Warum benötigt die Haut im Winter besonders viel Pflege?

Dr. Greger Holzer: Die Haut im Winter ist durch kalte Temperaturen, trockene Heizungsluft, schnelle Schwankungen der Luftfeuchtigkeit aber auch heiße Bäder beansprucht. Durch vermehrten Wasserverlust an die Umgebung und Beeinflussung der Lipide in der oberen Hautschichten durch Kälte kommt es zu einer verlangsamten Abstoßung abgestorbener Hautzellen an der Körperoberfläche, gleichzeitig werden durch Verminderung der Umgebungsluftfeuchtigkeit weniger feuchtigkeitsbindende Aminosäuren in der Haut gebildet. Die Hautbarriere ist gestört, die wird die Haut trocken und schuppig.

 

Was sind im Winter die größten Probleme für unsere Haut?

Dr. Greger Holzer: Trockene, schuppige bis rissige Haut und Juckreiz. Es kann auch zu Entzündung und Ekzemen kommen. Die Hautbarriere ist gestört, die Haut reagiert empfindlicher auf normale Reize.

(c) Robert HARSON

Dr. Greger Holzer ist Dermatologe im SMZ Ost in Wien, außerdem beratend für Kiehl´s Österreich tätig.

 

Wann sollte man am besten von Sommerpflege auf Winterpflege umstellen – gibt es ein Datum bzw eine Temperatur?

Dr. Greger Holzer: Es gibt kein Datum, die Umstellung hängt von den Außentemperaturen und dem Beginn der Heizperiode ab.

 

Welche Gesichtspflege-Schritte sollten im Winter zur täglichen Routine gehören?

Dr. Greger Holzer:

Schonende Reinigung: keine schäumenden Reinigungsgels oder Seife, mildes Reinigungsmilch oder gar nur lauwarmes Wasser (kein heißes Wasser) reichen.

Regelmäßige Exfoliation: Trockene schuppige Winterhaut sollte sanft von den überschüssigen Hautschüppchen entfernt werden, damit die anschließende Pflege besser eindringen kann, die Haut wird dabei geschmeidiger. Damit zusätzlich die Hautbarierre nicht noch mehr geschädigt wird, empfehlen sich keratolytische Feuchtigkeitscremen mit Milchsäure, Glykolsäure oder Harnstoff, die ihrerseits die Feuchtigkeit in der Oberhaut speichern können. Abgestorbene Hautschüppchen können auch schonend mit einem feuchten Waschlappen oder mechanischen Reinigungssystemen (z.B. Clarisonic) entfernt werden.

Nach der Exfoliation sofort ausreichend ölhältige Feuchtigkeitscremen (reichhaltige, dickflüssige Produkte sind zu bevorzugen) auftragen, die die Feuchtigkeit in der Haut einschließen

Zusätzlich sollte man ausreichend Wasser trinken, aber darauf achten dass die Luftfeuchtigkeit zuhause optimal für die Haut ist (40-50%). In der Ernährung auf eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren –finden sich in Leinsamen, Walnüssen, Distelöl und Fisch- achten. Sie sind wichtig für den Aufbau der Hautbarriere, wirken wahrscheinlich auch antientzündlich.

Falls trotz dieser Maßnahmen weiterhin trockene Haut oder Juckreiz bestehen, einen Dermatologen aufsuchen.

 

Ist Sonnenschutz auch im Winter wichtig?

Dr. Greger Holzer: Bei diesigen, bewölkten Tagen kann natürlich auf Sonnenschutz im Winter verzichtet werden. Vorsicht bei  Schiausflügen in die Berge, hier ist die Sonne extrem stark, die UV-Strahlung wird zusätzlich durch den Schnee reflektiert.  Die bleiche Winterhaut kann hier schwer geschädigt werden. Daher empfiehlt es sich hier besonders auf einen entsprechend hohen Sonnenschutz zu achten.

 

Gibt es (selbstgemachte) Hausmittelchen, die unserer Haut im Winter besonders gut tun?

Dr. Greger Holzer: Bei trockener Haut empfehlen sich nicht zu heiße Ölbäder, z.B. das Kleopatra Bad, für eine Badewannenfüllung werden hierbei 1(–2) Tassen Milch und 1(–2) Eßlöffel Olivenöl gut gemischt und ins Badewasser gegeben. Dabei die Badezeit von 10 Minuten nicht überschreiten, sonst trocknet die Haut noch mehr aus.