„Sie, meine Tochter, Louise. Sie ist 4 Monate alt, hat zwei Arme, zwei Beine, dicke Backen und ein Chromosom zu viel.

Bitte, wenn Sie Louise begegnen, fragen Sie ihre Mutter nicht ‚wurde das nicht während der Schwangerschaft festgestellt?‘ Entweder wurde es festgestellt und die Entscheidung der Mutter ‚das Kind zu behalten‘ wurde bewusst getroffen. Oder es wurde nicht festgestellt und die Überraschung war groß genug, um jetzt nicht in der Wunde bohren zu müssen. Außerdem hat jede Mutter die unangenehme Angewohnheit, sich wegen allem und jedem schuldig zu fühlen – wie es dann mit einem übersehenem, zusätzlichen Chromosom ist, brauche ich wohl nicht zu erklären.

Sagt ihrer Mutter nicht ‚Das ist trotzdem Ihr Kind‘. NEIN. Es ist mein Kind, Punkt. ‚Trotzdem‘ ist ein hässlicher Vorname, da ist mir Louise bei Weitem lieber.

Sagt ihrer Mutter nicht  ‚das Kleine ist trisomique …etc‘ Nein. Es ist eine vier Monate alte Kleine, die Trisomie hat oder an Trisomie erkrankt ist. Dieses überflüssige Chromosom ist nicht, was sie ist, das ist das, was sie hat. Sie würden auch nicht sagen ‚da es eine kleine Krebslerin ist…‘.

Sagt nicht ‚Diese Kinder sind so oder sie sind so und so‘. Nein. Sie haben ihren eigenen Charakter, ihr eigenes Aussehen, ihre eigenen Geschmäcker und ihre eigene Laufbahn. Sie sind untereinander so unterschiedlich wie Sie und Ihr Nachbar.

Ich weiß, dass wenn man das nicht selbst erlebt hat, man nicht daran denkt, aber Wörter sind wichtig. Sie können trösten oder verletzen. Also denken Sie daran, nur eine Sekunde, vor allem wenn Sie Teil der betreuenden Mediziner sind und einen weißen, rosaroten oder grünen Kittel tragen.

Ich mache meinen Status auf Facebook normalerweise nicht öffentlich, aber bei diesem Post werde ich eine Ausnahme machen. Sie können ihn teilen wenn Sie wollen.

Denn ‚Mütter von Louise‘ gibt es 500 neue pro Jahr, die sich wegen unglücklicher Wörter einen ganzen Tag verleiden lassen. Ich weiß, dass die Verletzungen nicht absichtlich gemacht werden. Man muss es nur wissen.“

Quelle: Wienerin, Übersetzung: Tanja Jedlitschka