Seit einem Jahr hält uns das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 in Atem. Mittlerweile hat es das getan, was Viren eben tun: Es hat sich weiterentwickelt, angepasst, es ist mutiert. Seit Kurzem etwa grassiert die neue Virusvariante B.1.1.7 in Österreich. Unterdessen entdeckten Forscher in Brasilien die Variante P.1.

Die neue Variante führt unter Wissenschaftlern zur Beunruhigung. Was aber weiß man genau über P.1?

Keine Herdenimmunität in Brasilien

Neben der britischen Coronavirus-Variante B.1.1.7 und der südafrikanischen Mutation B.1.351/501Y macht den Wissenschaftlern nun auch eine in Brasilien neuentdeckte Virusvariante Sorgen. In Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, hatten sich im vergangenen Jahr drei Viertel der Bevölkerung mit Corona infiziert. Aufgrund dieser Zahlen hatte man eigentlich auf eine Herdenimmunität gehofft. Doch dazu kam es nicht. Stattdessen stiegen die Zahlen im Dezember wieder an. Forscher versuchten daher herauszufinden, ob eine Veränderung des Virus damit zusammenhängen könnte, dass die Infektionszahlen in Manaus nicht abklingen wohlen.

Sie fanden heraus, dass es sich bei 12 von 31 untersuchten Proben, die Mitte Dezember in Manaus gesammelt wurden, um einen Teil einer neuen Virusvariante handelte, die sie P.1 nannten. Zwar muss die Variante noch weiter erforscht werden. Doch laut den Wissenschaftlern könnte die Möglichkeit bestehen, dass P.1 der menschlichen Immunantwort entgeht. Das könnte zu einer Erhöhung der Wiederinfektionen mit dem Coronavirus führen und würde den erneuten Anstieg in Manaus erklären. Diese Vermutung ist allerdings noch nicht bestätigt. Ein Nachweis, dass die Mutation für den erneuten Ausbruch verantwortlich ist, steht noch aus.

P.1 muss noch weiter erforscht werden

Es gibt aber auch andere Theorien für die erneute Infektionswelle in Brasilien. Der Epidemiologe Oliver Prybus mutmaßt laut Science, dass die Immunität der Bevölkerung in Manaus abgenommen haben könnte, weshalb das Virus in der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt wieder leichtes Spiel hatte. Fraglich sei auch, ob sich die neue Virusvariante verbreite, weil sie ansteckender ist oder weil ihr Antikörper nichts anhaben können. „Natürlich kann es auch eine Kombination dieser beiden Faktoren sein“, betont Prybus. Was es tatsächlich mit der neuen Virusvariante P.1 auf sich hat, muss also noch weiter erforscht werden.

Wiederinfektionen sind selten

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Wiederinfektionen sehr selten sind. In den letzten Tagen konnten zwei verschiedene Studien bestätigen, dass auch Monate nach einer Erkrankung durch das Coronavirus bei einer überwiegenden Anzahl von infizierten Personen genügend Antikörper und T-Zellen vorhanden sind, um eine neuerliche Infektion zu verhindern.