Benedict, du hast enorm viele Fans und die Leute scheinen überall, wo du auftauchst, deinen Namen zu schreien …

Benedict Cumberbatch: (grinst) Schauspieler sehnen sich danach, in dieser Position zu sein. Mir gibt es einen Kick, Kontakt mit meinen Fans zu haben. Ich liebe es, mit Leuten zu reden, die beispielsweise Filmfestivals besuchen. Mit ihnen Zeit zu verbringen ist auch eine Art, Danke zu sagen und ihr Interesse an Filmen zu honorieren. Man verbringt ohnehin die meiste Zeit eingepfercht in einem Hotel, um Pressearbeit zu machen. Das ist okay, weil man einen Film promotet, aber letztlich ist es ein Vergnügen, Menschen zu treffen, die deine Arbeit zu schätzen wissen.

 

Ist es seltsam für dich, dass du als Sexsymbol giltst?

Benedict Cumberbatch: Ich schenke dem keine Beachtung, obwohl es mir natürlich schmeichelt und mich amüsiert. (grinst) Ich bin garantiert keiner dieser Schauspieler, von denen die Leute denken, dass sie klassische Schönheiten sind. Ich betrachte dieses Gerede als Anerkennung für meine Arbeit als Schauspieler. Meine Mutter ist sicher stolz, aber man wird mich nicht dabei erwischen, wie ich mich in Spiegeln bewundere oder Artikel über mich lese. (grinst)

 


 

Der Film „The Imitation Game“ könnte dir den größten Erfolg als Schauspieler bringen …

Benedict Cumberbatch: Alan Turing war eine tragische Figur. Ich hoffe, dieser Film wird das öffentliche Bewusstsein schärfen – nicht nur für ihn als Person, auch für den unglaublichen Beitrag, den er im Zweiten Weltkrieg und für die Mathematik- und Computerszene geleistet hat. Die Leute sollten über sein Werk und seine Theorien lesen. Seine Errungenschaften sind unglaublich beeindruckend!

 


Was ist dein Eindruck von Alan Turing als Mann?

Benedict Cumberbatch: An ihm war etwas ganz besonders Subtiles, Kompromissloses und Ungewöhnliches, aber auch etwas sehr Ruhiges und Stoisches. Er war ehrlich sich selbst gegenüber. Er sah sich auch nie als Sieger oder Held. Er tat einfach seine Arbeit. Das machte es leichter, ihn zu porträtieren.

 

 

 

 

Wie bist du damit umgegangen, dass Turing für seine Homosexualität bestraft wurde?

Benedict Cumberbatch: Er wurde angeklagt und bestraft, so wie Homosexualität heute noch in gewissen Ländern bestraft wird. Turing war einer von hunderttausend Männern, die zu dieser Zeit angeklagt wurden, vor allem während der McCarthy-Ära (Anm. d. Red.: benannt nach dem amerikanischen republikanischen Senator Joseph McCarthy in den frühen 1950er-Jahren). Es ist schockierend, dass es in Zeiten von politischen oder ökonomischen Krisen immer wieder nationalistische Gruppierungen gab, die verschiedene Minderheiten attackierten. Ich glaube, dass viele Leute, die diesen Film sehen werden, die Empörung teilen werden, die jeder fühlte, der an diesem Film arbeitete.

 

Wie schwer war es für dich, Turing während seiner letzten Tage zu spielen?

Benedict Cumberbatch: Am Ende war er ein Schatten von sich selbst. Es war eine der schwierigsten Erfahrungen, die ich als Schauspieler machen musste. Diese Momente haben mich schwer getroffen. Es war furchtbar, ihn in dieser schrecklichen psychischen und physischen Phase am Ende seines Lebens zu spielen. Er hat sich in sich aufgelöst. Es ist fast unmöglich, zu beschreiben, wie dieser brillante Mann diese Reihe an furchtbaren Erniedrigungen erleiden musste. Es hat mich zutiefst berührt, ihn an einem so tiefen Punkt zu porträtieren.

 

Ist ein Film wie dieser etwas Besonderes für dich im Hinblick darauf, dass deine Karriere sich relativ spät entwickelt hat?

Benedict Cumberbatch: Das alles übertrifft meine wildesten Erwartungen. Als ich zur Uni ging, wollte ich Anwalt werden – was aber eigentlich das war, was sich meine Eltern für mich erhofft hatten. Sie haben hart gearbeitet, um mich auf die besten Schulen zu schicken – und es war schwierig für mich, ihnen zu sagen, dass ich in ihre Fußstapfen trete (Anm. d. Red.: Beide sind erfolgreiche Schauspieler), anstatt etwas Sichereres zu lernen. Sie wissen, wie schwer ihr Beruf sein kann und wollten, wie Eltern nun mal sind, ein besseres Leben für ihren Sohn. Aber mein Vater gab mir seinen Segen, nachdem er mich in einer Uniproduktion gesehen hatte. Er sagte: „Du bist jetzt schon besser, als ich jemals war. Ich glaube, du wirst sehr gut in deinem Job sein.“ Es war für mich wichtig, ihren Segen zu haben, die Worte von meinem Vater haben mir viel bedeutet. Seit damals versuche ich, immer die beste Arbeit abzuliefern, damit meine Eltern stolz auf mich sind.

Deine Rolle als Sherlock hat dir eine Art kultische Verehrung eingebracht. Hat dich das überrascht?

 

Benedict Cumberbatch: (lacht) Es überrascht mich immer noch! Es ist erstaunlich, dass die Leute so besessen sind von einem Mann, der zeitweilig so schwierig und bedrohlich sein kann. Ich hoffe nur, dass sie mich nicht so stark mit Sherlock identifizieren, weil wir echt nicht viel gemeinsam haben. Deshalb bin ich ja glücklich, dass einige der anderen Filme, die ich gemacht habe, den Gedanken verstärken, dass ich als Schauspieler in der Lage bin, verschiedene Rollen zu verkörpern.

 

Wie schaffst du es, auf dem Boden zu bleiben?

 

Benedict Cumberbatch: Gott sei Dank habe ich gute Freunde, die ich lange kenne – lange, bevor der Trubel losging. Das hilft mir durch den Wahnsinn und ich versuche, trotz allem bescheiden zu bleiben.