Du liebst Schuhe, hast ein besonders inniges Verhältnis zu deinem Auto oder kannst dir ein Leben ohne dein Smartphone nicht mehr vorstellen? Mag sein. Wir sind uns aber (fast) sicher, dass es sich dabei nicht um echte Liebe handelt. Und wenn doch: Glückwunsch, du darfst dich zum elitären Kreis der Menschen mit Objektophilie zählen!

Kathrin Ahäuser ist Fotografin aus Dortmund und portraitiert vor allem Menschen. Bei ihrem Projekt „Du liebes Ding!“ begleitete sie seit 2012 Menschen mit Objektophilie – also Menschen, die ein Ding lieben. Dabei stieß sie auf außergewöhnliche Liebesbeziehungen, wie zum Beispiel jene von Sonnili und Sonni, einem Pult in einer Musikschule in Greifswald. Sonnili hat das Pult mit sechs Jahren zum ersten Mal gesehen und sich sofort verliebt. Dann verlor sie es aus den Augen. Nach über 40 Jahren begegneten sich die beiden wieder, Sonnili durfte das Pult ersetzen und mit zu sich nach Hause nehmen. 

Auch Valentina liebt ein Objekt, und zwar einen Kran. Ja, einen Baukran. Diese riesigen Dinger, die auf einer Baustelle stehen. Den Kran hat sie Tristan genannt, 2003 hat sie ihn zum ersten Mal auf der Straße gesehen. Wegen eines Bauzauns konnte sie aber nicht näher ran. 2007 wurde der Kran von der Baufirma allerdings verkauft und Valentina hat ihn nie wieder gesehen. In ihrer Wohnung steht jetzt ein Modell von Tristan. 

Die junge Michèle liebt alle Maschinen des Typs Boeing 737-800. Sie liegt sogar mit einigen Flugzeugteilen im Bett und ja, sie hat auch Sex mit ihnen. Mehrmals pro Woche ist sie auf der Besucherterrasse des Airports zu Besuch. Bis zu 15 Mal im Jahr fliegt sie auch mit den Maschinen, oft aber nur kurze Strecken, wie z.B. nach Mailand oder Barcelona. Sie bleibt nur wenige Tage in den Städten, weil es ja um das Flugzeug geht. Die Zweisamkeit an Board kann sie übrigens nie richtig genießen, da die vielen anderen Menschen sie stören. 

Objektsexualität ist übrigens natürlich eine Form von Liebe. Menschen, die ein Ding lieben, treffen vorab keine Entscheidung für einen bestimmten Gegenstand, sie verlieben sich ganz einfach, wie jeder andere Mensch auch. Auch dient das Objekt nicht immer als Mittel zur sexuellen Befriedigung, es geht dabei um das Objekt selbst. Auch mit einem Fetisch ist die Objektliebe nicht zu vergleichen, sie ist auch in keinem Klassifikationssystem für psychische Krankheiten aufgeführt. Und natürlich gibt es die Objektliebe auch in der Tierwelt: Wir erinnern uns an den Schwan, der eine sehr innige Beziehung zu einem Tretboot hatte