Ich nehme die Antibaby-Pille seit ich 15 Jahre alt bin – also seit fast 10 Jahren. In meinem Kopf war die Pille irgendwie immer die einzige Möglichkeit, da ich fast ohne Pause in Beziehungen war und in meinen Single-Jahren einfach noch zusätzlich mit Kondom verhütet habe. Alle anderen Verhütungsmethoden sind irgendwie an mir vorbeigegangen. Eh ziemlich blöd, wenn man bedenkt, was so eine Hormon-Bombe langfristig mit dem Körper und der Psyche anstellt.

Als ich letzten Monat mit meinen Kolleginnen über Verhütung gesprochen habe und alle plötzlich total geschockt waren, dass ich seit 10 Jahren pausenlos die Pille nehme, habe ich angefangen, meine Methode infrage zu stellen.

Ich habe die Pille gut vertragen

Mir ging es mit der Pille eigentlich immer gut. Ich hatte als Jugendliche eine ziemlich starke und schmerzhafte Periode, was sich mit der Einnahme der Pille deutlich gebessert hat. Und auch von den zahlreichen Nebenwirkungen habe ich nicht wirklich etwas bemerkt. Mittlerweile nehme ich die Pille seit einem Monat nicht mehr. Und während dieser Zeit sind mir einige Veränderungen aufgefallen.

Das ist nach dem Pillen-Stop passiert:

1. Meine Haut ist bereits nach 2 Wochen ohne Pille viel schöner als davor. Ich habe zwar keine wirklich erwähnenswerten Hautprobleme, hatte aber immer mit kleinen juckenden Pusteln am Hals, auf der Wange und am Dekolleté zu kämpfen. Die waren bereits 2 Wochen nach Pillen-Stop verschwunden – und sind bis jetzt nicht wieder aufgetaucht.

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2. In den ersten zwei Wochen nach dem Pillen-Stop musste ich (ungelogen!!!) sogar bei Katzenfutter-Werbungen weinen. Ich bin auch im „Normalzustand“ ziemlich nahe am Wasser gebaut, aber in dieser Zeit ist mein Hormonhaushalt vollkommen Kopf gestanden. Ich habe bei Werbungen im Fernsehen, beim Musik hören in der U-Bahn, bei Hunde-Videos, bei Film-Ausschnitten (bei denen ich nicht mal wusste, um was es geht) und manchmal einfach so, ohne Grund, zu weinen begonnen. Mein Freund fand’s ziemlich amüsant.

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3. Trotz der ständigen Heul-Attacken ging es mir insgesamt irgendwie besser. Ob das nun Einbildung war oder nicht kann ich nicht genau sagen, aber mein allgemeines Wohlbefinden hat sich meiner Meinung nach doch merkbar verbessert. Ich habe in den letzten vier Wochen Notizen zu meiner Tagesverfassung und Stimmung gemacht – und ich war alles in allem ziemlich happy. Und das trotz zahlreichen, schmerzhaften Zahnarztterminen, die mir den letzten Nerv geraubt haben.

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4. Es war ein unglaublich befreiendes Gefühl, nicht jeden Abend eine Tablette einnehmen zu müssen. Ich habe mir jedes Mal vor dem Schlafengehen gedacht, dass ich etwas Wichtiges vergessen habe, bis ich gecheckt habe, dass es die gewohnte tägliche Pillen-Einnahme war. Es war so ein befreiendes Gefühl, nicht mehr abhängig zu sein, dass ich mich am Anfang wirklich jeden Abend riesig gefreut habe, dass ich jetzt nicht die Pille schlucken muss.

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5. Meine erste Periode nach dem Pillen-Stop war ein Blutbad. Ich habe zwar damit gerechnet, dass es heftig wird, aber dieses Massaker hatte ich dann doch nicht erwartet. Regelschmerzen, die ohne Schmerzmittel kaum auszuhalten waren, Schlafstörungen, Kopfweh, Kreuzweh und Blut, Blut und noch mehr Blut. Selbst die Mega-Super-Ultra-Tampons (für nach der Geburt) musste ich ziemlich oft wechseln. Das rote Drama hat sich aber (Danke Gott!!!) nach etwa zwei Tagen wieder gelegt.

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6. Ich habe weniger Hunger. Diese Sache ist mir ganz stark aufgefallen: Meine abend- und nächtlichen Heißhunger-Attacken haben in den letzten Wochen enorm abgenommen. Eigentlich war es für mich ganz normal, abends vor dem Fernseher oder beim Lesen etwas Süßes zu naschen oder um Mitternacht nochmal zu kochen. Die ständige Lust auf Essen (vor allem zu späterer Stunde) ist irgendwie verflogen.

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7. Ich fühle mich fitter. Vielleicht hängt diese Tatsache auch damit zusammen, dass ich abends nicht mehr so viel in mich hineinstopfe, aber ich bin in letzter Zeit morgens viel ausgeruhter und fitter. Es kann gut sein, dass ich mir hierbei viel einbilde, weil ich es einfach bewusst so sehr genieße, die Pille nicht mehr zu nehmen, aber wer weiß – vielleicht hängt mein gesteigertes Wohlbefinden ja auch wirklich mit der Umstellung meines Hormon-Haushalts zusammen.

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Und jetzt?

Da es mir seit einigen Wochen allgemein wirklich besser geht (meine Augen werden beim Anblick von kleinen Hündchen und Babys zwar immer noch wässrig, aber es gibt Schlimmeres), habe ich beschlossen, die Pille nicht mehr weiter zu nehmen.

Zwar habe ich mir nach 10 Jahren Pilleinnahme schon ein bisschen dramatischere Veränderungen ausgemalt und gehofft, ich würde mich wie neugeboren fühlen – ganz so extrem war die Umstellung dann aber doch nicht. Das herrliche Gefühl nicht mehr von einer kleinen Tablette, die meinen Hormon-Haushalt steuert, abhängig zu sein, war dann aber doch Grund genug, eine neue Verhütungsmethode zu probieren. Ich habe mit Freundinnen gesprochen und mich informiert und werde, wenn alles gut geht, auf die Kupfer-Spirale umsteigen.