Heute, am 8. März feiert die Welt ihre Frauen. Und unweigerlich werden wir vor allem von Männern mit der Frage konfrontiert: Warum gibt es eigentlich keinen Weltmännertag? Die Antwort: Es gibt einen! Wird er gefeiert? Nicht wirklich. Das finden wir aber auch ganz ok so. 

Warum wir es durchaus in Ordnung finden, dass der Weltmännertag nicht soviel Aufmerksamkeit wie sein weibliches Gegenstück bekommt. 

Deshalb solltet ihr euch die Frage nach einem Weltmännertag besser sparen

„Guten Morgen, Süße“, ich reibe mir die Augen. Mein Mann bringt mir doch tatsächlich Kaffee ans Bett? Und nicht irgendeinen, es ist der mit extra viel Milchschaum und einer Prise Zimt darüber. Entsetzt richte ich mich auf. „Ist etwas passiert?“, frage ich. „Tataaaa“ singt er, „alles Gute zum Weltfrauentag“ und zaubert einen Strauß Blumen hinter seinem Rücken hervor. „Äh danke“. Irgendwie fehlen mir die Worte. Das liegt zum Teil daran, dass ich generell vorm ersten Kaffee nicht sehr gesprächig bin, aber auch an der ganzen Situation.

Da ist er also wieder. Unser Tag, der Tag der Frauen. Und ich bin mir nicht ganz sicher, ob das ein Tag zur Freude oder der Trauer ist. Eigentlich ist der Tag ja eingerichtet worden, um uns Frauen in einer immer noch von Männern dominierten Welt zu ehren und um auf die Gleichberechtigung und Emanzipation der Frauen aufmerksam zu machen. Mittlerweile geht unser Ehrentag in die 113. Runde. Wir haben viel geschafft: das Wahlrecht, die Frauenquote und Bewegungen wie #MeToo und Time’s-Up, die auf sexualisierte Gewalt aufmerksam machen. Aber es gibt immer noch viel zu tun. 

Warum feiern wir eigentlich keinen Weltmännertag?

Ich hab den Kaffee noch nicht mal zur Hälfte getrunken, da fragt er: „Warum gibt es eigentlich keinen Weltmännertag?“. Echt jetzt? Der Schluck bleibt mir im Halse stecken. Ja warum eigentlich? Ich nehme noch einen großen Schluck, bevor ich antworte: „Es gibt einen.“ Ja, liebe Männer, da ist euch ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung gelungen. Der „internationale Männertag“ wurde im Jahr 1999 aus der Taufe gehoben und wird am 19. November gefeiert. Gefeiert? Nicht wirklich. Das finden wir aber auch ganz ok so. 

Die Frage sollte also vielmehr lauten: Warum feiern wir keinen Weltmännertag? Ganz ehrlich: weil es einfach nicht pressiert. Nicht mal für die Männer selbst. Weshalb sollte sonst der Großteil keinen blassen Schimmer von dessen Existenz haben. Weil sich Männer nicht 365 Tage im Jahr mit Ungerechtigkeiten aufgrund ihres Geschlechts plagen müssen. Warum feiern wir keinen Weltmännertag? Bei den Männern hat sich die Mordrate aufgrund ihres Geschlechts nicht, wie bei uns Frauen, in den vergangenen acht Jahren (österreichweit von 14 im Jahr 2014 auf 28 im Jahr 2023) verdoppelt. Warum feiern wir keinen Weltmännertag? Weil sich Männer um ihr Wahlrecht nie Gedanken machen mussten. Und deren Hintern ist auch kein Faktor beim Vorstellungsgespräch.

Wir Frauen haben mehr als einen verdammten Tag im Jahr verdient

Vieles ist für uns Frauen besser geworden, aber soeben hat uns die Krise wieder in die 50er Jahre zurückkatapultiert. Sind es doch wir Frauen, die neben ihrem Job im Homeoffice noch die Betreuung und das Homeschooling der Kinder schupfen. Wenn man all jene Faktoren zusammenzählt, verdienen wir mehr als einen verdammten Tag im Jahr, um gewürdigt zu werden. Auf alle Fälle verdienen wir mehr als ein 10 Minuten Käffchen im Bett zu schlürfen, bevor wir uns wieder um Job, Haushalt und Kinder kümmern.

Jetzt bitte nicht falsch verstehen, allseits beliebte Aufmerksamkeiten wie Blumen und Schmuck sind zwar lieb gemeint, aber das ist leider nicht, worum es geht und zeigt wieder mal auf, warum der Stand der Frauenwelt auch im 21. Jahrhundert noch lange nicht da ist, wo er sein sollte. Der internationale Frauentag gilt demnach als Mahnung an die Welt! Denn solange es einen Frauentag gibt, sind Frauen nicht gleichberechtigt. Was wir also statt zehn Minuten Auszeit, Blumen und der Frage „Warum es keinen Weltmännertag gibt“ brauchen, ist eure Hilfe.

Liebe Männer, heute geht es mal nicht um euch!

Der Weltfrauentag bietet eine Plattform, um unsere Kräfte zu bündeln und auf Missstände aufmerksam zu machen. Und ihr liebe Männer, seid herzlich dazu eingeladen, uns dabei behilflich zu sein. Also spart euch die Frage nach eurem Ehrentag und lenkt die Aufmerksamkeit nicht schon wieder auf euch. Viel eher sollten geläuterte Machos nun reflektieren, was sie in ihrer Machtposition tun können, um in der Gesellschaft benachteiligte, in dem Fall vor allem auch Frauen, dahin zubekommen, wo sie (die Männer) heute stehen. Sie sollten den Dialog suchen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Also Cheers Darling, auf die Frauen, und dass auch sie bald den Platz bekommen, den sie in der Welt verdienen. Und da fangen wir gleich damit an, dass es an unserem Tag sicher nicht um den Weltmännertag gehen soll!