Sie ertrug den öffentlichen Spott nicht länger: Die 31-jährige Italienerin Tiziana Cantone, die 2015 mit einem geleakten Sex-Tape zum Internet-Phänomen wurde, wurde am Dienstag von ihrer Tante tot aufgefunden. Die Polizei ermittelt Berichten zufolge wegen Suizid.

Cantone ließ sich beim Oral-Sex von einem Mann filmen und schickte das Video an ihren Ex-Freund. Im Video sagte sie den Satz „Mi stai facendo il video? Bravo“, was übersetzt soviel wie, „Du machst das Video? Gut!“ heißt.

Das Video wurde per WhatsApp geteilt und landete schließlich im Social Web. Kurz darauf machte sich halb Italien über die 31-Jährige lustig.

Ihr Bild landete auf Memes, sie wurde hundertfach parodiert, die berühmten Fußballspieler Paolo Cannavaro and Antonio Floro Flores landeten mit einer Parodie sogar einen viralen Hit und Firmen warben mit dem Zitat aus dem Video, wie zum Beispiel das Wettbüro Paddy Power:

 

Klagen gegen Facebook, Yahoo und Google Italien waren Medienberichten zufolge teilweise erfolgreich: Cantone konnte erwirken, dass Content mit ihrer Referenz entfernt wird. Sie war sogar dabei, ihren Namen zu ändern, kündigte ihren Job und zog wieder zu ihrer Familie, weil sie den öffentlichen Spott nicht länger ertrug.

Nun ist sie tot.

„Tiziana Cantone. Wenn dein Name Tiziano wäre, dann würdest du noch Leben. Es ist die Wahrheit. Weil ein Mann, der Sex hat, nicht für so viel Aufregung sorgt. Eine Schande.“, heißt es nun auf Twitter.

„Habe gerade von Tiziana Cantones Selbstmord gelesen: Ich kann erst jetzt die ganze Dynamik begreifen. Wenn sei ein Mann gewesen wäre, hätte man es cool gefunden.“

Menschen auf der ganzen Welt solidarisieren sich nun mit der Italienerin: Es gehe um Respekt, sie wurde zum Slut-Shaming-Opfer, mit ihrer Bloßstellung wurde Geld gemacht, kritisieren einige feministische Bloggerinnen auf YouTube. Ein Mensch musste sterben, damit ein paar Idioten im Internet was zu lachen haben.

Ein Video zeigte nun, wie ihre Mutter bei ihrer Beerdigung völlig zusammebrach. War es den Lacher wert, liebes Internet?