Theoretisch sollte man seine Frauenärztin alles fragen können, was man möchte. Aber manchmal ist die Scheu doch zu groß und man googelt stundenlang im Internet.

Das ist allerdings nicht die Lösung, denn auf Dr. Google sollte man niemals hören. Wir haben euch gefragt, was ihr schon immer von eurer Frauenärztin wissen wolltet und euch einfach nicht traut zu fragen und die zehn häufigsten Fragen von Frau Univ. Prof. Dr. Doris Maria Gruber, Frauenärztin in Wien, beantworten lassen.

1. Woran kann es liegen, dass ich keinen Orgasmus bekomme?

„Es kann natürlich anatomische Veränderungen geben oder es gibt grundsätzlich zu wenig Körpererfahrung. Also man muss seinen eigenen Körper schon auch kennenlernen und selbst erkunden, um dann zu wissen ‚wie der Hase läuft‘. Es gibt ganz selten organische Defizite für Anorgasmie. Meistens ist es auch eine gewisse Ungeschicklichkeit oder eine Unerfahrenheit auf beiden Seiten. Aber zum Glück ist selten etwas Krankhaftes dahinter.“

2. Wie pflegt man seinen Intimbereich richtig?

„In dem man sich nicht mit Seife, sonstigen Lösungsmitteln oder Reinigungsmitteln nach innen wäscht. Das sollte man nur dann anwenden, wenn eine Infektion oder Erkrankung der Scheide vorliegt. Dann kann es notwendig sein die Scheide zu waschen und zu spülen. Aber grundsätzlich reinigt sich die Scheide von selbst, indem das Sekret nach außen fließt und man das mit Wasser abwäscht. Wasser reicht vollkommen. Was vielleicht auch wichtig ist zu erwähnen: Die Intimrasur ist nicht hygienischer als die natürliche Schambehaarung.“

3. Kann man unter PMS – Beschwerden leiden, wenn man die Pille nimmt?

„Ja, das kann man auch. Es gibt Pillen, die das Prämenstruelle Syndrom nicht lösen oder zum Verschwinden bringen. Das gibt es. Dann muss man die Pille wechseln oder eine andere Maßnahme ergreifen. Nicht jede Pille nimmt PMS – Beschwerden. Aber die meisten machen das, ja. Wenn das nicht funktioniert, muss man überlegen, ob die Frau überhaupt die Pille nehmen soll. Wenn man von der einen auf die andere wechselt und die Probleme nicht besser werden, dann muss man das ‚Konzept Pille‘ in Frage stellen.“

4. Stimmt es, dass die Pille die Scheide austrocknen kann?

„Ja, das stimmt. Die Pille unterdrückt die eigene Hormonproduktion. Sie führt zwar Hormone zu, die wichtig sind, aber sie kann auch austrocknen –  besonders jene Pillen, die eine anti-androgene Wirkung haben. Das sind die typischen Akne-Pillen. Da will man das ja auf der einen Seite, dass die Haut ein bisschen trockener wird und nicht so fettig, glänzend und talkreich ist. Aber auf der anderen Seite kann das im Genitalbereich dazu führen, dass man trocken wird. Das kann sehr unangenehm sein und die Libido deshalb einschränken.“

