Er ist 1,37 Meter groß, wiegt 29 Kilogramm und ist extrem biegsam: Mohammed al-Scheich aus Gaza träumt vom Weltrekord. Mit fast absurden Verrenkungen seines Körpers will der Zwölfjährige ins Guinness-Buch der Rekorde. Das Unternehmen hat seine Anfrage bereits akzeptiert und prüft die Bewerbung, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Das Verfahren könne bis zu drei Monate dauern.

Der „Spinnenjunge von Gaza“ (Gaza-Spiderboy), wie sein Spitzname lautet, kann problemlos seine Füße von hinten auf seine Schultern legen und sich seitlich wie eine Schlange einrollen. Sein Körper wirkt dabei wie Kaugummi oder so knochenlos wie der Leib einer Schlange. Viele denken auch an die Bewegungskünste des Comic-Helden Spider-Man.

Bei dem erhofften Titel geht es Mohammed allerdings nicht nur um Beweglichkeit, sondern auch um Tempo: Auf seinem Bewerbungsvideo liegt er mit Brust und Gesicht auf dem Boden. Er klappt die Beine und Füße nach vorne vor seinen Kopf und läuft innerhalb einer Minute 33 Mal um seinen Oberkörper herum. Der aktuelle Rekord: 29 mal.

Mohammed hofft auf Frieden mit Israel und der Möglichkeit, irgendwann problemlos in andere Länder zu reisen. „Im Moment bin ich in Gaza gefangen„, sagt er mit Blick auf die seit rund zehn Jahren andauernde Blockade durch Israel. „Ich kann nicht weg und kann nicht einmal ins Westjordanland reisen.“

Der jüdische Staat hat den Küstenstreifen aus Angst vor der dort herrschenden radikalislamischen Hamas abgeriegelt. Trotzdem gelang es Mohammed im Jahr 2015, den Gazastreifen über Ägypten zu verlassen und bei der Fernsehshow „Arabs got Talent“ im Libanon teilzunehmen. Er gewann zwar nicht, aber es stimmten 14 Millionen Menschen für ihn. Die Show machte ihn in der arabischen Welt bekannt.

Mohammeds Mutter Hanan al-Scheich begleitete den Buben nach Beirut. Ein Angebot für ein spezielles jahrelanges Training im Ausland lehnte die Familie anschließend allerdings ab.

Mohammeds Verbiegungskünste fielen das erste Mal im Sommer 2014 während des Gaza-Krieges mit Israel auf. Seither arbeitet er mit einem Trainer – zuletzt drei Tage in der Woche je vier Stunden. Gemeinsam üben sie bei dem Buben daheim, auf öffentlichen Plätzen oder am Strand.

Hanan al-Scheich hofft darauf, dass ein Weltrekord ihren Sohn auch im Westen bekannt machen könnte. „Mohammed muss Palästina auf internationalen und weltweiten Anlässen präsentieren“, sagt sie. „Er ist unverwechselbar.“