„Jetzt wollen wir mal gucken, was die Blondine zu sagen hat“, posaunt Sportkommentator Carsten Sostmeier, der für die ARD berichtet. Die Ausnahme-Athletin Simone Biles wird fortlaufend mit Männern verglichen, die Periode der chinesischen Schwimmerin Fu Yuanhui ist ein größeres Thema, als ihre Leistung, und ob in Bikini oder Hijab Volleyball gespielt wird, scheint ebenfalls viel interessanter zu sein, als der Sport an sich.

Unterschenkel-Umfang, Make-Up, Beziehungs-Status und „Resting Bitch Face“ der Sportlerinnen werden in den Mittelpunkt Berichterstattung über Olympia-Teilnehmerinnen gerückt –  im Jahre 2016.

Sexismus á la carte

Als die ungarische Schwimmerin Katinka Hosszú die Gold-Medaille holte, wurde auf NBC sofort darauf hingewiesen, dass sie diesen Erfolg ihrem Mann zu verdanken habe, der sie trainiert. Das 19-jährige (!) Ausnahmetalent Simone Biles wird  vom People-Magazin als „Michael Jordan des Turnens“ bezeichnet (ein Vergleich mit einer weiblichen Sportlerin scheint unmöglich) und sorgt in den sozialen Netzwerken hauptsächlich mit ihrer Figur für Aufsehen.

Ach, und wie man so munkelt, hat sie auch mit Zac Efron, von dem sie eine Papp-Figur im Zimmer stehen haben soll, geflirtet. O.M.G!


Das ist ja auch alles viel interessanter, als die Tatsache dass die gerade mal 19-Jährige die wohl beste Turnerin der Welt ist, dass sie als einzige Frau drei Weltmeisterschaften im Mehrkampf in Folge gewonnen hat und dass sie damit zur erfolgreichsten WM-Teilnehmerin aller Zeiten wurde. Ihre Art zu springen wird bereits jetzt als „The Biles“-Move bezeichnet, da noch kein Mensch vor ihr so einen Sprung hingelegt hat.

Eine Geschichte von harter Arbeit und außergewöhnlichem Talent

Die junge, nur 1,45 Meter große Frau aus Cleveland, Ohio wurde von ihrer alkoholkranken und drogenabhängigen Mutter verstoßen und schließlich von ihren Großeltern adoptiert. Bereits im Alter von sechs Jahren entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Turnen und schafft seitdem mit unvorstellbar anstrengendem Training und unfassbar viel Können alles, was sie sich vorgenommen hat – und mehr. Eine Geschichte von unglaublicher Genialität, harter Arbeit und einer Frau, die alles gibt, um sich ihren großen Traum zu erfüllen. Die reine Verkörperung eines guten Vorbilds für junge Frauen, also. 

Aber das ist natürlich nicht so interessant, wie die Tatsache, dass sie auf Zac Efron steht. Schließlich ist sie ein Mädchen, da muss eben auch über Mädchen-Dinge berichtet werden. 

Wie wäre es, einfach über Sport zu berichten?

Reaktionen, wie die folgende, fluten gerade die Social Media-Welt. Immer mehr Menschen empören sich über die sexistische Berichterstattung in den Medien.

Die britische Journalistin Lindy West veröffentlichte nun im „Guardian“ eine Checkliste, wie über Sportlerinnen berichtet werden sollte. Ihre Empfehlung ist ganz einfach: Wie wäre es damit, einfach über Sport zu sprechen, und dabei auf Rollenstereotype zu verzichten?