5. Was kann man manchen, wenn der Rückholfaden der Spirale weg ist?

„Zuerst muss man sich einer gynäkologischen Untersuchung unterziehen. Meistens sagt einem ein Gynäkologe, dass der Rückholfaden nicht mehr sichtbar ist. Da gibt es so eine kleine Greifzange mit der man vorsichtig sondiert und schaut, ob sich der Faden vielleicht in den Gebärmutterhals hinaufgeschlagen hat. Wenn das der Fall ist, dann kann man ihn leicht wieder zurückholen. Wenn er vollkommen verschwunden ist, dann muss man die Spirale wahrscheinlich chirurgisch, operativ entfernen.  Auch das gibt es immer wieder. Aber wenn man den Faden nicht sieht, sollte man auch in Erwägung ziehen, ob die Frau die Spirale nicht verloren hat. Das kann sowohl nach außen als auch in die Bauchhöhle sein. Heftige Blutungen verbunden mit Krämpfen können die Spirale unbemerkt nach außen drücken. Es gibt Fälle, da wandert die Spirale durch die Gebärmutterhöhle durch. Das kann dann der Fall sein, wenn die Frau unmittelbar nach der Geburt eine Spirale gesetzt bekommen hat. Dann ist alles noch so weich und sensibel, sodass der Fremdkörper durch die Gebärmutterwand oder durch die Narbe nach einem Kaiserschnitt ‚durchwandern‘ kann. Also von alleine passiert das meistens nicht, da muss schon eine „Schwachstelle“ im Gewebe vorhanden sein.“

6. Kann man den Geruch seines Ausflusses beeinflussen?

„Der Körpergeruch und auch der Geruch im Intimbereich verändern sich während des natürlichen Zyklus‘ und auch unter hormoneller Empfängnisverhütung. Die Hormonschwankungen während des natürlichen Zyklus‘ beeinflussen den Geruch, sowohl das eigene Geruchsempfinden als auch wie man riecht, die Ausdünstungen sozusagen. Man kann den Geruch des Ausflusses aber auch mit beeinflussen, indem man auf seine Ernährung achtet und gegebenenfalls umstellt. Das was man isst, beeinflusst auch die Körpersekrete.“

7. Ist die Frauenärztin auch für den Analbereich zuständig?

„Indirekt ja, denn es tritt folgendes Phänomen immer wieder auf: Frauen kommen mit vaginalen Infektionen, man macht dann eine Keimanalyse und findet Analkeime. Da wird man stutzig. Wie kommen die dorthin? Dann muss man den Personen ein bisschen „auf den Zahn fühlen“ und es stellt sich heraus, dass gewisse Sexualpraktiken ausgeübt werden, die unvorteilhaft für die Scheide sind. Und nebenbei bemerkt auch für den ganzen Körper und die Seele.“

8. Was hat sie dazu motiviert, Frauenärztin zu werden?

„Ich persönlich bin rein zufällig zur Frauenheilkunde gekommen, weil es damals eine freie Ausbildungsstelle an der Universitätsklinik gab und da musste ich zusagen. Es gibt in der Berufswahl und Berufsentscheidung auch den Zufall oder es gibt von Beginn an das besondere Interesse an einem Gebiet und man strebt das Fach zielsicher an. Für mich persönlich war es tatsächlich der Zufall und ich fühl mich sehr wohl mit dieser Entscheidung, weil ich der Meinung bin, dass wenn man sich in der Medizin in ein Spezialfach vertieft, man überall seine Interessengebiete findet. Es gibt nichts Uninteressantes in der Medizin.“

9. War es anfangs seltsam den Intimbereich von jeder Frau zu sehen?

„Nein, weil man lernt, dass es nicht komisch ist. Das ist einfach so. Chirurgen schauen auch in den Menschen rein und das ist auch nicht komisch. Es ist eine Körperöffnung wie viele andere auch und der Frauenarzt beurteilt und wertet auch nichts. Das ist eine professionelle Arbeit wie bei anderen Ärzten und Berufsgruppen. Darüber hinaus ist es in der Frauenheilkunde sehr wichtig, die gesamte Person und Ihre Probleme zu erfassen, die sich sehr häufig nicht nur auf die Geschlechtsorgane beziehen.“

10. War Ihnen als Frauenärztin schon mal eine Situation mit einer Patientin unangenehm?

„Das kommt selten vor. Meistens bin ich eher verblüfft über manche Fragestellungen und es gibt immer etwas, was man noch nicht gehört hat. Das wird sich auch nicht ändern. Auch wenn die Erfahrung zwar mit den Jahren steigt und es immer weniger Dinge gibt, die man noch nie gehört hat, so sind erstaunlicherweise immer wieder welche dabei, die man noch nicht kennt.“