wesentlich besser durch die Nächte. Für meine Freunde ist es mittlerweile schon normal, dass es für mich keinen Alkohol gibt, auch wenn hier und da noch der ein oder andere Kommentar fällt.

Was ich sehr spannend fand, war die Reaktion meiner Familie: es gab nämlich keine. Bei Familienfesten etc. habe ich noch nie wirklich viel Alkohol getrunken, gerade mal mit einem Glas Sekt (und das meistens mit Orangensaft) angestoßen. Ihnen habe ich auch nicht gesagt, dass ich komplett auf Alkohol verzichte, weil sie es gar nicht anders von mir kennen. Spannend wird es zu meinem 30er, der bald ansteht. Hier kommt wieder der gesellschaftliche Druck auf mich zu: Ein Glaserl Sekt zum Anstoßen?! Das gehört dazu!! Ob ich anstoßen werde oder nicht, das werde ich wohl spontan entscheiden – denn sind wir uns ehrlich, bis zum 30er muss ich mich jetzt schon mit ganz anderen gesellschaftlichen Klischees befassen – Kind, Ehering und ein eigenes Haus habe ich nämlich auch noch nicht. Da ist der fehlende Alkohol wahrscheinlich mein geringstes Problem ;).