Als erstes großes Land in Lateinamerika hat Argentinien nun die Abtreibung legalisiert. Erlaubt ist ein Abbruch bis zur 14. Schwangerschaftswoche.

Bisher war der Abbruch von Schwangerschaften in dem streng katholischen Land nur in besonderen Fällen erlaubt, etwa nach einer Vergewaltigung oder bei Gefahr für das Leben der Mutter.

Argentinien erlaubt Abtreibung bis zu 14. Woche

Heute, am 30. Dezember 2020, schreibt Argentinien Geschichte. Als erstes großes Land in Lateinamerika erlaubt es nun Schwangerschaftsabbrüche. 38 Senatoren stimmten am Mittwoch für eine Gesetzesreform, 29 dagegen, einer enthielt sich, wie die Senatspräsidentin und ehemalige Staatschefin Cristina Kirchner in Buenos Aires mitteilte. Der Abstimmung war zudem eine Marathondebatte vorausgegangen, die rund 13 Stunden andauerte. Bisher waren Abtreibungen nur in Ausnahmefällen legal. Schätzungen zufolge gibt es pro Jahr aber zwischen 370.000 und 520.000 heimliche Abtreibungen. Dabei kommt es immer wieder zu Komplikationen und auch zu Todesfällen.

Harter Kampf für Frauenrechte

Das Thema Abtreibung wird in Argentinien schon länger diskutiert. Immer wieder gingen Frauenrechtsaktivisten auf die Straße, um sich für ein liberales Gesetz stark zu machen. 2018 scheiterte aber ein Gesetz für ein liberales Abtreibungsrecht im Parlament knapp. Mitverantwortlich war damals die katholische Kirche. In der Heimat des Papstes, der sich am erst am 29. Dezember erneut gegen die Legalisierung der Abtreibung aussprach, spielt sie bis heute auch als politischer Faktor eine wichtige Rolle.

Präsident Alberto Fernández hingegen hatte Geschlechtergerechtigkeit zu einer Priorität seiner Regierung erklärt und mehrere Initiativen auf den Weg gebracht. So wurde auch eine Quote für Transpersonen eingeführt: Mindestens ein Prozent der Stellen im öffentlichen Sektor muss demnach in Argentinien mit Personen besetzt werden, die transgender sind. Etwa fünfzehn Prozent des nationalen Budgets für 2021 fließen zudem in Projekte, die direkt oder indirekt Geschlechtergerechtigkeit in Argentinien fördern sollen, etwa Projekte zur Gewaltprävention, Arbeitsmarktprogramme oder der Kampf gegen Menschenhandel.