Der Erfolg von Carl-Johan Forssén Ehrlin zeigt, wie verzweifelt viele Eltern sind: Obwohl – oder vielleicht gerade weil – es zum Gähnen langweilig ist, schießt sein Buch „Das Kaninchen, das so gerne einschlafen will“ auf Platz Eins der deutschen Verkaufscharts beim Online-Händler Amazon. 

„Ich kann jeden zum Einschlafen bringen“, verspricht das Buch auf dem Titel ganz unbescheiden. Bei der dreijährigen Mila, die in der Regel sogar gut einschläft, hat die Garantie nicht gewirkt. „Ich habe ihr eine Seite vorgelesen, dann fand sie es langweilig und wollte nicht mehr hören“, schreibt ihre Mutter Maria in den Amazon-Kommentaren.

Besonders aufregend ist das Buch tatsächlich nicht. Aber darin liegt vielleicht auch sein Geheimnis. „Ich lasse das Kind Teil der Geschichte werden“, sagt der Autor. „Dadurch begleitet es das Kaninchen, wenn das versucht, einzuschlafen. Das Kind identifiziert sich hoffentlich damit und will auch einschlafen.“

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Das richtige Rezept

Damit es wirkt, sollen Eltern das Buch auf eine bestimmte Art und Weise lesen: „Das Buch beginnt mit einer Anleitung, die den Eltern sagt, wie sie das Buch lesen können – dass sie Wörter betonen können, die im Text fettgedruckt sind, dass sie manche Wörter ruhiger und langsamer lesen können„, erklärt Forssén Ehrlin. Um den Nachwuchs müde zu machen, sind etliche Gähner in die Geschichte eingebaut.

„Eine Bekannte hat gesagt, sie hat es gekauft, weil sie in der Zeitung davon gelesen hat“, schreibt eine Mutter in den Bewertungen auf Amazon. „Sie hat es dreimal probiert – und alle drei Male hat es funktioniert.“ Auch wenn das Kind schon eingeschlafen ist, sollen Eltern die Geschichte vom Kaninchen, das so gerne einschlafen will, weiterlesen. 

Die Techniken hat Forssén Ehrlin in Vorschulen ausprobiert, sein Buch Eltern versuchsweise mit nach Hause gegeben. „Viele sind überrascht, dass es wirklich funktioniert“, erzählt der Schwede. Ein paar Jahre hat es gedauert, bis er so überzeugt davon war, dass er es im Eigenverlag herausbrachte. Seitdem reißen es ihm die Eltern aus den Händen. Inzwischen ist es auch auf Englisch, Deutsch oder Spanisch erhältlich.

Den Erfolg des Buches erklärt sich der 37-Jährige so: „Es ist etwas Neues, und es hilft vielen Eltern und Kindern, Einschlafprobleme in den Griff zu bekommen.“ Forssén Ehrlin bekomme Briefe von übermüdeten Eltern, bei denen es jeden Tag vier bis fünf Stunden gedauert hat, ihre Kinder ins Bett zu bekommen. „Und wenn sie jetzt die Einschlafgeschichte vorlesen, dauert es etwa zwölf Minuten.“

Aber Achtung: Ältere Kinder könnten sich durch die Geschichte mit ihren eingebauten Gähnern und vielen Wiederholungen leicht veräppelt fühlen. 

Allerdings spiele eine Änderung in der Erziehung eine viel größere Rolle als das, was man durch ein Buch bewirken könne. In vielen Familien ist es gar nicht mehr üblich, dass sich die Eltern vor dem Zubettgehen Zeit für ihre Kinder nehmen. Wer also ein magisches Einschlaf-Mittel erwartet, wird enttäuscht.