Seitdem Russland den Krieg in der Ukraine begonnen hat, ziehen sich zahlreiche Labels und Firmen aus dem Land zurück. Dass das Luxuslabel Chanel seine Waren jetzt auch nicht mehr an russische Staatsbürger verkauft, führt nun jedoch zu einem Protest.

Influencerinnen kritisieren das Unternehmen online.

Russische Influencerinnen zerschneiden ihre Handtaschen

Seit der russische Präsident Wladimir Putin Ende Februar die Invasion in der Ukraine startete, zogen viele internationale Marken Konsequenzen. Nach und nach zogen sich die Labels und Marken aus Russland zurück. Sie stoppten Online-Verkäufe und beteiligten sich an den Sanktionen gegen Russland.

Auch das Luxuslabel Chanel reagierte mit Konsequenzen auf den Krieg in der Ukraine. Das Label erklärte, dass jetzt auch keine Produkte mehr an russische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger verkaufen will, sofern die Menschen planen, diese nach Russland zu bringen. Es sei also jetzt auch für russische Touristinnen und Touristen im Ausland nicht mehr möglich, Chanel-Taschen, Parfüms oder Kleidung zu kaufen und dann in die Heimat zu transportieren.

Eine Entscheidung, die für einige russische Influencerinnen wohl zu weit geht. Die russische Influencerin Victoria Bonya, die auf Instagram mehr als neun Millionen Follower hat, reagierte auf die Entscheidung des Labels mit einem Protestvideo. „Wenn das Haus Chanel seine Kunden nicht respektiert, warum müssen wir dann das Haus Chanel respektieren?“, sagt sie und zerschneidet ihre persönliche Chanel-Tasche. Ein Schritt, den ihr kurze Zeit später andere Russinnen nachmachen.

Influencerin will Zeichen gegen „Russophobie“ setzen

Die DJane Katya Guseva macht es ihr etwa gleich und postet ebenfalls ein Video, in dem sie Chanel kritisiert und eine „Russophobie“ des Labels beklagt. „Nachdem ich von der Politik der Marke gegenüber Russen erfahren hatte, beschloss ich, diese Taschen aus meinem Alltag zu entfernen, bis sich die Situation ändert“, schreibt sie zu einem Video, in dem sie ihre schwarze Chanel-Tasche zerschneidet.

„Mit diesem Video rufe ich nicht dazu auf, Dinge von irgendwelchen Marken zu zerstören, ich möchte nur sagen, dass keine Tasche, kein Ding meine Liebe für mein Land und meinen Respekt für mich selbst wert ist. Ich bin gegen Russophobie, ich bin gegen eine Marke, die Russophobie und die Diskriminierung von Frauen aufgrund ihrer Nationalität unterstützt.“

Katya Guseva fordert dann ihre Community, die aus mehr als 587.000 Followern besteht, auf, sich an der Aktion zu beteiligen. „Es spielt keine Rolle, ob Sie eine Tasche oder irgendetwas von dieser Marke besitzen – Sie können das Chanel-Logo einfach auf ein Stück Papier malen, ausschneiden oder durchstreichen und so Ihre Haltung gegenüber Russophobie, Diskriminierung und Doppelmoral zum Ausdruck bringen“, schreibt sie.

Während manche sie in den Kommentaren für ihre Haltung loben und die Aktion befürworten, gibt es unter den Videos auch ganz schön viel Kritik. Denn einige User betonen, dass es in Anbetracht eines Krieges wichtigere Dinge geben sollte, als Designertaschen. „Es geht auch ohne Chanel! Und ein Kind ohne Mutter? Ohne ein Zuhause?“, schreibt etwa eine Userin.

Chanel äußert sich zu Protestvideos

Chanel hat mittlerweile auf die Protestvideos reagiert und betont gegenüber „Insider“, dass die Entscheidung, keine Produkte mehr zu verkaufen mit den Sanktionen übereinstimme und das Label „alle Gesetze“ einhalte. „Aus diesem Grund haben wir ein Verfahren eingeführt, mit dem wir Kunden, deren Hauptwohnsitz uns nicht bekannt ist, bitten, zu bestätigen, dass die von ihnen gekauften Artikel nicht in Russland verwendet werden“, erklärt ein Vertreter.

„Wir sind uns darüber im Klaren, dass dieser Weg durch das Gesetz bei einigen unserer Kunden zu Enttäuschungen geführt hat […]. Wir arbeiten derzeit daran, diesen Ansatz zu verbessern und entschuldigen uns für etwaige Missverständnisse, die dadurch entstanden sind, da es für Chanel eine Priorität ist, alle unsere Kunden willkommen zu heißen, unabhängig davon, woher sie kommen.“