Künftig soll es in Botswana wieder erlaubt sein, Elefanten zu jagen. Das 2014 eingeführte allgemeine Jagdverbot ist durch die botswanische Regierung ins Wanken gebracht worden. Als möglicher Grund für die angedachte Gesetzesänderungen werden unter anderem politische Motive genannt.

„Einziger Ausweg ist Abschuss“

Das meint zumindest der Abgeorndete Kosta Markus, der den Antrag im Parlament stellte, die Elefantenjagd in Botswana wieder zu erlauben. Sein Argument: In Botswana würden zu viele Elefanten leben. Laut seinen Ausführungen würden die rund 250.000 in der Wildnis Botswanas lebenden Elefanten ein Problem darstellen, das einzig durch Abschuss gelöst werden könnte. Platz wäre in Botswana nämlich nur für 60.000 Dickhäuter. Von ganz anderen Zahlen redet der Tierschützer Mike Chase, der die Organisation Elefanten ohne Grenzen gründete. Er spricht lediglich von etwa 130.000 Elefanten, die derzeit in Botswana leben würden. Seine Organisation war es auch, die eine Untersuchung zur Bestandsaufnahme der Elefanten in dem Land durchführen ließ. Mehr als 100.000 Quadratkilometer Land wurden von der Organisation mit Flugzeugen abgeflogen. Dabei stießen die Tierschützer auf 128 frische Elefantenkadaver – 104 konnten nach näherer Untersuchung als Opfer von Wilderei identifiziert werden. Mike Chase macht dies vor allem an den angeschlagenen Stoßzähnen der Dickhäuter fest, zudem hätten sich die Fundorte auf wenige geografische Orte konzentriert. Seiner Meinung nach sei es möglich, dass aber weitaus mehr Elefanten in Botswana wegen ihren Stoßzähnen der Wilderei zum Opfer gefallen sein könnten – nämlich bis zu 400 Tiere. Daraufhin warf der Präsident von Botswana der Organisation „Fake News“ vor, zu keinem Zeitpunkt wären in dem „Musterstaat“ mehr als 100 Elefanten Wilderern zum Opfer gefallen.

Elefantenpopulation verringert sich rapide

Die angedachten Elefantenjadgen erscheinen vor allem angesichts jener Zahlen besonders grotesk: Experten gehen davon aus, dass auf dem afrikanischen Kontinent nur noch etwas mehr als 400.000 Elefanten leben. Zwischen 2006 und 2015 hat sich die Zahl der Tiere in Afrika um fast 111.000 Tiere verringert. Grund dafür sind die angeblichen Heilkräfte, die laut Märchen in den Stoßzähnen von Elefanten enthalten sein sollen. Jährlich sollen bis zu 20.000 Tiere deswegen getötet werden. Abnehmer der Stoßzähne sind vorrangig in China zu finden. China gilt nach wie vor als Hauptumschlagplatz für das sogenannte Elfenbein, da die traditionelle chinesische Medizin von Elfenbein Gebrauch macht. Zudem gilt Elfenbeinschnitzerei dort als jahrhundertelange Tradition und ist somit als Teil der dortigen Kultur. Der einzige Lichtblick: Die chinesiche Regierung hat 2018 den Handel mit Elfenbein verboten. Ob diese Entscheidung aber die Wilderei von Elefanten stoppen wird, ist fraglich. Man geht davon aus, dass sich der Handel mit den Stoßzähnen von Elefanten auf den Schwarzmarkt verlagern wird.

Elefantenjagd könnte politischen Hintergrund haben

Neben finanziellen Anreizen könnte die Elefantenjagd vor allem den machthabenden Politikern helfen. Im Herbst diesen Jahres wird in Botswana gewählt – und die Beliebtheitswerte der derzeit regierenden Partei sinken. Diese erhofft sich durch eine mögliche Elefantenjagd die Stimmen von Bauern, denen Elefanten die Ernte ruiniert hätten. Erst im September letzten Jahres fand man laut Tierschützer Mike Chase in Botswana „die größte Elefantenwilderei an einem Ort, die ich in Afrika gesehen oder von der ich auch nur gehört habe“. 87 Tiere fand man mit abgestoßenen Stoßzähnen vor.