Hin und wieder mal schlecht drauf zu sein, ist vollkommen normal und gehört zum Leben. Eine Depression hingegen ist eine erst zunehmende, mitunter lebensbedrohliche Krankheit, die sich durch unterschiedliche Symptomen äußert. Der Übergang von einer einfachen Verstimmung zur Depression kann fließend sein – halten Schlaflosigkeit, Lustlosigkeit, Trauer oder emotionales Taubheitsgefühl dauerhaft an, besteht dringender Handlungsbedarf. Betroffene schämen sich oft, Hilfe zu suchen oder über ihre Krankheit zu sprechen – umso wichtiger ist es daher, dass man als Freund hilft, so gut es geht.

Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren 2015 rund 322 Millionen Menschen von Depressionen betroffen, die Zahl steigt. Die Wahrscheinlichkeit, eine Freundin oder einen Freund zu haben, der oder die ebenfalls an der Krankheit leiden, sind hoch – oft leiden betroffenen Menschen still und sie bleibt von deren Umfeld unerkannt. Und selbst wenn nicht, wissen angehörige Freunde von depressiven Menschen oft nicht, wie man sie auffängt – Depressionen (zu haben) gilt nachwievor als Tabuthema.

„Depressionen dürfen keine Geheimsache sein“

Die Problematik totzuschweigen ist zweifelsfrei der falsche Zugang. Aber wie soll man sich als Freund an das Thema annähern, um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen und den Menschen zu unterstützen?

Psychologin Karin Kaiser-Rottensteiner rät, als Freund dem Betroffenen niemals zu vermitteln, dass man „weiß, wie sich eine Depression anfühlt“, nur weil man selbst auch schon Krisen hatte oder immer wieder „down“ bzw. „schlecht drauf“ ist. Depression sei eine Krankheit, die Behandlungsbedarf habe. Ansprechen sei aber wichtig und gut, denn es vermittelt, dass man sehr wohl wahrnimmt, dass derjenige seit geraumer Zeit unglücklich, bedrückt, traurig, kraftlos wirkt. Gibt man dem Anderen das Gefühl, dass jemand da ist, der ihn „sieht“ und wahrnimmt, gibt das das Gefühl, nicht alleine zu sein. Wie man ein solches Gespräch am besten startet? Laut Kaiser-Rottensteiner ist es hilfreich, auszudrücken, dass man in Sorge ist.
Ein besonders wichtiger Punkt ist auch, dass man seinem Freund klar macht, dass man immer wieder nachfragen wird, wie es dem Anderen geht – weil er (dir) wichtig ist und abzuklären, ob eine Selbstgefährdung besteht. Gerade in diesem Fall ist es wesentlich, die Problematik nicht alleine zu tragen, sondern das nähere vertrauensvolle Umfeld miteinzubeziehen, sagt die Psychologin.
Anschließend könne man gemeinsam überlegen, wo man sich Hilfe holen und an wen man sich wenden kann. Wichtig sei in diesem Fall auch, zu vermitteln, dass Freunde und Familie alleine nicht ausreichen, um eine schwere seelische Not aufzufangen. Natürlich unterscheidet sich die optimale Behandlung von Mensch zu Mensch – gerade deswegen ist es als (bester) Freund, der die andere Person schon viele Jahre kennt, wichtig, hinzuschauen.