Weihnachten ist das Gegenteil von Disziplin, die Seele liebt Braten und Süßes – der Magen aber muss schwer arbeiten. „Zu viel, zu heiß, zu schnell“, fasst der Gastroenterologe Peter Meier zusammen, was den Körper an den Weihnachtstagen besonders belastet.

Zu viel des Guten

Eigentlich ist man satt, aber es schmeckt so gut, also gibt es noch einmal Nachschlag. Und kurze Zeit später fühlt es sich an, als lägen 20 Ziegelsteine dort, wo einst der Magen war. Das Organ dehnt sich aus, um all die Speisen aufzunehmen, und irgendwann kommt es an seine Grenze.

„Der Magen gibt Alarm, dass er überfüllt ist“, erklärt der Gastroenterologe Sebastian Haag. Die Aufgabe des Magens ist es, die Nahrung zu durchmischen und vorzuverdauen. Erst dann kann der Nahrungsbrei nach und nach in kleinen Portionen in den Dünndarm gegeben werden.

Hastiges Essen macht es nicht besser. „Der Körper signalisiert erst nach 15 bis 20 Minuten, dass er satt ist“, erklärt die Ernährungsforscherin Gisela Olias. Sie empfiehlt, auf das Sättigungsgefühl zu achten. „Gerade zu Weihnachten kann man in Ruhe essen, man sollte genießen und das gemeinsame Essen zelebrieren.“ Meier ergänzt: „Zwischendurch sollte man Pausen machen.“ Damit verhindert man, dass der Magen innerhalb kurzer Zeit vollgestopft wird. „Dann nämlich hat die Muskulatur des Magens keine Kraft mehr und erlahmt“, erklärt Meier.

Das Kreuz mit dem Winter

Hinzu kommt, dass es uns im Winter generell nach herzhafter, fettreicher Kost gelüstet. Warmes Fett ist generell besser gelöst: Der Magen kann so mehr davon aufnehmen, als wenn das Fett kalt wäre. „Von Schmalz kann man nicht so viel essen“, gibt der Gastroenterologe ein Beispiel. Zu heißes fettreiches Essen ist daher nicht zu empfehlen. Außerdem arbeiten sich am Fett die Verdauungsorgane am meisten ab. „Es erhöht zudem die Verweildauer der Nahrung im Magen“, erklärt Haag.

Haag empfiehlt, die Weihnachtsgans einmal anders als gewohnt zu würzen, etwa mit Ingwer, Fenchel, Kümmel oder Anis – sie unterstützen die Verdauung. „Eine fettärmere Alternative zur Gans sind Pute oder Huhn“, rät Olias.

Oder man entscheidet sich, beim Hauptgang genüsslich zuzuschlagen, startet das Menü aber statt mit einer mächtigen Cremesuppe mit einer leichten Bouillon oder mit einem Salat. „Man sollte Chicorée, Rucola oder Endiviensalat untermischen“, rät Haag. Denn sie enthielten viele Bitterstoffe, die die Verdauungssäfte anregen. Wissenschaftlich untermauert ist das aber nicht. „Es gehört eher in den Bereich der Volksmedizin, seit Jahrhunderten arbeitet man mit Bitterstoffen bei Magen-Darm-Problemen“, erklärt Meier.

Da fühlen sich diejenigen bestätigt, die nach dem Essen zum Verdauungsschnaps greifen. Alkohol betäubt zwar leicht. Doch er setzt die Magenbeweglichkeit herab, sodass das Essen umso länger im Magen liegt, erklärt Haag. „Zudem lockern fettiges Essen und Alkohol den Schließmuskel oben am Magen“, erläutert der Gastroenterologe. Die Folge: Magensäure fließt in die Speiseröhre, Sodbrennen quält.

Doch keine Schnapsidee

Wer aber partout nicht verzichten mag, der sollte weder Obstler noch süßen Likör trinken, sondern einen Magenbitter. Der Name sagt es schon: Auch hier sind die Bitterstoffe entscheidend, nicht der Alkohol. Daher rät Olias: „Statt Kräuterschnaps lieber Kräutertee.“ Die Mischung Anis, Kümmel und Fenchel entspannt Magen und Darm. Eine Alternative ist ein Espresso nach dem Mahl. Auch er enthält viele Bitterstoffe.

Oder man hält sich an den alten Spruch: „Nach dem Essen sollst du ruhen oder 100 Schritte tun.“ Sport ist nach dem Essen keine gute Idee, moderate Bewegung wie ein Spaziergang an der frischen Luft hingegen sehr wohl. Denn die Bewegung des Körpers sorgt auch für mehr Bewegung im Magen-Darm-Trakt, die Verdauung wird angeregt.

„Der Kreislauf kommt in Schwung und die Durchblutung des Magen-Darm-Traktes wird verbessert“, erklärt Meier. Allerdings kann das auch ein Nickerchen nach dem Essen bewirken. Das muss jeder für sich herausfinden, ob er mit vollem Magen entspannt ruhen kann oder lieber ein paar Schritte geht.

Wer sich mit Völlegefühl und Bauchweh nach dem Schmaus plagt, sollte nicht hadern. „Wenn man einmal zwei, drei Wochen über die Stränge schlägt, riskiert man keine langfristigen Verdauungsprobleme„, erklärt Haag. Lieber solle man die Köstlichkeiten genießen und dann nach den Feiertagen wieder leichtere Kost mit Gemüse wählen. Denn auch der Bauch braucht einmal Urlaub.