„Sex and the City“ machte Kim Cattrall zum Star. Aber die erfolgreiche Serie verschaffte ihr auch einen Ruf als zickige Sex-Bombe, gegen den die Schauspielerin seitdem ankämpft. Heute wird Cattrall 60 – und konzentriert sich auf Theater und Qualitätsfilme.

Die Rolle ihres Lebens wollte Kim Cattrall eigentlich gar nicht annehmen. Dreimal sagte sie den Produzenten von „Sex and the City“ ab. „Ich wusste nicht, ob die Rolle sich entwickeln oder ein zweidimensionaler Witz bleiben würde“, sagte die Schauspielerin dem britischen „Guardian“. Dann überzeugte sie der Freund des Serien-Erfinders Darren Starr doch noch. „Im allerletzten Moment. Sie hatten schon eine andere angeheuert, die sie dann ausbezahlen mussten.“ Die Serie wurde zum Welterfolg und die Rolle der männermordenden Sex-Bombe und erfolgreichen Business-Frau Samantha Jones machte Cattrall zum preisgekrönten Star.

Mehr als zehn Jahre nach dem Ende von „Sex and the City“ sichert die Serie ihr anhaltende Berühmtheit – aber sie ist auch eine Last, privat wie beruflich. Viele Männer hätten wohl das Gefühl, es brauche großen Mut um mit ihr auszugehen, sagt die blonde Cattrall, die nach drei gescheiterten Ehen inzwischen Single ist. Immer wieder müsse sie betonen, dass sie nicht Samantha Jones sei. „Es gibt da diesen Ausdruck, den die Menschen in die Augen bekommen, wenn ich mit ihnen spreche. Sie sehen mich dann nicht, und ich weiß, das ist, weil gerade ein Film in ihrem Kopf abläuft.“

Das Ende von „Sex and the City“ hinterließ zudem einen üblen Nachgeschmack. Als Cattrall und ihre Kolleginnen Cynthia Nixon und Kristin Davis für die an die Serie anschließenden Filme deutlich weniger Geld bekommen sollten als der Hauptstar der Serie, Sarah Jessica Parker, rebellierte Cattrall. „Ich fand das mit dem Geld einfach Mist. Es hat mich nicht fürs Leben abgesichert, und ich fand, das sollte es auch für uns drei. Aber es wurde nur zu meinem Kampf. Das haben Cynthia und Kristin so entschieden, und das ist auch okay, aber für mich war es nicht in Ordnung.“

Klatschblätter machten daraus einen Fall von extremer Stutenbissigkeit. „Aber darum ging es nicht, es ging darum, für etwas zu kämpfen, von dem ich glaubte, dass wir es alle haben sollten.“

Den Kampfgeist habe sie von ihrer Mutter, sagt Cattrall. „Sie war eine sehr starke Frau und hat mir beigebracht, dass man im Leben Entscheidungen treffen muss, die gut für einen selbst sind, und dass man sich nicht auf einen Mann verlassen darf.“ Cattralls Mutter war Sekretärin, der Vater Ingenieur, die Familie lebte in Liverpool in Großbritannien, wo die Schauspielerin 1956 geboren wurde. Noch als sie ein Baby war, wanderte die Familie nach Kanada aus. Mit elf Jahren nahm Cattrall erstmals Schauspielunterricht und bekam früh erste Rollen.

Fast in Vergessenheit geraten ist, dass Cattrall bereits in den 1980ern Erfolge feierte, ob sie nun Kurt Russell in John Carpenters „Big Trouble in Little China“ (1986) den Kopf verdrehte, oder als verzauberte Modepuppe in der Liebeskomödie „Mannequin“ (1987) nachts zum Leben erwachte. 1991 spielte sie in „Star Trek VI: Das unentdeckte Land“ eine intrigante Vulkanierin. Dennoch wird sie wohl am ehesten mit ihrer Rolle in „Sex and the City“ in Verbindung gebracht werden.

Am liebsten hatte sie immer das Theater und nahm oft Filmrollen nur an, um sich von den Gagen den Lebensunterhalt finanzieren und so weiter am Theater spielen zu können. Mit Hollywood hat Cattrall inzwischen abgeschlossen. „Wenn man eine Schauspielerin über 40 ist, ist man da doch tot“, sagt sie. „Die Marginalisierung von Frauen in Hollywood ist angsterregend, für mich gibt es dort keinen Platz mehr. Es macht mich sauer, aber ich finde andere Dinge, die mich mehr erfüllen.“