Wurde Gil Ofarim im Oktober in einem Hotel in Deutschland antisemitisch beleidigt? Die Ermittler bezweifeln das und haben inzwischen sogar Anklage wegen Verleumdung gegen den Musiker erhoben. Während Gil zu der Klage schweigt, meldet sich nun der Hoteldirektor zu Wort.

Der Hoteldirektor macht den Medien aufgrund ihrer Berichterstattung im Fall Ofarim schwere Vorwürfe.

Der Fall Gil Ofarim

Es war ein Fall, der vergangenes Jahr für viel Aufsehen sorgte. Als Gil Ofarim im Oktober in ein Hotel einchecken will, beklagt er, dass ihn ein Mitarbeiter antisemitisch behandelt habe. Nachdem andere in der Schlange am Check-in vorgezogen wurden, versuchte Ofarim nämlich, dem nachzugehen. Daraufhin habe ihn ein Mann aufgefordert, den Davidstern – den Ofarim um den Hals trägt – einzupacken.

In einem Instagram-Video erklärt er nach dem Vorfall, dass auch der Hotelmitarbeiter daraufhin antisemitisch reagierte. „Und dann sagt er [Anm. der Hotelmitarbeiter]: Wenn ich ihn jetzt einpacke, darf ich einchecken.“ Ofarim erstattet anschließend Anzeige gegen den Mitarbeiter.

Verleumdungsklage gegen Gil Ofarim

Doch dann die Wendung: Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat ihre Ermittlungen abgeschlossen und am 31. März Anklage gegen den Musiker erhoben – wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung. Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass an Ofarims Behauptung, er sei im Oktober in einem Leipziger Hotel von einem Mitarbeiter antisemitisch beleidigt worden, gar nichts dran ist. Ofarim könnten im Falle einer Verurteilung nun sogar bis zu fünf Jahre Haft drohen. Das Verfahren gegen den beschuldigten Hotelmitarbeiter wurde hingegen eingestellt. 

Während es in den vergangenen Wochen dadurch still um den Musiker wurde, spricht der Leipziger Hoteldirektor jetzt über die schreckliche Zeit nach den Vorwürfen des Sängers.

Hotel-Direktor schildert Zeit nach den Vorwürfen

In der Show „Zapp“ des Senders NDR hat Andreas Hachmeister, der Direktor des „Westin Hotels“, nun erzählt, wie er und seine Belegschaft die Antisemitismus-Vorwürfe erlebt haben. Demnach sei die Zeit nach der Veröffentlichung von Ofarims Video alles andere als leicht gewesen. „Das war kein Shitstorm für uns. Das war ein Orkan. Oder noch schlimmer als ein Sturm, der über uns hereingebrochen ist“, so Hachmeister im Interview.

Tausende von Hassanrufen haben das Hotel daraufhin erreicht. Auch der Shitstorm bei Social Media sei erschreckend gewesen. Das mache natürlich etwas mit einem, so der Hoteldirektor. „Am 5. Oktober hat sich ein Teil meines Lebens geändert“, erklärt der Hachmeister in der Show.

Zudem musste das Hotel auch mit etliche Presseanfragen aus der ganzen Welt zurechtkommen. Hachmeister kritisiert da vor allem auch, wie die Medien mit dem Hotel umgegangen seien. „Es trifft einen im Mark“, so der Direktor weiters im Gespräch. Auch ein halbes Jahr danach sei es schwer zu verarbeiten.

Ofarim hat sich bislang noch nicht zur Anklage geäußert

Die Anklageschrift hätte sein Anwalt schon am 11. April erhalten. Das bestätigte das Leipziger Landgericht im Gespräch mit Bild. Nach Angaben von Ofarims Anwalt, Markus Hennig, wolle der Sänger bei seiner Aussage bleiben. 

Aber auch wenn sich Ofarims Anwalt nun geäußert hat, muss bald auch der Sänger selbst eine Erklärung abgeben. Denn die Anklage gegen ihn ist bereits von Ende März. Und der Vorsitzende Richter Hans Jagenlauf erklärt: „Es läuft eine Vier-Wochen-Frist bis zum 9. Mai. Bis Montag hat Herr Ofarim die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern.“